Klartext statt Fachchinesisch: Klinikvergleich per Mausklick online
02.06.2010 -
Restaurant- und Hotelführer gibt es schon lange, nicht aber einen "Krankenhausführer". Ab Anfang Juni ändert sich das: mit www.qualitaetskliniken.de wird ein Internetportal der Öffentlichkeit zugänglich, das Krankenhäuser auf der Basis von rund 400 Qualitätsindikatoren vergleicht und die Ergebnisse in einem leicht zu bedienenden und anschaulichen Informationskatalog darstellt. Erstmals werden Indikatoren zur Behandlungsqualität, Patientensicherheit, Patientenzufriedenheit und Einweiserzufriedenheit so verdichtet, dass eine nach Qualitätskriterien gruppierte Darstellung der Kliniken gebildet werden kann. Die Nutzer können auch ohne medizinische Fachkenntnisse die Qualitätsdimensionen nach eigenen Bedürfnissen individuell gewichten. Als Ergebnis erhalten sie ein aus allen Faktoren ermitteltes Ergebnis, das ihre eigene Entscheidung transparent unterstützt.
Das Klinikportal entstand aus einer Initiative unter dem Dach des Bundesverbandes Deutscher Privatkliniken (BDPK), Gründer sind die drei privaten Klinikunternehmen Asklepios Kliniken, die Rhön-Kliniken und die Sana Kliniken. Bereits zum Start haben jedoch starke Partner, wie die Vivantes - Netzwerk für Gesundheit, die Gesundheit Nord Klinikverbund Bremen, und weitere kommunale und mit dem Caritas-Krankenhaus St. Josef, Regensburg und St. Josefs-Hospital Wiesbaden auch konfessionelle Krankenhäuser ihre Mitgliedschaft vertraglich besiegelt. Auch sie werden in Kürze ihre Daten im Portal veröffentlichen. Anlässlich der ersten Mitgliederversammlung am 31.05.2010 wurde Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit an der Weiterentwicklung des Portals durch die Vorstände und Geschäftsführer dieser Krankenhäuser und -verbünde deutlich: sie stellten sich zur Wahl für den Mitgliederbeirat. Unabhängig von ihrer Trägerschaft sind alle deutschen Krankenhäuser dazu eingeladen, Mitglied zu werden und sich aktiv an der Weiterentwicklung des Portals zu beteiligen.
Freigeschaltet wurde das Klinikportal im Rahmen des 1. Forums Qualitätskliniken in Berlin von Hannelore Loskill vom Vorstand der gemeinnützigen Patientenorganisation BAG Selbsthilfe. Zuvor hatten die Geschäftsführer von 4QD Qualitätskliniken.de (4QD) als Trägerorganisation sowie Vertreter der Gründungsunternehmen die Hintergründe für die Entwicklung sowie den Aufbau und die Funktionsweise des Portals erläutert.
Mit drei Mausklicks zum Erfolg
"Die Nutzer an den Computern zu Hause finden sich ohne Erklärungen und Bedienungsanleitungen in unserem Portal www.qualitaetskliniken.de zurecht und können nach wenigen Mausklicks Stärken und Schwächen von Kliniken miteinander vergleichen." berichtet Dr. Christoph Straub, Vorstand der Rhön-Kliniken. "Und: Die Patienten können sicher sein, dass der Vergleich neutral und objektiv ist. Um dies zu gewährleisten, entwickelten Qualitätsexperten Bewertungsverfahren und Darstellungsformen, die auf national und international erprobten, wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Qualitätserfassung und -beurteilung beruhen. Für die Entwicklung haben wir uns vor allem mit dem BQS-Institut starke und erfahrene Partner ins Boot geholt, ohne deren Expertise dieses Portal nicht in so kurzer Zeit diesen Stand erreicht hätte und die uns auch bei der bereits geplanten Weiterentwicklung nachhaltig unterstützen werden", so Straub.
