Rückgang der Darmkrebs-Diagnosen im Saarland während der COVID-19-Pandemie
08.12.2022 - Wissenschaftler vom Krebsregister des Saarlands und vom Deutschen Krebsforschungszentrum zeigen: 2020 wurden im Saarland insgesamt 17 Prozent weniger Darmkrebs-Neuerkrankungen gemeldet als im Vergleichszeitraum 2015 bis 2019. Hochgerechnet auf ganz Deutschland ist daher mit insgesamt etwa 10.000 verzögert diagnostizierten Darmkrebserkrankungen zu rechnen.
Bereits zu Beginn der COVID-19-Pandemie, Anfang des Jahres 2020, hatten Experten vor Verzögerungen in der Diagnostik und Therapie von Krebserkrankungen gewarnt. Als Ursachen dafür wurden zum einen die Überlastung der Kliniken und anderer medizinischer Einrichtungen genannt. Zum anderen war schon früh abzusehen, dass viele Menschen aus Sorge vor einer Ansteckung die Früherkennungsuntersuchungen mieden.
„Diese beiden Effekte halten wir bei Darmkrebs für besonders beunruhigend, einer sehr häufigen Krebserkrankung, für die eine wirksame Vorsorge zur Verfügung steht“, sagt Hermann Brenner, Epidemiologe im Deutschen Krebsforschungszentrum.
Bundesweite Krebsregister-Daten aus dem Zeitraum der Pandemie liegen noch nicht vor. Doch das Krebsregister des Saarlands hat nun erste Zahlen zur Entwicklung der Darmkrebs-Neuerkrankungen im Jahr 2020 vorgelegt. Das Team um Bernd Holleczek, Krebsregister des Saarlands, und Hermann Brenner verglich die Zahlen der neudiagnostizierten Darmkrebs-Fälle im Jahr 2020 mit dem Durchschnittswert der Jahre 2015 bis 2019.
Über alle Quartale des Jahres 2020 hinweg lag die Anzahl der Neudiagnosen um 17 Prozent unter der aus den Vorjahren zu erwartenden Zahl. Am stärksten ausgeprägt war der Einbruch im zweiten Quartal 2020, in dem fast ein Drittel weniger Darmkrebsfälle als im Vergleichszeitraum diagnostiziert wurden. Dieser Einbruch wurde auch in den folgenden Quartalen des Jahres 2020 nicht mehr kompensiert.
„Wenn wir die im Saarland erhobenen Zahlen bundesweit hochrechnen, müssen wir für das Jahr 2020 von insgesamt etwa 10.000 verzögert diagnostizierten Darmkrebserkrankungen in ganz Deutschland ausgehen. Als Folge dieser Verzögerungen ist mit einem deutlichen Anstieg an spät diagnostizierten Fällen von Darmkrebs in den Folgejahren zu rechnen. Da bei spät erkannten Erkrankungen die Chancen auf Heilung schlechter stehen als bei früh diagnostizierten Tumoren, lohnt es sich, verschobene oder anstehende Darmkrebs-Früherkennungsuntersuchungen so rasch wie möglich nachzuholen und anstehende Untersuchungstermine auf jeden Fall wahrzunehmen“, empfiehlt Bernd Holleczek.
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