Medizin & Technik

Therapie der Mitralinsuffizienz ohne Operation

Weltweit erstmals Naht am Klappenring über Herzkatheter gelungen

01.04.2010 - Die Mitralinsuffizienz ist eine Erkrankung des Herzens, bei der die Klappe zwischen linker Hauptkammer und Vorkammer, die Mitralklappe, nicht vollständig schließt. In der Auswurfphase strömt daher jedes Mal sauerstoffgesättigtes Blut zurück in die Vorkammer.

Eine Herzmuskelschwäche ist die häufigste Ursache der Mitralinsuffizienz, man spricht hier von einer funktionellen Mitralinsuffizienz. Bei Patienten mit Herzschwäche vergrößert sich nach und nach die linke Herzkammer. Dadurch erweitert sich der Mitralklappenring, an dem die Mitralklappe aufgehängt ist. Zusätzlich ziehen die Papillarmuskeln, an denen die Klappensegel mit Haltefäden fixiert sind, an der Herzklappe, denn wenn sich das Herz zur Spitze hin vergrößert, verlagern sich diese Muskeln. Durch die Ausdehnung des Klappenringes und den Zug an den Segeln in Richtung Herzspitze kann die Mitralklappe nicht mehr dicht schließen. An einer Herzmuskelschwäche leiden weltweit etwa 18 Mio. Menschen. Jährlich kommen etwa zwei Mio. Neuerkrankungen hinzu. Zehn bis 11 Mio. Patienten haben zusätzlich eine funktionelle Mitralinsuffizienz. Diese verschlimmert häufig die Beschwerden wie Erschöpfung oder Atemnot erheblich.

Verkürzte Lebenserwartung

Eine Klappenundichtigkeit verstärkt nicht nur die Beschwerden herzkranker Menschen, sondern vermindert auch ihre Lebenserwartung. Eine Reihe von Untersuchungen (u.a. Koelling TM et al., Am Heart Journal 2002) zeigen, dass Patienten mit gleichermaßen geschwächtem Herzen eine deutlich geringere Überlebenszeit haben, wenn sie zusätzlich eine Mitralinsuffizienz entwickeln. Je schwerer die Klappenerkrankung, umso schlechter ist der Krankheitsverlauf.

Gängige Operationsverfahren riskant

Die funktionelle Mitralinsuffizienz wird behandelt, indem man den Klappenring verkleinert. So gelingt es, die beiden Klappensegel einander zu nähern. Eine solche Raffung des Mitralklappenringes konnte man bis heute nur chirurgisch und damit am offenen Herzen unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine durchführen. Die Operation am offenen Herzen ist aber gerade bei funktioneller Mitralinsuffizienz riskant. Diese Patienten leiden schließlich bereits unter einer ausgeprägten Herzmuskelschwäche. Viele von ihnen haben in der Vergangenheit schon mindestens einen Herzinfarkt erlitten. In der Regel liegen zusätzlich schwere Begleiterkrankungen an Gehirn, Lunge, Leber oder Niere vor. Es kommt auch oft vor, dass die Patienten bereits früher schon einmal am Herzen operiert wurden, beispielsweise einen Bypass erhielten. Eine zweite Herzoperation geht aber immer mit einem deutlich höheren Risiko einher.
Zudem belastet eine Operation am offenen Herzen schwer kranke Patienten psychisch und auch körperlich erheblich und verzögert ihre Genesung.

Herzklappe erstmalig ohne Operation genäht

Wegen des hohen Risikos einer Herzoperation für viele Patienten war es wichtig, eine schonendere Therapie für die funktionelle Mitralinsuffizienz zu entwickeln.

Vor wenigen Wochen ist es erstmalig gelungen, die Funktion der Mitralklappe durch Raffung nach dem chirurgischen Prinzip wiederherzustellen, ohne Brustkorb und Herz zu öffnen. Die Naht konnte mithilfe eines Katheters gelegt werden, der über die Leistenarterie zum Herzen geführt wurde.
Um den Klappenring mit der neuen Technik zu raffen, wird ein spezieller Katheter zum hinteren Mitralsegel an den Klappenring herangeführt. Entlang des hinteren Mitralklappenringes werden nun acht bis zehn Anker über einen Faden in den Herzmuskel gesetzt. Schließlich wird durch Zug am Faden unter Ultraschallkontrolle der Klappenring so weit gerafft, bis die Mitralinsuffizienz deutlich reduziert oder gar verschwunden ist. Dann kann der Faden mit einer speziellen Knotentechnik fixiert werden.

Das neue Verfahren funktioniert ähnlich wie eine operativ durchgeführte Naht, ist aber weitaus schonender für die Patienten, weil der Brustkorb nicht eröffnet werden und keine Herz-Lungen-Maschine eingesetzt werden muss. Der Therapieerfolg wird während des Eingriffs durch Ultraschall direkt kontrolliert. Bei unzureichendem Therapieeffekt kann immer noch operativ korrigiert werden.

Wie sind die Ergebnisse des ersten Eingriffes bei einer 59-jährigen Patientin? Der Mitralklappenring konnte mittels Katheter genäht werden. Die erwartete Verkleinerung des Mitralringes wurde vollends erreicht und die Mitralinsuffizienz nahezu beseitigt. Die Patientin konnte nach 12 Stunden das Bett verlassen und fühlt sich seit dem Eingriff deutlich wohler.

Fazit und Ausblick

Mit dieser innovativen Methode ist ein chirurgischer Eingriff am offenen Herzen nicht nötig und die Risiken sind minimal. Vielen Patienten mit Herzmuskelschwäche und schwerer Mitralinsuffizienz kann in Zukunft eine Herzklappenoperation erspart werden. Im Hamburger Raum dürfte es sich um etwa zehntausend Patienten handeln.

Für Patienten, die inoperabel sind, eröffnet sich mit diesem Verfahren eine ganz neue Perspektive.


Kontakt:
Prof. Dr. Joachim Schofer

MVZ Prof. Mathey, Prof. Schofer GmbH, Hamburg
Tel.: 040/889009-0
office@herz-hh.de

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