Aus den Kliniken

Zukunftsgarantie für eine kleine Einheit

19.07.2024 - Die psychiatrische Tagesklinik Lindau feiert ihr 25-jähriges Bestehen. Auch wenn eine vergleichbare Einrichtung heute wohl nicht mehr gegründet werden würde, so stehen die Bezirkskliniken Schwaben als Träger nach wie vor hinter ihr.

Die hohe Inanspruchnahme von Patienten unterstreicht ihre Bedeutung.

Die wichtigste Aussage kam von Martin Sailer. Der Bezirkstagspräsident und Verwaltungsratsvorsitzende der Bezirkskliniken Schwaben sprach sich für den Fortbestand der Tagesklinik Lindau aus. „Bezirk und Bezirkskliniken haben einen gemeinsamen Auftrag, für die Menschen vor Ort da zu sein. Die Tagesklinik hier wird weiterhin Bestand haben, weil wir mit ihr ein richtig gutes Angebot für die Menschen in der Region machen“, sagte Sailer bei der Feier zum 25-jährigen Bestehen der Tagesklinik. Dieses wurde in der Inselhalle gefeiert. Mehr als 100 Gäste kamen.

Der Vorstandsvorsitzende der Bezirkskliniken, Stefan Brunhuber, schlug in dieselbe Kerbe. „Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass wir hier stehen“, sagte er und verwies auf die immer schwieriger werdenden Rahmenbedingungen. Hier das Krankenhausfinanzierungsystem und die strengen Vorhaben des Gesetzgebers bei der geforderten Personalausstattung, dort der Personalmangel und das Ansinnen von so manchem Berufseinsteiger, möglichst nicht mehr fünf Tage die Woche arbeiten zu müssen. „Mit kleinen Einheiten tun wir uns zunehmend schwerer“, räumte Brunhuber ein und sprach von „total schwierigen Zeiten“. „Aber wir machen das Beste daraus. Wir sind ein großer Verbund, da können wir Stürme überstehen“, so der Vorstandsvorsitzende.

Sailer verwies auf jüngste Diskussionen um Aichach, wo ebenfalls eine psychiatrisch-psychotherapeutische Tagesklinik ins Leben gerufen werden sollte. Vor wenigen Wochen rückte man von den Plänen ab. „Aufgrund der Refinanzierungssituation macht das Vorhaben keinen Sinn. Stattdessen werden wir nun den Standort Augsburg ausbauen“, erläuterte der Bezirkstagspräsident.  

Die Tagesklinik Lindau mit ihren 20 Plätzen und 23 Mitarbeitenden ist ein kleiner Standort, der organisatorisch zum Bezirkskrankenhaus (BKH) Kempten gehört. Aber ein bedeutsamer, was die psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgung der Menschen in der Region angeht. „Unseres Wissens ist kein niedergelassener Psychiater mehr im Landkreis Lindau tätig“, berichtete der geschäftsführende Oberarzt Dr. Vlad Gabor. Er leitet die Tagesklinik seit März 2021, nachdem sein Vorgänger und „Mann der ersten Stunde“ Dr. Jörg Sautier in den Ruhestand gegangen war.

Laut Dr. Gabor hat sich die Einrichtung, die sich auf der Lindauer Insel befindet, als „zunehmend relevante Anlaufstelle“ für Hilfesuchende etabliert. Hier werden Menschen mit Depressionen, Angststörungen, posttraumatischen Belastungsstörungen, in Lebenskrisen, aber auch mit schizophrenen Psychosen behandelt. Dabei stellt die Tagesklinik eine „zunehmende Inanspruchnahme von Leistungen fest“, so der Oberarzt. Pro Kalenderjahr werden hier zwischen 150 und 200 Frauen und Männer teilstationär behandelt. Im ambulanten Bereich sind es inzwischen schon über 500. 2012 waren es gerade mal um die 200. 

