2. Kongress „Die Klinikimmobilie der nächsten Generation“
06.07.2012 -
Krankenhäuser müssen als Unternehmen von großer Komplexität angesehen werden. Darauf wies Stefan Grüttner, Minister des Hessischen Sozialministeriums in seiner Eröffnungsrede des zweiten Kongresses „Die Klinikimmobilie der nächsten Generation - Wegweisende Impulse aus der Praxis für eine bessere Ökonomie und Performance" am 26. und 27. Juni in Frankfurt hin.
„Form follows function gilt im Krankenhausbau in besonderer Weise, denn die Gebäudegestaltung muss eine Verbesserung der Prozesse im Klinikalltag zulassen", sagte der Politiker vor rund 250 Zuhörern im Japan Conference Center. Zudem seien Krankenhäuser Energiefresser: Ein Krankenhausbett kostet pro Tag 100 € allein an Energie, rechnete er vor.
Der von ARCADIS Deutschland Client Sector Healthcare veranstaltete Kongress fand in diesem Jahr zum zweiten Mal statt und das Interesse der Krankenhausbetreiber, Planer, Berater, Institutionen und der Industrie an innovativen Ansätzen in der Planung und Finanzierung von Krankenhausprojekten sowie an Lösungen zur Verbesserung der Betriebskosten wurde durch volle Vortragsräume eindrucksvoll bestätigt.
An der Podiumsdiskussion nahmen neben dem Moderator Jürgen Zimmermann, Prokurist ARCADIS Deutschland, Petra Wörner, geschäftsführende Gesellschafterin woernerundpartner Frankfurt, Jochen Metzner, Referatsleiter im Hessischen Sozialministerium, Gerhard Becker, Geschäftsführer Klinikum Darmstadt und Dr. Sebastian Krolop, Accenture teil. Der Bogen der Diskussion spannte sich von der Nutzerbeteiligung bei neuen Krankenhausprojekten über den Umgang mit dem besonderen Gebäudebestand, Uniklinik Aachen, über die anstehenden Änderungen in der Krankenhausfinanzierung bis hin zur nutzungsflexiblen „zukunftsoffenen" Krankenhausarchitektur.
Mit der Vorstellung des Darmstädter Modells für ein keimarmes Krankenhaus sprach Gerhard Becker ein hochaktuelles Thema an. Wund-, Harnwegs- oder Atemwegsinfektionen sollen im Klinikum Darmstadt mit Hilfe eines interdisziplinären Ansatzes, der alle Beteiligten wie das Gesundheitsamt, Hygieniker, Ärzte, Architekten, Fachplaner und Vertreter des Sozialministerium einbezieht, wirkungsvoll begegnet werden.
„Die Vermeidung von Infektionen im Krankenhaus kann beispielsweise durch getrennte Eingänge, separate Wasserführung - bauliche Trennung der Schächte für Warm- und Kaltwasser - und neue Wege in der Desinfektion durchgeführt werden", betonte Becker. Dabei sei die konsequente Händedesinfektion als Schlüssel anzusehen und führte dazu ein Beispiel an: Stationstüren öffnen sich nur nach erfolgter Händedesinfektion.
Das Programm des zweiten Kongresses „Die Klinikimmobilie der nächsten Generation" widmete insgesamt zehn aktuell wichtigen Themenbereichen je einen eigenen Workshop. In drei Vorträge gingen namhafte Referenten auf Themen wie Betriebsorganisationsplanung, nachhaltige Krankenhausprojekte, rechtliche Aspekte, moderne Sicherheits- und Kommunikationslösungen, Lebenszyklus, PPP im Krankenhaus am Beispiel Universitätsklinikum Köln sowie Facility Management ein und diskutierten sie mit den engagierten Teilnehmern.
Zu dem Veranstaltungskonzept gehört neben der Förderung von Diskussion und Vernetzung auch der Blick über den Tellerrand. Europäische Referenten aus Manchester wie Paul Mills, EC Harris, der über private Finanzierungsprojekte in der Türkei und Großbritannien sprach, nahmen ebenso an dem Kongress teil wie Necdet Kirhan Yazici aus Ankara, der u.a. einen Einblick in PPP in der Türkei gab und über große Krankenhausprojekte in der Türkei referierte.
Die Vereinigten Staaten präsentierte in diesem Jahr Ron Kalich, Vice President. Research Health Care Institute bei Kaiser Permanente in San Francisco, dessen Vortrag sich mit „Healthcare Facility Operations Benchmarking" beschäftigte. Ein weiterer hochrangiger Vertreter aus Übersee war Michal Doiel von HDR Architects, der über beispielhafte ambulante Patientenversorgung in Chicago und ein LEED Gold zertifiziertes Green Hospital sowie dessen Planungsprozess in 3D vorstellte.
Gemäß dem Motto des Amsterdamer Architekten Thomas Rau „Zukunft ist nicht vorhersehbar", muss die Wirtschaft zwangsläufig ökologisch werden. Das kann seiner Auffassung nach u.a. dadurch ermöglicht werden, das Produkte wie z.B. ein Smartphone inklusive der zu verbrauchenden Energie auf den Markt gebracht werden. Die für Produktion und Nutzung erforderlichen Rohstoffe werden zeitlich finanziert und nach der Nutzung zurückgegeben. „Das wird in Zukunft die heute noch praktizierte Rohstoffspekulation verhindern", dessen ist sich Rau sicher. In der Konsequenz baut er energieneutrale Gebäude, mit deren Auftraggebern er neue Formen der Vertragsgestaltung erprobt. Danach muss er erst den Architekten bezahlen, wenn sich das Bürogebäude in Sachen Energiebilanz und Raumklima als praxistauglich erwiesen hat.
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