Warum Telemedizin den Arztbesuch ergänzt, nicht ersetzt
17.02.2025 - Die perfekte Balance: Die Kombination aus Telemedizin und dem Arztbesuch in der Praxis bringt sowohl Vorteile für Patienten als auch für Ärzte und Kliniken.
Digitale Gesundheitslösungen sind auf dem Vormarsch. Doch bedeutet das, dass klassische Arztbesuche überflüssig werden? Ganz im Gegenteil! Die beste Patientenversorgung entsteht erst durch die Kombination von Telemedizin und persönlichen Konsultationen, davon ist auch die Bundesregierung und die Deutsche Krankenhausgesellschaft e. V. (DKB) überzeugt.
Während digitale Angebote eine schnelle und unkomplizierte Lösung für viele Anliegen bieten, sind physische Arztbesuche in bestimmten Fällen nach wie vor unerlässlich. Wie sich beides optimal ergänzt, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Die Stärken der Telemedizin – Effizienzsteigerung für Ärzte und Kliniken
Telemedizin entlastet medizinisches Personal und optimiert Arbeitsabläufe in Praxen und Krankenhäusern. Viele alltägliche Gesundheitsprobleme lassen sich digital klären, sodass weniger Patienten vor Ort erscheinen müssen. Das bedeutet kürzere Wartezeiten, reduzierte Terminausfälle und eine effizientere Nutzung von Ressourcen. Durch Novellen des Digital-Gesetzes (DigiG) und des Gesundheitsdatennutzungsgesetzes (GDNG) unterstützt die Bundesregierung diese Entwicklungen.
Besonders für Fachärzte oder Hausarztpraxen mit hohem Patientenaufkommen bietet Telemedizin eine Möglichkeit, Routineanfragen schneller zu bearbeiten. Wiederholungsrezepte, Verlängerungen von Medikamentenverordnungen oder einfache Kontrolltermine lassen sich per Videosprechstunde erledigen. So bleibt mehr Zeit für komplexe Fälle und akute Notfälle.
Auch in ländlichen Regionen oder unterversorgten Gebieten stellt Telemedizin eine wertvolle Ergänzung dar. Patienten können mit Fachärzten in Kontakt treten, ohne lange Anfahrtswege in Kauf nehmen zu müssen. Das verbessert die Versorgung, ohne dass die Kapazitäten lokaler Praxen überlastet werden.
Gesetzliche Grundlagen: So stärkt die Politik die Telemedizin
- Telemedizin ermöglicht Diagnostik, Beratung und Notfallversorgung über digitale Kanäle. Besonders im ländlichen Raum trägt sie zur besseren medizinischen Versorgung bei.
- Bereits seit 2017 wird die Videosprechstunde als telemedizinische Leistung vergütet. Die Corona-Pandemie hat ihre Bedeutung verstärkt, und seither wurden die Einsatzmöglichkeiten weiter ausgebaut.
- Das Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) und das Krankenhauspflegeentlastungsgesetz (KHPflEG) haben die Vergütung telemedizinischer Leistungen verbessert. Seit 2020 können auch Telekonsile breit über den Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) abgerechnet werden.
- Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat Telemonitoring für Herzinsuffizienz in die Regelversorgung aufgenommen. Auch ärztliche Notdienste können seit April 2022 per Videosprechstunde vergütet werden.
- Die Innovationsfonds fördern neue Einsatzbereiche der Telemedizin, etwa in der Notfallversorgung oder für Patienten in unterversorgten Regionen.
- Das Digital-Gesetz (DigiG) hebt Beschränkungen für Videosprechstunden auf. Ärzte können sie nun auch aus dem Homeoffice anbieten, und Apotheken erhalten neue Möglichkeiten für assistierte Telemedizin.
