Lungen-OP im Millimeterbereich
Neue minimal-invasive Methode bei Lungenkrebs am Robert-Bosch-Krankenhaus / Klinik Schillerhöhe
„Minimal-invasive Eingriffe haben in den vergangenen Jahren in allen Bereichen der Chirurgie enorm an Bedeutung gewonnen", sagt RBK-Geschäftsführer Ullrich Hipp. „Alle unsere chirurgischen Abteilungen sind bei der Entwicklung dieser schonenden Behandlungsverfahren sehr aktiv. Dass wir nun auch für Patienten mit einer Lungenkrebserkrankung standardmäßig so genannte Schlüsselloch-Operationen anbieten können, ist ein großer Erfolg und ein weiterer Schritt bei der Entwicklung des RBK und seiner Standorte als Kompetenzzentrum für minimal-invasive Chirurgie."
„Indem der große Schnitt vermieden wird, können auch Patienten, für die eine offene Operation zum Beispiel aufgrund ihres Alters ein zu hohes Risiko darstellte, mit sehr guten Ergebnissen behandelt werden", erläutert Prof. Dr. Godehard Friedel, Chefarzt der Abteilung für Thoraxchirurgie und Leiter des Lungenzentrums, der das Verfahren gemeinsam mit Oberärztin Dr. Stefanie Veit am RBK eingeführt hat. „Die Patienten leiden unter deutlich geringeren postoperativen Schmerzen und sind früher wieder fit. Hinzu kommt natürlich ein kosmetischer Vorteil - die verbleibenden Narben sind kaum sichtbar."
Bei der klassischen Methode wird der Thorax mit einem Schnitt von etwa 10 bis 15 cm geöffnet. Um Zugang zum Tumor zu erhalten, müssen die Rippen auseinandergespreizt werden. Häufig lässt sich ein Quetschen von Nerven dabei nicht vermeiden, was zu Schmerzen nach der OP führen kann. Die Patienten benötigen rund zwei Wochen, bis sie das Krankenhaus verlassen können, und aufgrund der vergleichsweise großen Operationswunde noch wesentlich länger, bis sie körperlich wieder voll belastbar sind.
Schonender Eingriff
Dagegen können Patienten, bei denen der Eingriff mittels VAT-Lobektomie (VAT = videoassistierte Thoraxchirurgie; Lobektomie = Entfernung des Lungenlappens) vorgenommen wurde, bereits acht bis zehn Tage nach der OP entlassen werden. Operiert wird über einen Schnitt von etwa 4 cm unterhalb der Achsel sowie über zwei jeweils 1 cm lange Schnitte im seitlichen Brustraum. Die eingeführte Kamera liefert mittels eines Monitors einen vollständigen Überblick über das gesamte Rippenfell sowie den Lungenflügel.
Die minimal-invasive Methode kann bei Patienten im Stadium 1 der Tumorerkrankung angewandt werden, in dem der Tumor kleiner als 3 cm ist. Voraussetzung ist, dass noch keine Lymphknoten im Mediastinum (Mittelfell) befallen sind und die Lunge keine ausgedehnten Verwachsungen aufweist, wie es z.B. nach einer starken Lungenentzündung oder einer Tuberkulose der Fall sein kann.
Die 86-jährige Anneliese Schicktanz ist eine der Patientinnen, bei denen ein Lungentumor über eine VAT-Lobektomie entfernt wurde: „Den Eingriff habe ich als sehr unproblematisch erlebt", berichtet sie. „Die kleinen Schnitte sind schnell und gut verheilt, so dass ich sehr bald nach der OP wieder auf den Beinen war. Die Narben sind so gut wie nicht sichtbar - und eigentlich ist die OP heute schon fast wieder vergessen."
Regelangebot
„Die Entfernung von Lungentumoren erfordert ein hohes Maß an technischen Fertigkeiten und Erfahrungen, weil in unmittelbarer Nähe zu Herzgefäßen operiert wird", erklärt der Ärztliche Direktor Prof. Dr. Mark Dominik Alscher. „Wir haben die VAT-Lobektomie als neuen, festen Bestandteil in die ärztliche Ausbildung der Abteilung aufgenommen, so dass das Verfahren heute standardmäßig am RBK angeboten werden kann. Inzwischen wurden rund 100 derartige Operationen am RBK durchgeführt, das damit in Baden-Württemberg an der Spitze liegt."