Aus den Kliniken

Von Notfall-Hypnose bis Sepsis

10.11.2016 -

Ein Autounfall, eine junge Frau liegt am Straßenrand, sie ist schwer verletzt. Ein Sanitäter sagt Sätze wie: „Das Schlimmste ist vorbei. Ihr Körper kann sich jetzt ganz auf seine Selbstheilungskräfte konzentrieren. Bluten Sie gerade so viel, wie nötig ist, um Ihre Wunde zu reinigen.“ Worte, die suggestiv wirken sollen. Hypnose in der Notfallmedizin? „Sie ist eine effiziente Erweiterung des Behandlungsspektrums“, sagt die Bremer Anästhesistin Annette Held. Auf dem Symposium Intensivmedizin + Intensivpflege von Mittwoch bis Freitag, 15. bis 17. Februar, im Congress Centrum und der Messe Bremen will sie eine Fortbildung an der bundesweit ersten Schule für Notfall-Hypnose vorstellen. „Unter Hypnose kommen nachweislich mehr Menschen lebend im Krankenhaus an.“, berichtet Annette Held unter anderem.

Zu dem Kongress erwarten die Organisatoren rund 4.600 Mediziner, Pflegende und Mitarbeiter von Krankenhausverwaltungen. Die größte verbandsunabhängige Veranstaltung auf ihrem Sektor beschäftigt sich mit Intensiv- und Notfallmedizin, Intensivpflege sowie Anästhesie, mit Management von Krankenhäusern, beruflichen Problemen und Perspektiven und vielem mehr. Hinzu kommen Fortbildungsangebote wie die „Bremer Starter-Seminare“ (BISS) für junge Ärzte auf Intensivstationen. Zum Programm tragen 450 Referenten bei.
Auch um Hochaktuelles geht es. In Deutschland gebe es erst wenige Erfahrungen mit Verletzungsmustern durch Terror, etwa mit Explosionsverletzungen, sagt Dr. Stefan Poloczek, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes der Berliner Feuerwehr. Doch man könne vom Ausland lernen. „Wir haben jetzt zum Beispiel alle Rettungswagen mit Tourniquets ausgerüstet, also besonderen Abbindesystemen zum Stoppen von Blutungen.“ Vor allem gelte es, den Mitarbeitern Ängste vor Einsätzen im Terrorfall zu nehmen. „Einem Restrisiko sind wir ohnehin ausgesetzt, etwa im Notarztwagen“, so Poloczek.
Der Alltag auf hiesigen Intensivstationen – und somit auch das Symposium – ist von „Dauerbrennern“ wie Sepsis geprägt. „An Sepsis sterben hierzulande jährlich 60.000 Intensivpatienten, das sind mehr als an Brustkrebs, AIDS oder Darmkrebs zusammen“, sagt Professor Dr. Herwig Gerlach, Vorsitzender der Deutschen Sepsis-Gesellschaft und wissenschaftlicher Leiter des Symposiums. „Und das, obwohl wir ständig an Fortschritten arbeiten“, sagt Gerlach, der unter anderem eine Sitzung zum Sepsis-Management betreut.

Ein Konzept sei, Erreger wesentlich schneller zu bestimmen. „Mit Hilfe moderner Techniken auf molekularer Ebene dauet das nur noch einige Stunden.“ Zudem müsse die Wachsamkeit für Symptome einer Blutvergiftung noch wachsen. „Erste Problemzeichen sind oft mentale Störungen, eine schnelle, manchmal hechelnde Atmung und Blutdruckveränderungen.“
Auch Beatmung gehört zu den Standardthemen des Symposiums. Ein besonderer Aspekt: Wie fühlt sich Beatmung überhaupt an? In einem Workshop erleben Teilnehmer das am eigenen Leib. Zum Beispiel sei eine wichtige Erfahrung, dass es etwas mühsam sein kann, wieder selbst zu atmen, wenn die Beatmung aufhört, erklärt Privat-Dozent Dr. Konstantinos Raymondos von der Medizinischen Hochschule Hannover: „Zunächst fühlt man sich ein bisschen wie ein Astronaut, der aus der Kapsel steigt.“ Er entwickelte den Kursus vor 20 Jahren für seine Kollegen.
Veranstalter des Symposiums, bei dem auch zahlreiche wissenschaftliche Preise vergeben werden, sind der Wissenschaftliche Verein zur Förderung der klinisch angewendeten Forschung in der Intensivmedizin e.V. (WIVIM), die HCCM Consulting GmbH, Bremen, sowie die Messe Bremen. 2016 kamen 4.677 Teilnehmer und 183 Aussteller. Mediziner und Pflegende können Fortbildungspunkte erwerben. Eine Kongress-App steht ab Januar 2017 zur Verfügung.
 

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