Universitätsklinikum Leipzig nimmt drei neue Hochpräzisions-OP-Säle in Betrieb
07.09.2022 - Mit einer feierlichen Eröffnung am 6. September ist der Erweiterungsbau des Zentralen OP-Bereichs am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) in Betrieb genommen worden.
Damit stehen für die Patientenversorgung jetzt drei zusätzliche Operationssäle mit intraoperativer Bildgebung zur Verfügung, deren Ausstattung mit modernster Navigations- und Gerätetechnik wie integriertem CT, MRT und Angiographie-System eine neue Form der Hochpräzisionschirurgie ermöglicht. Das UKL verfügt dadurch nun über die modernsten Operationssäle in Mitteldeutschland.
Zweieinhalb Jahre An- und Umbau bei laufendem OP-Betrieb liegen hinter den Medizinern und Projektteams bei der Eröffnung des OP-Erweiterungsbaus am Universitätsklinikum Leipzig. In dieser Zeit wurde über dem 2017 fertiggestellten Gefäßmedizinischen Zentrum auf gut 1.000 Quadratmetern ein neuer Trakt zur Ergänzung der vorhandenen 12 zentralen Operationssäle am UKL gebaut. Dessen Herzstück: Drei moderne Säle mit innovativer hybrider Gerätetechnik für den Einsatz bildgebender Verfahren direkt während des Eingriffs in Verbindung mit Navigationstechniken als direkt angebundene Ergänzung des vorhandenen Zentral-OP. Zusammen bildet dies die Voraussetzung für eine computergestützte Hochpräzisionschirurgie der Extraklasse.
Die Besonderheiten: In einem der neuen Säle sind ein 3-Tesla-MRT (Magnetresonanztomograph) und ein dazugehöriger radiologischer Arbeitsplatz integriert. Durch die direkte Verbindung des Operationsbereichs mit dem MRT können während einer Operation Kontrolluntersuchungen durchgeführt werden. Auf diese Weise wird geprüft, ob ein Tumor vollständig oder maximal umfassend erkannt und erfasst wurde – für das Überleben der Betroffenen ein entscheidender Faktor. Auf diese Weise werden wichtige Strukturen besser geschützt und erkranktes Gewebe dennoch sicher entfernt – ein Verfahren, das vor allem in der Neurochirurgie bei Hirntumoren eine wichtige Rolle spielt.
Im zweiten neuen Saal können mit Hilfe eines mobilen Computertomographen (CT) und eines 3D C- Bogens vor allem komplizierte Eingriffe an der Wirbelsäule, am Becken oder allen Gelenken mit integrierter Bildkontrolle noch während der Operation erfolgen. Dabei fließen die Daten des CT direkt an das ebenfalls integrierte Navigationssystem zur computergestützten Planung für das korrekte Setzen der Implantate – ein entscheidender Faktor für deren langfristige Stabilität und den Schutz wichtiger anatomischer Strukturen.
Im dritten Hybrid-Operationssaal steht den UKL-Gefäßspezialisten der Angiologie und Gefäßchirurgie eine hochmoderne strahlenreduzierte Angiographie-Anlage mit allen notwendigen Zusatzgeräten wie zum Beispiel einem kabellosen Ultraschall-Gerät zur Verfügung. Dieses System kommt vor allem bei komplizierten Operationen an der Aorta und anderen großen Blutgefäßen zur Behandlung von Aneurysmen zum Einsatz und zeigt den genauen Verlauf und Zustand der zu operierenden Gefäße.
Das eröffnet zudem in der Versorgung von Unfallverletzten und Notfällen neue Möglichkeiten, auch dank der direkten Anbindung aller zentralen Operationssäle am UKL an die Notaufnahme und die Intensivstationen.
„Diese drei hybriden Operationssäle läuten für uns eine neue Ära der High-End-Chirurgie ein“, sagt Prof. Christoph Josten, Medizinischer Vorstand des UKL, zur Eröffnung. „Mit Hilfe der neuen Geräte und der Software können wir komplexeste Eingriffe hochpräzise und für unsere Patienten maximal sicher und schonend durchführen, Komplikationen weitestgehend vermeiden und am Ende Leben retten“, so Josten. „Dass wir dies können, verdanken wir dem Freistaat Sachsen, der dies mit einer Förderung von über 30 Mio. Euro für den Bau sowie die Ausstattung und Geräte ermöglicht hat“, ergänzt Dr. Robert Jacob, Kaufmännischer Vorstand des UKL.
Dass diese Gelder gut investiert wurden, davon überzeugte sich bei der Eröffnung Staatsminister Sebastian Gemkow direkt vor Ort. „Das Universitätsklinikum Leipzig verfügt seit vielen Jahren über eine kontinuierlich ausgebaute große Kompetenz bei der operativen Versorgung komplexer Fälle, insbesondere auch in der Notfallmedizin“, so der sächsische Wissenschaftsminister. „Die hochmodernen Säle tragen dazu bei, diese Kompetenz weiter auszubauen und damit die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger der gesamten Region weiter zu verbessern. Ich freue mich sehr, diesen Ort der Hochleistungs-Chirurgie heute mit in Betrieb nehmen zu können.“
Herausforderung: Anbau im laufenden Betrieb
Um die neuen Säle an den bestehenden OP-Trakt des UKL mit 12 Sälen anzubinden, wurden drei Verbindungsbrücken gebaut, die direkt an vorhandene OP-Sterilflure anschließen. Zudem entstanden durch die Erweiterung der Holding Area (Einschlaf- und Aufwachraum) und OP-Nebenraumzonen auch großzügigere Sterilgut-Lagerräume, erweiterte Personalschleusen, ein schöner Aufenthaltsraum und neue Büroräume für das OP-Personal am UKL. Das hatte als besondere Aufgabe neben der Pandemie in den vergangenen Jahren auch den Umbau zu stemmen. Denn der Betrieb lief in den vorhandenen Sälen jeweils weiter, getrennt vom Baustellenbereich durch Schutzmaßnahmen wie Staubschutzwänden - eine große Herausforderung in einem sterilen Bereich, dessen Arbeit nur für eine kurze Zeit durch Verlagerungen der Operationen innerhalb des Klinikums unterbrochen wurde. Viele einzelne Bereiche des OP zogen dafür sogar mehrfach um.
Um den Neubau mit dem bestehenden Gebäudeteil zu verbinden, waren zudem anspruchsvolle Arbeiten mit vielzähligen Bohrungen und Stemmarbeiten in die vorhandene Baukonstruktion notwendig.
„Alle diese Maßnahmen haben den Mitarbeitern ein hohes Maß an Flexibilität und Einsatzbereitschaft abverlangt“, sagt Dr. Robert Jacob, Kaufmännischer Vorstand des UKL. „Wir bedanken uns an dieser Stelle ganz ausdrücklich bei allen Mitarbeitern, aber auch unseren Patienten sowie unseren Partnern für das Verständnis für die mit dem Bau verbundenen Belastungen der letzten Jahre“, so Jacob.
Erste Operationen am 5. September
Die ersten Operationen in den neuen Sälen führten am 5. September die Gefäßchirurgen zusammen mit den Angiologen am neuen Angiographie-System durch. Dabei wurden bei einem 66 Jahre alten Patienten sowie einem 82-Jährigen Aneurysmen (Aussackungen) der Hauptschlagader mit Stentgrafts behandelt. Diese aufwändigen und lebensrettenden Eingriffe, bei denen individuell angepasste Gefäß-Endoprothesen eingesetzt wurden, erfolgten minimal-invasiv und damit für die Patienten sehr schonend.