Unternehmen

Telematik braucht „mehr-Werte“ für Ärzte und Patienten

17.02.2015 -

Im Jahr 2015 werden die Weichen für das digitale Gesundheitswesen in Deutschland gestellt. Auf welche Anwendungen Ärzte und Patienten warten, ist für Uwe Eibich, Vorstandsvorsitzender der CompuGroup Medical Deutschland AG, kein Geheimnis.

Was können Praxis-IT-Hersteller leisten, um bei der intersektoralen Kommunikation voranzukommen?

Uwe Eibich: Die IT-Industrie hat die Lösungen längst im Köcher. In Dänemark werden nahezu 100 Prozent der Krankenhauseinweisungen und Rezepte digital übermittelt. In Schweden ist das ähnlich, und in Österreich werden künftig Leistungserbringer flächendecken vernetzt. Auch in Deutschland gibt es vom e-Arztbrief bis hin zur digitalen Therapieunterstützung viele erprobte Anwendungen. Der erste Entwurf des sogenannten E-Health-Gesetzes setzt die richtigen Signale, dass wir Mehrwertanwendungen dann auch in die Fläche bringen können.

Woran hapert es?

Uwe Eibich: Wir brauchen die Unterstützung der Politik bei der Realisierung der Telematik-Infrastruktur. Themen sind hier die Finanzierung des Online-Rollouts und eine Versachlichung der Datenschutzdiskussionen. Zudem gibt es Regelungsbedarf bei der Vergütung. Ärzte und Kliniken müssen Spaß daran haben, zu investieren. Wenn für einen Arztbrief auf Papier mehr Geld bezahlt wird als für das elektronische Pendant, muss sich niemand wundern, wenn die Umsetzung zu wünschen übrig lässt. Auf diese Fragen scheint das Gesetz für sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen erste richtige Antworten zu geben.

Die CompuGroup Medical ist beim Aufbau der Telematik-Infrastruktur einer von 9 Projektträgern und in der Testregion Nordwest zuständig für die Ansprache der Leistungserbringer. Sind Sie startklar?

Uwe Eibich: Wir haben die wichtigsten Hürden genommen. Ärzte, Zahnärzte, Kliniken und Psychotherapeuten stehen bereit. Wir haben viele neue Produkte entwickelt und angepasst und betreiben das Netzwerk und den Zugangsdienst. Die Infrastruktur kann im zweiten Halbjahr in Betrieb gehen. Kürzlich haben wir gezeigt, dass das Versichertenstammdatenupdate auf der eGK mit einer Krankenkasse unter Live-Bedingungen bestens funktioniert. Auf der conhIT 2015 werden wir das Zusammenspiel von Kartenterminal, Konnektor und Arztinformationssystem demonstrieren.

Ärztliche Akzeptanz lässt sich allein mit dem Online-Rollout nicht gewinnen...

Uwe Eibich: Richtig. Deswegen sind die Mehrwertanwendungen der zentrale Erfolgsfaktor für die eGK. Die sind bei Ärzten auch nicht umstritten, das sehen wir jeden Tag. Unser Zuweiserportal JESAJA.NET vernetzt schon heute über 5.500 Arztpraxen mit Krankenhäusern in rund 100 Projekten. Das persönliche Arzneimittelkonto für ältere Mitbürger in Nordrhein-Westfalen unterstützt Ärzte und ihre Patienten beim Thema Multimedikation und funktioniert gut. Und im Arztnetz „Gesundes Kinzigtal" haben wir gemeinsam mit den Ärzten digitale Versorgungspfade implementiert, die rege genutzt werden.

Was ist mit der Einbindung der Patienten?

Uwe Eibich: Patientenfokussierung wird immer wichtiger. Auch das ist Alltagserfahrung. Unsere CGM LIFE eSERVICES erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Der Renner ist für viele Patienten die bequeme Anforderung von Folgerezepten. Dafür haben sich mittlerweile über 300.000 Patienten über rund 3.500 Arztpraxen mit einer persönlichen CGM LIFE Gesundheitsakte registriert. Und es werden jede Woche mehr. Nochmal: Die digitale Vernetzung wird gewollt. Was wir jetzt brauchen, sind die richtigen Rahmenbedingungen, damit alle flächendeckend von solchen Anwendungen profitieren.

 

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