Rückgang der Herztransplantationen und Zunahme mechanischer Herzunterstützungssysteme
28.05.2024 - In den ersten vier Monaten dieses Jahres liegt die Zahl der Organspenden etwas unter dem Niveau des Vergleichszeitraums 2023.
Von Januar bis April 2024 gab es bundesweit 292 postmortale Organspender, im Jahr zuvor 311. Aktuell warten ca. 8.400 Menschen auf eine lebensrettende Organtransplantation, darunter 702 schwerst Herzkranke auf ein Spenderherz. Diese Zahl verdeutlicht den akuten Bedarf an Spenderorganen und zeigt, wie seit Jahren, die unverändert große Diskrepanz zwischen Bedarf und Verfügbarkeit von Spenderorganen. Richtet man den Blick auf die Anzahl von Organspender*innen pro eine Million Einwohner, steht Deutschland bei einem europaweiten Vergleich nicht vorbildhaft dar. Laut Eurotransplant International Foundation ist in Spanien ist die Spendebereitschaft am größten.
Die Herztransplantation gilt nach wie vor als Goldstandard zur Behandlung einer schweren Herzinsuffizienz im Endstadium. Auf Grund des Organmangels zeigen die jüngsten Daten jedoch einen Rückgang der Herztransplantationen in Deutschland. Wurden 2023 im Zeitraum Januar bis April 108 Herzen verpflanzt, sind es im gleichen Zeitraum 2024 nur noch 98. Im Durchschnitt warten herzkranke Patient*innen 6 Monate bis zu 2 Jahren auf ein Spenderherz. Aufgrund des Mangels an Spenderherzen sind permanente mechanische Herzunterstützungssysteme (Ventricular Assist Devices; VAD) eine lebenswichtige Übergangslösung für Patient*innen mit schwerer Herzinsuffizienz. Im Jahr 2023 erhielten insgesamt 772 (2022: 672) Patient*innen ein permanentes, mechanisches Herzunterstützungssystem.
Xenotransplantation: Ein Blick in die Zukunft
Ein bedeutender Fortschritt in der Transplantationsmedizin könnte die Xenotransplantation darstellen, also die Transplantation tierischer Organe auf den Menschen. Im Januar 2022 wurde erstmals ein speziell konditioniertes Schweineherz erfolgreich auf einen Menschen transplantiert. Obwohl dies eine vielversprechende Innovation darstellt, fehlen derzeit noch evidenzbasierte Erkenntnisse, klinische Erfahrungen und Langzeitergebnisse. Die dauerhafte Kontrolle und Therapie der körpereigenen Abwehr und der daraus resultierenden Abstoßung des fremden Organs bleibt eine große Herausforderung. Daher ist dieses als Xenotransplantation bezeichnete Verfahren aktuell keine Alternative zu einer Organspende von Mensch zu Mensch.
Diskrepanz zwischen Zustimmung und Ausweisbesitz/Registrierung
Obwohl die Mehrheit der deutschen Bevölkerung der Organspende positiv gegenübersteht, zeigt sich eine deutliche Diskrepanz in der tatsächlichen Bereitschaft zur Organspende. Mit dem Start des Organspende-Registers können Entscheidungen seit 2024 zur Organ- und Gewebespende online DSGVO-konform festgehalten werden. Bis April dieses Jahres haben sich dort bereits ca. 100.000 Menschen registriert. Auch wenn die freiwillige Erklärung und Erfassung im Register ein wichtiger Schritt sei, plädiert die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie weiterhin für die sog. Widerspruchslösung. Entgegen der bisher in Deutschland geltenden Zustimmungsregelung würde bei einer Widerspruchsregelung jeder als Organspender gelten, sofern er zu Lebzeiten nicht aktiv widerspricht. „Man sollte sich darüber bewusst sein, jederzeit in die Lage kommen zu können, ein Spenderorgan zu benötigen“, so die herzchirurgische Fachgesellschaft DGTHG.
Kontakt
Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie e.V. (DGTHG)
Langenbeck-Virchow-Haus Luisenstraße 58/59
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