Gesundheitspolitik

Zahl der Organspenden in 2012 dramatisch gesunken

07.01.2013 -

Die Zahl der Organspenden ist in 2012 im Vergleich zum Vorjahr bundesweit um 12,8% gesunken und hat damit den niedrigsten Stand seit 2002 erreicht. Lediglich 1.046 Menschen haben nach ihrem Tod 3.508 Organe gespendet, um schwerkranken Patienten zu helfen. Im Jahr zuvor waren es noch 1.200 Spender und 3.917 Organe, die für lebensrettende Transplantationen bereitgestellt werden konnten.

Mit dieser besorgniserregenden Entwicklung in 2012 erreicht die Organspende mit einem bundesweiten Durchschnitt von 12,8 Spendern pro eine Million Einwohner einen dramatischen Tiefstand. Am deutlichsten war der Rückgang im Verlauf des zweiten Halbjahres 2012 nach Bekanntwerden der Manipulationen in drei Transplantationszentren.

Das Jahr 2012 war ein bewegtes Jahr für die Organspende und Transplantation. Die Novellierung des Transplantationsgesetzes und die Einführung der Entscheidungslösung zur Förderung der Organspende wurden überschattet von den Vorwürfen gegenüber einzelnen Transplantationskliniken, Daten manipuliert und damit Patienten schneller zu einem Spenderorgan verholfen zu haben.

Nach Einschätzung der Deutschen Stiftung Organtransplantation schlagen sich in den aktuellen Zahlen auf dramatische Weise die Ereignisse des letzten Jahres nieder. „Ohne Zweifel sind die Manipulationsvorfälle in den Transplantationszentren durch nichts zu entschuldigen. Mit großer Sorge sehen wir allerdings, dass im Zuge dessen auch das Vertrauen in die postmortale Organspende massiv erschüttert wurde und die nachlassende Spendenbereitschaft das eigentliche Grundproblem, den Organmangel, weiter verschärft", betont der Medizinische Vorstand, Prof. Dr. Günter Kirste. In diesem Zusammenhang fordert der Mediziner eindeutige Konsequenzen. Nur so könne das Vertrauen wieder hergestellt werden. Bundesweit warten rund 12.000 Menschen dringend auf eine Transplantation.

Aus Sicht der DSO hat die Politik mit der Entscheidungslösung und der bundesweiten Einführung von Transplantationsbeauftragten entscheidende Weichen für die Organspende gestellt. Dr. Rainer Hess, seit 1. Januar 2013 hauptamtlicher Vorstand der DSO, appelliert an alle Partner, gemeinsam für mehr Transparenz zu sorgen und über eine strengere Qualitätssicherung zukünftig einen solchen Missbrauch des Systems zu verhindern. „Das Vertrauen müssen wir uns neu verdienen. Die Organspende und die Organübertragung sind zwar getrennte Bereiche mit eigenen Regeln, aber wenn Ärzte bei der Transplantation manipulieren, ist das gesamte System betroffen. Gleichzeitig hat sich am Wert der Organspende nichts geändert. Die Manipulationen sind zu verurteilen, aber ich gehe davon aus, dass kein Patient ein Organ bekommen hat, der es nicht auch gebraucht hätte. Die Organspende rettet das Leben von schwerkranken Patienten - und das sollte unsere wichtigste Motivation sein, nämlich zu helfen."

Die DSO ist seit Juli 2000 die beauftragte Koordinierungsstelle für Organspende in Deutschland. Sie hat bundesweit sieben Regionen gebildet, die jeweils ein Bundesland oder mehrere Bundesländer umfassen. Zu ihren Aufgaben gehören die Organisation der Hirntoddiagnostik, das Gespräch mit den Angehörigen, medizinische Maßnahmen zur Erhaltung von Organen und zum Schutz der Organempfänger, die Übermittlung der Spenderdaten an die Vermittlungsstelle Eurotransplant bis hin zum Organtransport in die jeweiligen Transplantationszentren. Daneben unterstützt sie die Krankenhäuser durch Fortbildungen und Prozessoptimierung innerhalb der Organspende.

 

 

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