Volker Busskamp erhält den Patent-Preis 2021 der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft
05.10.2021 - Der international renommierte Wissenschaftler Prof. Dr. Volker Busskamp wurde von der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) für seine Erfindung, Sinneszellen des Auges gezielt aus adulten menschlichen Stammzellen herzustellen, mit dem DOG-Patent-Preis 2021 ausgezeichnet. Diese menschlichen Photorezeptoren haben enormes Potential, die Entwicklung neuer Medikamente und individueller Therapien voranzutreiben.
„Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung. Gerade in der biomedizinischen Forschung ist der Technologietransfer wichtig, um den Patienten innovative Therapien zu Gute kommen zu lassen. Der Schutz von geistigem Eigentum ist hierbei ein wichtiger Aspekt. Die Würdigung der DOG und die Anerkennung des Potentials unserer Erfindung durch Fachkollegen in der Auswahlkommission ist eine große Ehre“ sagt Prof. Busskamp von der Universitäts-Augenklinik Bonn am Universitätsklinikum Bonn (UKB). Kern der Erfindung ist die Entdeckung und Anwendung von drei Transkriptionsfaktoren, die menschliche induzierte Stammzellen innerhalb weniger Tage effizient in lichtempfindliche Zellen der Netzhaut, sog. Photorezeptoren, umprogrammieren können. Diese Zellen können in der Petrischale weiter reifen und als Zellmodell komplementär zu Tiermodellen für die Augenheilkunde eingesetzt werden.
Das Absterben der Photorezeptoren kann zu vollständiger Erblindung führen. Die menschliche Netzhaut besitzt kein regeneratives Potential, um diese Sinneszellen zu ersetzen. Es ist daher essentiell, die zugrunde liegenden Pathomechanismen zu erforschen und die daraus gewonnenen Erkenntnisse zu nutzen, um die Degeneration von Photorezeptoren bei Patientinnen und Patienten und die daraus resultierende Erblindung aufzuhalten bzw. zu verhindern. Basierend auf induzierten Stammzellen kann durch die gezielte und schnelle Programmierung zu Photorezeptoren so viel Zellmaterial gewonnen werden, dass diese Photorezeptoren für Photorezeptor-Ersatz-Therapien eingesetzt werden können. Diese Methode wird momentan international intensiv erforscht und entwickelt.
Aus der Forschung in die Anwendung
Der Technologietransfer dieser Innovation wird bereits durch das Team von Prof. Busskamp an der Universitäts-Augenklinik Bonn am UKB vorangetrieben. Die Erfindung wird auch im Rahmen einer ‚Proof-of-Concept‘ Förderung des Europäischen Forschungsrates weiterentwickelt, mit dem Ziel, die Technologie soweit auszureifen, dass die programmierten menschlichen Photorezeptoren in naher Zukunft in der Biomedizin eingesetzt werden können.
Professor Busskamp ist Diplom-Biotechnologe und hat an der TU Braunschweig, der Universität Genf und der Universität Basel studiert. Von 2007 bis 2010 promovierte er im Labor von Prof. Botond Roska am Friedrich-Miescher-Institut in Basel und schloss sich anschließend der Arbeitsgruppe von Prof. George Church an der Harvard Medical School in Boston an. Als Freigeist-Fellow der VolkswagenStiftung baute er ab 2014 erfolgreich eine Nachwuchsgruppe an der TU Dresden auf, bevor er 2019 an die Augenklinik des Universitätsklinikums Bonn berufen wurde. Seine Forschung ist in renommierten Zeitschriften veröffentlicht und wurde u.a. mit dem Paul-Ehrlich und Ludwig-Darmstädter Nachwuchspreis 2017 ausgezeichnet.
„Wir freuen uns mit Herrn Prof. Busskamp über diese Auszeichnung“, sagt Prof. Dr. Frank Holz, Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn. „Der Technologietransfer ist von immenser Bedeutung, sodass unsere Patienteninnen und Patienten hoffentlich bald von der innovativen Forschung in unserer Klinik profitieren können.“