Die schweren Fälle, also jene Betroffenen, die stationär aufgenommen werden müssen, werden im Bezirkskrankenhaus (BKH) Kempten behandelt. Dass trotzdem so viele Menschen gemeindenah psychiatrisch-psychotherapeutisch so gut versorgt werden können, liegt am interdisziplinären Team, stellte der stellvertretende Teamleiter Matthias Wendrich fest. Diesem gehören alle relevanten Berufsgruppen an, wie die Kunst- und Ergotherapie, der Sozialdienst, Ärzte, Psychologen, Pflegekräfte und die Psychiatrischen Institutsambulanz (PIA).

Viel Bürokratie und Fachkräftemangel

Etwa 20 Patient*innen kommen werktags täglich um 8.30 Uhr in die Klinik und verlassen diese um 16 Uhr wieder. Den Abend und das Wochenende verbringen sie im häuslichen Umfeld. Deshalb hat Dr. Sautier das Konzept einst als „Klinik ohne Betten“ bezeichnet. „Die Ära setzen wir bis heute fort“, sagte sein Nachfolger Dr. Gabor. Gearbeitet wird nach dem Modell der Bezugspflege; das bedeutet, dass den Patienten ihr jeweilige Ansprechpartner vom Beginn der Behandlung bis zum Ende (und ggf. darüber hinaus) bekannt ist. „Ziel ist die Wiederherstellung der Funktionen. Die Menschen kommen zu uns, um wieder eine Alltagsstrukturierung zu erreichen“, berichtete Gesundheits- und Krankenpfleger Matthias Wendrich. Sowohl er als auch Dr. Gabor bedauerten, dass viel Arbeitszeit für die Dokumentation und Administration verwendet werden müsse, die wiederum für die Patienten fehle.

Das sieht auch Prof. Markus Jäger so. „Ich höre immer, dass die Bürokratie weniger und die Regularien unkomplizierter werden sollen. Ich nehme nichts davon wahr, sondern verbringe stattdessen einen großen Teil meiner Arbeit damit“, sagte der Ärztliche Direktor des BKH Kempten. Der demografische Wandel führe dazu, „dass immer mehr ältere Menschen zu uns kommen“. Die Folgen der Corona-Pandemie und politische Krisen bereiteten ebenfalls Schwierigkeiten. Im Gegenzug gebe es weniger Jüngere, „die uns als Fachkräfte zur Verfügung stehen“, so Prof. Jäger. Trotz alledem wolle man ein verlässlicher Partner sein. Der Ärztliche Direktor bezeichnete die Tagesklinik Lindau als „essentiell“.

Nach Ansicht von Bezirkstagspräsident Sailer hat die Einrichtung „eine wunderbare Historie“. Aus einer ehemaligen Geburtsklinik sei eine Tagesklinik mit einem guten therapeutischen Angebot entstanden. Sailer erinnerte daran, dass die „Klinik ohne Betten“ im Elisabethenhaus zu finden ist. „Die echten Lindauer wurden hier geboren“, stellte Dr. Gabor fest. 1991 musste der Standort geschlossen werden. Am 8. Juli 1999 wurde die Tagesklinik Lindau eingeweiht. Hausherr ist bis heute die Katholische Krankenpflegestiftung Lindau.

Alle Redner betonten, dass die gemeindenahe Versorgung auch dank der guten Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern und komplementären Dienstleistern funktioniere. In früheren Veranstaltungen wurde die Tagesklinik schon mal als „Leuchtturm in der Versorgungslandschaft“ bezeichnet – passend zum Leuchtturm im Lindauer Hafen. Der stellvertretende pflegerischer Teamleiter Wendrich zeichnete bei der Feier ein weiteres Bild. Für die Patient*innen sei die Tagesklinik „der sichere Hafen“. „Sie kommen zu uns, weil sie sich hier nicht verstellen müssen und so sein können, wie sie sind – mit allen ihren Ecken und Kanten“, so Wendrich.

Ein Imagefilm der Bezirkskliniken über die Tagesklinik, der gezeigt wurde, eine Präsentation über die 25-jährige Geschichte und Countrymusik der Band „Horse Mountain & Sally Greenfield“ rundeten die gelungene, kurzweilige Jubiläumsfeier in der Inselhalle ab.      

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