(Quelle: Bundesministerium für Gesundheit (2024)
Wann der persönliche Arztbesuch unerlässlich bleibt
Trotz der Vorteile kann Telemedizin eine körperliche Untersuchung natürlich nicht ersetzen. Kliniken und Arztpraxen sind weiterhin unverzichtbar, wenn diagnostische Maßnahmen wie Blutabnahmen, Ultraschall oder bildgebende Verfahren notwendig sind. Auch chirurgische Eingriffe oder Behandlungen, die eine manuelle Untersuchung erfordern, lassen sich nicht digital durchführen.
Zudem gibt es medizinische Notfälle, bei denen jede Sekunde zählt. Akute Herzinfarkte, Schlaganfälle oder schwere Verletzungen erfordern sofortige ärztliche Intervention. Hier kann Telemedizin höchstens zur Ersteinschätzung unterstützend beitragen, ersetzt aber nicht die stationäre Versorgung.
Ein weiterer Aspekt ist das persönliche Arzt-Patienten-Verhältnis. Besonders bei chronischen Erkrankungen oder psychischen Leiden spielt der direkte Kontakt in vielen Fällen eine wichtige Rolle.
Ein vertrauensvolles Gespräch, nonverbale Signale und eine ausführliche Anamnese sind in vielen Fällen für den Therapieerfolg von großer Wichtigkeit. Deshalb bleibt der persönliche Arztbesuch auch in einer zunehmend digitalen Welt ein unverzichtbarer Bestandteil der medizinischen Versorgung.
Das Beste aus beiden Welten: Hybride Gesundheitsversorgung
Die Kombination aus Telemedizin und persönlichen Arztbesuchen scheint die beste Lösung für die aktuellen Herausforderungen im Gesundheitswesen zu sein. Durch digitale Sprechstunden lassen sich viele Routineanfragen schnell klären, sodass Ärzte sich stärker auf komplexe Fälle konzentrieren können. Das bedeutet eine bessere Verteilung der Ressourcen und eine höhere Behandlungsqualität für Patienten, die tatsächlich eine persönliche Untersuchung benötigen.
Krankenhäuser und Arztpraxen profitieren von dieser Entlastung. Weniger überfüllte Wartebereiche, kürzere Terminwartezeiten und eine effizientere Patientensteuerung sorgen für eine deutlich bessere Versorgung. Zudem lassen sich durch Telemedizin lückenlose Betreuungsmodelle entwickeln. Patienten mit chronischen Erkrankungen können engmaschiger überwacht werden, ohne für jede Rücksprache eine Praxis aufsuchen zu müssen.
Anbieter wie zum Beispiel DoktorABC ermöglichen den Patienten einen schnellen und unkomplizierten Zugang zu medizinischer Konsultation und verschreibungspflichtigen Medikamenten. Das Unternehmen Dermanostic hat sich auf Hauterkrankungen spezialisiert und Minddistrict bietet Dienste für digital unterstützte Psychotherapie und Prävention an. So können Patienten bei bestimmten Anliegen flexibel und effizient behandelt werden, ohne eine Praxis aufsuchen zu müssen.
Auch aus wirtschaftlicher Sicht bietet das hybride Modell Vorteile. Weniger überlastetes Personal, effizientere Terminvergaben und reduzierte Infrastrukturkosten tragen dazu bei, das Gesundheitssystem nachhaltiger zu gestalten. Ärzte haben mehr Zeit für jeden einzelnen Patienten, was zum einen die Behandlungsqualität und in der Folge die Patientenzufriedenheit verbessert. Als erfreuliche “Nebenwirkung“ wird zudem die Arbeitsbelastung des medizinischen Personals reduziert.
Die Zukunft liegt in der Kombination
Das hybride Modell aus Telemedizin und Präsenzmedizin ist ein wichtiger Schritt hin zu einer modernen, patientenorientierten Gesundheitsversorgung. Es hilft, Ressourcen besser zu nutzen, Wartezeiten zu reduzieren und die Qualität der medizinischen Betreuung zu optimieren – für Ärzte, Kliniken und Patienten gleichermaßen.