Tomosynthese und Vakuumbiopsie verbessern Brustkrebsdiagnose
04.03.2011 -
Mittels Tomosynthese und Vakuumbiopsie erproben derzeit Experten des Universitätsklinikums Leipzig eine Verbesserung der Brustkrebsdiagnose. Die digitale Tomosynthese macht bisher verborgene Tumoren sichtbar. Eine neue Form der Vakuumbiopsie ermöglicht zudem eine noch gezieltere Entnahme von Gewebeproben, indem der Arzt die Stanznadel mithilfe der Magnetresonanztomografie (MR) steuert. Erste Untersuchungen der Universitätsmedizin Leipzig lassen auf eine höhere Treffsicherheit beider Methoden schließen. Für betroffene Frauen bedeutet dies mitunter weniger Zweituntersuchungen und chirurgische Eingriffe.
Bei der Mammografie röntgt der Arzt die Brust von zwei Seiten. „Dabei kommt es manchmal zur Überlagerung von Tumoren durch normales Brustdrüsengewebe, die eine Früherkennung des Brustkrebs erschweren können", berichtet Prof. Dr. med. Thomas Kahn, Direktor der Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Leipzig. Das neue Mammografiegerät, das dort seit November vergangenen Jahres im Einsatz ist bewegt sich deshalb während der Aufnahme um die Brust herum. Es entstehen mehrere Bilder aus unterschiedlichen Winkeln. „Aus dem dreidimensionalen Datensatz können wir am Computer Schichtaufnahmen mit einer Dicke von nur einem Millimeter rekonstruieren", erläutert Prof. Kahn. „Erste klinische Studien weisen auf eine Erhöhung der Diagnosesicherheit hin. Es werden mehr Brusttumoren erkannt und ihre Ausdehnung kann besser beurteilt werden." Für den Arzt bedeutet dies sicherere Diagnosen - auch bei dichtem Drüsengewebe. Für die Frauen sinkt das Risiko, wegen eines unklaren Befundes zu einer Zweituntersuchung einbestellt zu werden. Die Studien sind allerdings noch nicht abgeschlossen.
Derzeit laufen an der Medizinischen Fakultät Leipzig Untersuchungen zur Strahlenbelastung des Verfahrens. Diese entspricht etwa der einer digitalen Mammografieaufnahme mit einem konventionellen Röntgengerät. Die außerordentliche Schnelligkeit von Aufnahme und Bildrekonstruktion hat die Ärzte in Leipzig zufrieden gestellt. Auch die Software überzeugt: Die computerassistierte Bildauswertung CAD (Computer aided detection) erkennt und markiert verdächtige Mikroverkalkungen und Verdichtungen in der Brust. Ob die Tomosynthese bei allen Patientinnen oder nur als Zweitverfahren bei Frauen mit besonders dichtem Brustgewebe zum Einsatz kommt, ist ebenfalls Gegenstand laufender Untersuchungen. „Letztlich wird es darauf ankommen, ob die Tomosynthese zu einer Veränderung des therapeutischen Vorgehens führt", sagt Prof. Kahn. Dies müssen größere Studie zeigen, die das Universitätsklinikum Leipzig derzeit in Zusammenarbeit mit weiteren Zentren plant.
An einen verdächtigen Befund in der Mammografie schließt sich die Entnahme einer Gewebeprobe an. „Diese Biopsie sollte möglichst schonend für die Patienten erfolgen, auch um die Brust nicht durch eine Narbe zu entstellen", sagt Prof. Kahn. Ein neues Vakuumbiopsiesystem, bei dem die Ärzte nur einmal die Nadel zum verdächtigen Gewebe führen, ist in der Lage, größere Gewebeanteile zu bergen. Die Sicherheit der Unterscheidung zwischen gut- und bösartig werde dadurch erheblich gesteigert. „Die meisten Patientinnen spüren davon im Anschluss kaum etwas und haben später nur eine winzige Narbe", versichert Prof. Kahn. Auch kann der Arzt die Stanznadel unter Ultraschallkontrolle und neuerdings auch unter Kernspinsicht gezielt platzieren. Diese beiden bildgebenden Verfahren dienen dazu, Veränderungen in der Brust sichtbar zu machen. Derzeit prüfen die Ärzte am Universitätsklinikum Leipzig, inwiefern sich neben gutartigen Veränderungen auch Brustkrebsvorläufer vollständig entfernen lassen. Den Patientinnen bliebe dann eine spätere Operation erspart.