Aus den Kliniken

Uniklinik Köln gründet neues Kompetenzzentrum

Augen nach Knochenmark-Transplantation besser schützen

31.10.2014 -

Die Augenheilkunde der Uniklinik Köln verfügt jetzt über das deutschlandweit erste Kompetenzzentrum für okuläre GvHD (Graft-versus-Host-Disease). Für die optimale Behandlung dieser häufigen, schweren Augenkomplikation nach Knochenmark-Transplantationen (KMT) arbeiten Augenärzte und Leukämie-Experten aus der Inneren Medizin eng zusammen. Neben einer Spezialsprechstunde und einem Forschungsbereich bietet das Zentrum auch eine vollständige Augenuntersuchungseinheit für die noch stark abwehrgeschwächten Patienten - weltweit einzigartig direkt auf der speziell isolierten KMT-Station.

Pro Jahr erkranken in Deutschland mehr als 11.400 Menschen an Leukämie. Dank modernster Therapieverfahren überleben diese Patienten heute deutlich länger als noch vor einigen Jahren. Knochenmark-Transplantationen sind dabei häufig die Therapie der Wahl. Ihre Zahl hat sich in Deutschland seit dem Jahr 2000 nahezu verdoppelt. Diese positiven Entwicklungen und die verbesserten Überlebensraten sorgen aber auch dafür, dass eine typische Folgeerkrankung dieser Behandlungsmethode - die okuläre GvHD - immer häufiger auftritt. Die Experten vermuten bis zu 10.000 Betroffene mit Augenproblemen allein in Deutschland.

Bei der GvHD greifen die Zellen des gespendeten Knochenmarks nicht nur die Krebszellen, sondern zum Teil auch die Organe des Empfängers an. In bis zu 80% der Fälle sind dabei die Augen betroffen. „Die Augenoberfläche ist bei dieser Erkrankung schwer entzündet, was sich durch eine ausgeprägte Trockenheit äußert. Die Patienten leiden unter ausgeprägten Sehstörungen und sehr starken Schmerzen ", erklärt Priv.-Doz. Dr. Philipp Steven, Leiter des Kompetenzzentrums in der Augenheilkunde der Uniklinik Köln. „Ihre Augen können brennen oder auch stark tränen und sind massiv gerötet. Folgen können Hornhautgeschwüre und ein vollständiger Verlust des Sehens sein." Viele der Patienten seien von der Leukämie geheilt, könnten dann aber aufgrund der massiven Augenprobleme weder lesen, noch Autofahren und daher nicht mehr arbeiten. Ein weiteres Problem sei auch, dass noch relativ wenig über die Erkrankung bekannt ist, ergänzt Dr. Steven.

Hier setzt das neue Kompetenzzentrum mit seiner Struktur aus Spezialsprechstunde, Forschungsbereich und der patientennahen Untersuchungseinheit an: Ziel ist, neben der verbesserten lokalen und regionalen Versorgung der Patienten, noch unbekannte Risikofaktoren zu finden und neue Therapien zu entwickeln. „Früher kamen Patienten mit Augenproblemen erst mehrere Wochen nach einer Transplantation zu uns in die Augenheilkunde, weil bei vielen erst dann deutliche Probleme mit den Augen auftraten", so Dr. Steven. Mit der neuen frühzeitigeren augenärztlichen Versorgung schon auf der KMT-Station wollen die Mediziner deshalb nicht nur spätere Schäden vermeiden, sondern durch die enge Begleitung der Patienten die Erkrankung auch besser erforschen.

„Wir vermuten, dass die okuläre GvHD weit früher beginnt als wir bisher denken. Deshalb untersuchen wir die Leukämie-Patienten jetzt schon vor und auch direkt nach der Knochenmark-Transplantation. Wir gehen wir davon aus, dass bislang als Bagatellveränderungen angesehene Beschwerden schon als Vorboten einer okulären GvHD gewertet werden müssen und daher auch behandlungsbedürftig sind", sagt der Mediziner. Für die Frühdiagnose verwenden die Augenärzte neuartige nicht-invasive Bildgebungsverfahren, die keine zusätzliche Belastung der Patienten darstellen und möglichst detaillierte Einblicke in den individuellen Krankheitsverlauf geben.

 

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