Aus den Kliniken

S3-Leitlinie Psychoonkologie aktualisiert

06.06.2023 - Die S3-Leitlinie „Psychoonkologische Diagnostik, Beratung und Behandlung von erwachsenen Krebspatient*innen“ wurde aktualisiert. In der überarbeiteten Fassung wurden elf Themen neu aufgenommen und weitere Kapitel inhaltlich überarbeitet.

Im Rahmen des Leitlinienprogramms Onkologie wurde die S3-Leitlinie „Psychoonkologische Diagnostik, Beratung und Behandlung von erwachsenen Krebspatient*innen“ aktualisiert. In der überarbeiteten Fassung wurden elf Themen neu aufgenommen, unter anderem zu Besonderheiten spezieller Zielgruppen wie älteren Patient*innen oder Patient*innen mit Hirntumoren. Darüber hinaus wurden weitere Kapitel inhaltlich überarbeitet. Die S3-Leitlinie entstand unter Federführung der Arbeitsgemeinschaft für Psychoonkologie (PSO) in der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) und unter Mitwirkung von 59 Fachgesellschaften. Ziel ist es, evidenzbasierte Empfehlungen für die psychoonkologische Diagnostik, Beratung und Behandlung für den gesamten Verlauf einer Krebsbehandlung aufzuzeigen und so die psychoonkologische Versorgung erwachsener Patient*innen mit Krebs zu verbessern.

Eine Krebserkrankung wird von Betroffenen und ihren Angehörigen häufig als sehr belastend wahrgenommen. Die Diagnose Krebs kann zu akuten Krisen führen, Ängste und das Gefühl von Hilflosigkeit auslösen. Auch die körperlichen Folgen der Behandlungen können als deutliche Einschränkung wahrgenommen werden.

Durch psychoonkologische Maßnahmen soll die Lebensqualität der Patient*innen und ihrer Angehörigen erhalten oder erhöht werden. Die S3-Leitlinie gibt Empfehlungen für die psychoonkologische Versorgung basierend auf dem aktuellen Wissensstand.

Neue Themen im Bereich psychoonkologische Interventionen: E-Health, Krisenintervention und Interventionen in der Palliativphase

Psychologische Interventionen sind nicht-medikamentöse Behandlungen, bei denen Expert*innen wie Psycholog*innen, Psychotherapeut*innen oder Sozialarbeiter*innen mit den Patient*innen zusammenarbeiten.

Für diesen Bereich wurden in die Leitlinie drei Kapitel neu aufgenommen: „Psychoonkologische E-Health Interventionen“, „Spezifische psychoonkologische Interventionen in der Palliativphase“ und „Psychoonkologische Krisenintervention“.

„Patient*innen mit einer nicht-heilbaren Krebserkrankung befinden sich in einer sehr speziellen Situation, da sie sich konkret mit ihrem Lebensende konfrontiert sehen. Im Update der Leitlinie geben wir nun erstmals gesonderte Empfehlungen für diese Betroffenen und ihre Angehörigen, damit sie die bestmögliche Versorgung erhalten und ihre Lebensqualität verbessert wird“, sagt Professor Joachim Weis, Professor für Selbsthilfeforschung am Universitätsklinikum Freiburg. Gemeinsam mit Professorin Anja Mehnert-Theuerkauf, Lehrstuhlinhaberin für Medizinische Psychologie und Soziologie an der Universität Leipzig, koordinierte er die Aktualisierung der Leitlinie. „Auch E-Health-Angebote wie Gesundheits-Apps haben wir unter die Lupe genommen, weil sie in der Versorgungsrealität immer mehr ankommen – gerade in Regionen mit einer geringen Versorgungsdichte können diese eine gute Ergänzung darstellen.“

Wichtig sei bei diesen Angeboten weiterhin eine persönliche Interaktion zwischen Therapeut*innen und Patient*innen, beispielsweise über Telefon oder Videokonferenzen.

Spezielle Empfehlungen für einzelne Zielgruppen

Je nach Tumordiagnose, Beeinträchtigungen, die sich aus der Behandlung ergeben oder der speziellen Lebenssituation, in der sich Betroffene befinden, werden in der Leitlinie spezifische Handlungsempfehlungen für die psychoonkologische Behandlung gegeben. Neu aufgenommen wurden in die Leitlinie Kapitel zu jungen, erwachsenen Krebspatient*innen (AYAs), geriatrischen Krebspatient*innen und Menschen, die mit einer Krebsdiagnose leben (Cancer Survivors).

„Bei jungen Krebspatienten ist das Thema Fertilitätserhalt und Familienplanung ein Thema, das wir im Blick behalten müssen. Bei Betroffenen, die älter als 65 Jahre sind, kommen zur Krebserkrankung häufig noch andere altersbedingte Beschwerden hinzu. In Kombination kann das zu verstärkten Ängsten und Depressionen führen“, so Professorin Mehnert-Theuerkauf. „Solche spezifischen Besonderheiten führen wir in der Leitlinie auf, damit sie in der psychoonkologischen Versorgung nicht aus dem Blick verloren werden.“

Auch im Bereich Psychopharmakotherapie wurden zwei neue Themen ergänzt: Schlafstörungen und besondere Risiken zu Neben- und Wechselwirkungen von Psychopharmaka bei Krebspatient*innen.

Alle Neuerungen und Aktualisierungen sind im Detail in der S3-Leitlinie Psychoonkologische Diagnostik, Beratung und Behandlung von erwachsenen Krebspatient*innen nachzulesen.

Kontakt

Deutsche Krebsgesellschaft

Kuno-Fischer-Str. 8
14057 Berlin

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