Telemedizin-Netzwerk steht in Brandenburg kurz vor dem Start
06.09.2011 -
Ein Telemedizin-Netzwerk zur Versorgung von kardiologischen Hoch-Risikopatienten entsteht in Brandenburg. Es ist damit bundesweit das erste Netzwerk seiner Art.
Dies gaben heute das Carl-Thiem-Klinikum Cottbus und das Städtische Klinikum Brandenburg, die AOK Nordost, die Deutsche Telekom und die GETEMED Medizin- und Informationstechnik bekannt.
Das Carl-Thiem-Klinikum in Cottbus sowie das Städtische Klinikum Brandenburg werden in Zukunft gemeinsam mit niedergelassenen Hausärzten und Kardiologen bis zu 500 Hoch-Risikopatienten mit chronischer Herzschwäche telemedizinisch betreuen. Das im Herbst startende Großprojekt bedeutet einen wichtigen Schritt für die Telemedizin in Deutschland und soll helfen, belastende Doppeluntersuchungen und teure Krankenhausaufenthalte zu vermeiden.
Für die technische Umsetzung hatten die beiden Kliniken Fördermittel aus dem Konjunkturpaket II in Höhe von insgesamt 1,53 Mio. € erhalten. Für die Realisierung des zusammen mit der AOK Nordost entwickelten Versorgungsangebotes wurden die Deutsche Telekom und die GETEMED Medizin- und Informationstechnik in Teltow beauftragt.
Anita Tack, brandenburgische Gesundheitsministerin, sagt: „Mit dem bundesweit ersten flächendeckenden Telemedizin-Netz sind wir Brandenburger Vorreiter. Hier haben sich starke Partner gefunden, die diesem Pilotprojekt zum Erfolg verhelfen können. Gerade im ländlichen Raum Brandenburgs erhoffe ich mir wichtige Impulse für die gesundheitliche Versorgung."
Patient vermeidet Doppeluntersuchungen und gewinnt Sicherheit
„Uns ist wichtig, dass wir gerade zu Beginn für Versorgung, medizinische Betreuung und Technologie innovative und engagierte Partner an unserer Seite haben", sagt Heidrun Grünewald, Geschäftsführerin des Carl-Thiem-Klinikums Cottbus. „Telemonitoring bringt allen Vorteile: Ärzte und Patienten sparen Doppeluntersuchungen, der Patient muss zudem seltener ins Krankenhaus."
Das Städtische Klinikum Brandenburg hat bereits gute Erfahrungen mit Telemedizin gesammelt. „Vorangegangene Projekte haben gezeigt, dass wir mit einer lückenlosen Diagnostik ansonsten häufig auftretende Komplikationen bei Herzschwäche-Patienten vermeiden können", sagt Prof. Dr. med. Michael Oeff, Chefarzt am Städtischen Klinikum Brandenburg. „Mit dem flächendeckenden Telemonitoring gehen wir jetzt noch einen Schritt weiter."
Wichtige Ergänzung für Betreuungsangebot Herzinsuffizienz
Die AOK Nordost hat mit den Kliniken einen integrierten Versorgungsvertrag über die Telemedizinleistungen geschlossen und ergänzt damit das Betreuungsangebot für ihre Versicherten in der Region im Bereich Herzinsuffizienz um einen wichtigen Baustein:
„Dieses Telemonitoring-Projekt rundet unser Programm ,Curaplan HerzPlus' für eine umfassende Versorgung von Herzschwäche-Patienten ab. Als führende Gesundheitskasse in der Region sind wir hier selbstverständlich Vorreiter, um diesen viel versprechenden, telemedizinischen Ansatz in den Alltag unserer Versicherten zu integrieren", sagt Harald Möhlmann, Geschäftsführer Versorgungsmanagement der AOK Nordost.
Telemedizin ist Schlüssel für Landversorgung
„Das flächendeckende Netz in Brandenburg ist ein Meilenstein für die Telemedizin in Deutschland", sagt Dr. Axel Wehmeier, Leiter des Konzerngeschäftsfelds Gesundheit bei der Deutschen Telekom. „Der Auftrag zeigt, was IT im Gesundheitswesen leisten kann."
Michael Scherf, Vorstandsvorsitzender der GETEMED ergänzt: Telemedizin ist der Schlüssel, medizinische Ressourcen gerade im ländlichen Raum besser zu nutzen und damit die Patientenversorgung zu optimieren. Die technischen Möglichkeiten müssen nun in den medizinischen Alltag integriert werden."
Betreuung startet im Herbst
Voraussichtlich ab Herbst sollen durch die beiden telemedizinischen Zentren in Cottbus und Brandenburg/Havel die ersten Patienten betreut werden. Dazu erhalten Hochrisikopatienten mit fortgeschrittener chronischer Herzschwäche diagnostische Geräte. Diese liefern per Datenleitung wichtige Vitaldaten an die TeleMedizinZentren der beiden Kliniken. Ärztliche Teams in 24-Stunden-Bereitschaft werten die Daten aus und informieren bei sich abzeichnenden kritischen Zuständen die Patienten und deren Ärzte. Den behandelnden Hausärzten und Kardiologen, die in das Telemedizin-Projekt eng eingebunden werden sollen, liegen somit vor dem Patientenbesuch bereits alle wichtigen diagnostischen Daten vor.
Patienten können intelligent vernetzte Technik leicht zu Hause bedienen Die Telemedizin-Lösung von Deutscher Telekom und GETEMED besteht aus intelligent vernetzten Endgeräten, die von den Patienten zu Hause einfach zu bedienen sind. Vitaldaten, wie EKG, Sauerstoffsättigung und Blutdruck sowie Angaben zu Befunden und zur Medikamenteneinnahme liefern den Ärzten in den angeschlossenen Telemedizinzentren wichtige Hinweise, um den Zustand des Patienten aus der Ferne einzuschätzen und bei Bedarf intervenieren zu können.
Messdaten fließen automatisch in elektronische Patientenakte
Die ermittelten Werte des Patienten werden automatisch und kabellos direkt in die elektronische Patientenakte im Telemedizinzentrum übertragen. Von einem telemedizinischen Arbeitsplatz aus lassen sich die Werte dann überwachen. Die Geräte für den häuslichen Bereich und die Software für die Analyse des EKG liefert GETEMED.
Die Telekom bindet mit ihrem telemedizinischen Arbeitsplatz die beiden Kliniken und die Hausärzte an und versorgt die Beteiligten mit Telefon-, Internet- oder Mobilfunkverbindungen. Von der Telekom kommt auch die elektronische Patientenakte. Die Gesamtlösung betreibt das Klinikum Cottbus in einem eigenen Rechenzentrum. Alle Geräte sowie die Software erfüllen die Anforderungen des Medizinproduktegesetzes (MPG).
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