Medizin & Technik

Zahlen des Reanimationregisters zeigen: Reanimation durch Laien ist so wichtig

28.09.2023 - Wie oft und in welchen Situationen helfen Laien, Menschen mit akutem Herz-Kreislauf-Stillstand wiederzubeleben?

Welche Bedeutung hat dabei die telefonische Anleitung durch Experten in der Rettungsleitstelle? Wie lange braucht der Rettungsdienst in solchen Fällen im Schnitt, um zum Einsatzort zu gelangen und zu übernehmen? Und schließlich: Wie viele Patientinnen und Patienten erreichen nach einem derart lebensgefährdenden Zustand das Krankenhaus mit wiederhergestelltem Spontankreislauf? All diese Zahlen finden sich im jüngsten Jahresbericht des Deutschen Reanimationsregisters - und zeigen, wie wichtig die Reanimation durch Laien ist.

Nach der Woche der Wiederbelebung (17. bis 25. September), die in ganz Deutschland Anlass für eine Vielzahl an Aktionen zum Thema war, haben die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI) sowie der Berufsverband Deutscher Anästhesistinnen und Anästhesisten e.V. (BDA) eine Reihe von Zahlen und Daten zusammengestellt, die aufzeigen, was in Deutschland schon gut funktioniert und an welchen Stellen noch deutlicher Verbesserungsbedarf besteht.

Die Grundlage dafür liefert die jährliche Statistik des Deutschen Reanimationsregisters, das von der DGAI getragen wird und die größte überregionale Datenbank für die Erhebung, Auswertung und Beurteilung von Reanimationen in Rettungsdienst und Klinik, sowie von innerklinischen Notfallversorgungen im deutschsprachigen Raum darstellt.

Luft nach oben: Laienreanimationsquote liegt bei 51,3 Prozent

Dabei weist der Jahresbericht des Deutschen Reanimationsregisters für das Jahr 2022 mit 51,3 Prozent den Beginn der Wiederbelebung durch Laien aus. Bei sechs Prozent der Patientinnen und Patienten erfolgt die Reanimation vor Eintreffen des Rettungsdienstes durch First Responder. Hierbei handelt es sich um freiwillige Helfer-Einheiten, die nicht Teil des regulären Rettungsdienstes sind, aber durch die Rettungsleitstellen zur Überbrückung des Intervalls bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes eingesetzt werden.

„Die Zahlen machen deutlich, wie wichtig es ist, dass jede und jeder weiß, worauf es bei der Reanimation ankommt“, erläutert Prof. Dr. Jan-Thorsten Gräsner vom Deutschen Reanimationsregister. Auch wenn die Laienreanimationsquote von 51,3 Prozent auf den ersten Blick nicht schlecht erscheint, weiß er, dass hier noch deutlich Luft nach oben ist: „In den Niederlanden oder in Norwegen liegt die Quote bei knapp 80 Prozent.“

Die DGAI und der BDA verfolgen daher das Ziel, zum einen die Wiederbelebungs-Ausbildung von Schülerinnen und Schülern zu einem festen Bestandteil der Lehrpläne zu machen, zum anderen aber auch, niederschwellige Fortbildungsangebote für alle Altersgruppen zu unterstützen.

Die Überlebenskette beginnt mit dem Laien, aber weitere Zahlen des Deutschen Reanimationsregisters geben Aufschluss, was seitens der Profis ebenfalls optimiert werden kann: Ein wichtiges Kettenglied ist hier die telefonische Anleitung zur Wiederbelebung durch die Rettungsleitstellen. Über das Notrufgespräch führt der Leitstellendisponent oder die -disponentin hierbei eine standardisierte Reanimationsanleitung durch. Im Jahr 2022 war das bei 30,9 Prozent der Reanimationen der Fall. Seit Beginn der Auswertungen durch das Deutsche Reanimationsregister ist diese Quote stetig gestiegen. Hier sehen Experten noch eine große Chance für höhere Zahlen.

Ein Drittel der Betroffenen ist im arbeitsfähigen Alter

Auch zu den Patientinnen und Patienten selbst bietet der Jahresbericht des Deutschen Reanimationsregisters Aufschluss: Der durchschnittliche Patient ist ein ca. 70-jähriger Mann. Ein Drittel der Betroffenen ist jedoch deutlich jünger. Somit wird klar, dass es Jede und Jeden in jedem Alter treffen kann und der Herz-Kreislauf-Stillstand kein reines Problem der älteren Bevölkerung ist.

Die Zeit zwischen Eingang des Alarms bis zum Eintreffen des Rettungswagens oder Notfalleinsatzfahrzeugs am Einsatzort betrug 2022 im Schnitt 6 Minuten und 55 Sekunden. Dabei beinhaltet die Streuung eine zeitliche Differenz von plus/minus 3.48 Minuten. Das bedeutet auch, dass mancher Rettungswagen nicht binnen der geforderten acht Minuten am Einsatzort ist und unterstreicht nochmals die Notwendigkeit der Laien-Reanimation.

Fast zwei Drittel (65,4 Prozent) aller Patientinnen und Patienten erleiden den Herz-Kreislauf-Stillstand in ihrer häuslichen Umgebung, weitere 18,9 Prozent an öffentlichen Orten. Somit trifft es bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand häufig Personen, die dem oder der Helfenden bekannt sind.

DGAI und BDA liefern mit dem Deutschen Reanimationsregister zahlreiche Informationen für alle Beteiligten an der Überlebenskette und sind aktiv an vielen Stellschrauben, sei es in der Laienausbildung, der Fort- und Weiterbildung von Rettungsdienstpersonal, der partnerschaftlichen Zusammenarbeit im Rettungs- und Notarztdienst und in der innerklinischen Intensivmedizin direkt an den Patientinnen und Patienten.

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