Spucken, hauen, schreien: Der Patient als Täter
17.04.2019 -
Doppelkongress informiert über Herausforderungen für Pflegende und Ärzte.
Ob im Krankenhaus oder Heim, ob böswillige Absicht oder krankheitsbedingte Handlung – Für viele Pflegende sind Aggressionen und Handgreiflichkeiten der Patienten traurige Realität ihres Arbeitsalltags. Die Gewalt geht von den Patienten aus, die Fachkräfte sind die Leidtragenden. Beim 14. Bremer Pflegekongress findet das Thema „Gewalt in der Pflege“ nun Berücksichtigung. Der Kongress findet gemeinsam mit dem 13. DEWU Deutschen Wundkongress von Mittwoch bis Freitag, 8. bis 10. Mai 2019, in Halle 4 der Messe Bremen sowie im Congress Centrum Bremen statt.
„Unter Schmerzen schätzen Patienten Situationen oft falsch ein und fühlen sich bedroht. Dann nehmen sie einen Flucht- oder Angriffsmodus ein“, sagt der Bremer Psychologe Jan Jansen. In seinem Impuls-Workshop „Gewalt in der Pflege – wenn Patienten Gewalt gegen Pflegende ausüben“ informiert er darüber, wie bei einem Konflikt deeskalierend kommuniziert werden kann. „Es gibt sechs Stufen der Deeskalation. Die erste und wichtigste Stufe ist, Gewalt gar nicht erst entstehen zu lassen. Dazu sollten bestehende Regeln und Routinen, die beim Patienten Aggressionen hervorrufen können, durch neue kreative Maßnahmen ersetzt werden.“
Neben der Gewalt ist häufig auch die Sprache eine Herausforderung im Arbeitsalltag der Pflegenden – insbesondere in der Altenpflege. „Die Sprachkompetenz ist bei einer Demenzerkrankung zunehmend beeinträchtigt. Hinzu kommt, dass Menschen mit Migrationshintergrund die erworbene deutsche Sprache oft verlieren und in ihrer Muttersprache kommunizieren“, berichtet Christina Kuhn vom Demenz Support Stuttgart. In ihrem Vortrag „Menschen mit Migrationshintergrund und Demenz“ gibt die Referentin einen Einblick in die aktuelle Situation in Deutschland und spricht über die Lücken des Systems – sowohl auf Seiten des Gesundheitswesens als auch auf Seiten der Betroffenen.
Beim diesjährigen DEWU schauen einige Referenten über die Grenzen Deutschlands hinaus. Wie diagnostizieren Ärzte in anderen Ländern, wie behandeln sie? In seinem Vortrag „Wundmanagement im internationalen Vergleich – wie machen die anderen das?“ liefert Gerhard Schröder von der Akademie für Wundversorgung Antworten auf diese Fragen. „Wir sind bereits an einem guten Punkt, können uns aber vor allem von den Kolleginnen und Kollegen aus Großbritannien und der Schweiz noch etwas abschauen“, so der Direktor der Akademie. „Verbesserungsbedarf gibt es zum Beispiel in der Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Pflegenden.“
Die Schlagwörter des DEWU lauten in diesem Jahr „Digitale Medizin“, „Therapieziele“, „Prophylaxe“, „Gesundheitspolitik“ und „Schmerz“. Beim Bremer Pflegekongress geht es unter anderem um politische Themen wie die „Zukunft der Pflege“. Der dreitägige Doppelkongress bietet insgesamt über 160 Sitzungen sowie eine begleitende Fachausstellung mit mehr als 110 Ausstellern. Noch bis Montag, 22. April, können sich Interessierte online registrieren. Danach ist die Anmeldung ausschließlich an den Veranstaltungstagen in der Halle 4 möglich.
Weitere Informationen: www.deutscher-wundkongress.de und www.bremer-pflegekongress.de.