Qualität in vier Dimensionen
Wesentlicher Bestandteil ist dabei die medizinische Ergebnisqualität, die durch alle rund 320 Indikatoren der Bundesgeschäftsstelle für Qualitätssicherung (BQS) und 19 Indikatoren aus routinemäßig erhobenen Abrechnungsdaten der Krankenhäuser ermittelt wird. Hinzu kommen weitere 21 Indikatoren aus einer Selbstbewertung der Kliniken zur Patientensicherheit sowie 23 Indikatoren zur Patienten- und Einweiserzufriedenheit. Die Patientensicherheit ist ein besonders hervorzuhebendes Alleinstellungsmerkmal. Angelehnt an die Empfehlungen des Aktionsbündnis Patientensicherheit werden bei Qualitätskliniken.de wichtige Aspekte der Patientensicherheit abgefragt und bewertet.
Genial einfach
"Die Suche im Portal kann mit der Eingabe von Fachabteilung, Krankheitsbild oder Behandlungsart beginnen. Übersichtlich in einem Feld kann der Nutzer mit der Eingabe eines Begriffes beginnen und wird schon nach dem dritten Buchstaben durch angebotene Begriffe unterstützt. Ein innovativer Thesaurus stellt im Hintergrund die Verbindung zwischen den laienverständlichen Eingaben und den medizinischen Fachbegriffen her." beschreibt Dr. Klaus Piwernetz, Geschäftsführer von4QD den Einstieg in die Suche im Portal.
Sein Geschäftsführerkollege Thomas Bublitz führt weiter aus: "Dargestellt werden auch Strukturdaten wie die Anzahl der Behandlungsfälle mit dem Anteil an Notfallpatienten und Angaben zum Leistungsspektrum, wie Fachabteilungen, fachabteilungsübergreifende
Versorgungsschwerpunkte, medizinisch-pflegerische Leistungsangebote, apparative Leistungsangebote inklusive ihrer Verfügbarkeit sowie Serviceangebote. Auch dies interessiert potenzielle Patienten, wenn sie sich für eine Klinik entscheiden wollen."
Fündig auch ohne Fachbegriffe
"Wer sich einen Fachbegriff nicht merken konnte, kann auch über ein Körperschema in die Suche einsteigen. Dabei geht der Nutzer von einem Organ aus und kann dann die Suche schrittweise verfeinern." zeigt Dr.Markus Müschenich, Vorstand der Sana Kliniken. "Dadurch machen wir die Suche für viele Menschen sehr viel einfacher." Und eine weitere Funktion des Portals hebt er hervor: "Aus der Rangliste heraus kann sich der Nutzer jede Klinik mit einem Mausklick "merken". Später kann er dann mit dieser Merkliste die weitere Selektion eingrenzen oder auch direkt Kontakt mit der Klinik aufnehmen. Dazu haben die Kliniken selbst Kontaktdaten in das Portal eingestellt, die einen raschen und kompetenten Dialog zwischen der Klinik und dem Portalnutzer ermöglichen."
Qualität bis auf die Stelle nach dem Komma
"Es ist endlich an der Zeit, dass Krankenhäuser selbst und nicht Außenstehende über ihre Qualität berichten. Diese Form der Rechenschaft sollte möglichst umfassend sein und von vielen Klinken anerkannt werden." berichtet Dr. Roland Dankwardt, Medizinischer Direktor der Asklepios Gruppe "Die Bewertung von Krankenhäusern anhand nur eines Kriteriums war uns zu wenig. Vernünftig ist eine vollständige Betrachtung anhand der vier Dimensionen, die wir heute vorstellen. Damit wird Qualität für alle begreifbar- und zwar vor Ortgenauso wie bundesweit". Er führt auch vor, wie man bei diesen Krankenhäusern bei jedem Qualitätsindikator in Erfahrung bringen kann, welche Ergebnisse die Mitglieds-Krankenhäuser erreicht haben, in einer detaillierten Ansicht sogar bis auf die Stelle nach dem Komma. Das umfasst auch die in der Öffentlichkeit viel beachteten Vergleiche von Sterblichkeitsraten, die verdeutlichen, dass die Mitgliedskrankenhäuser eine Transparenz anstreben, wie sie so bisher nicht verfügbar war.