Universitätsklinikum Jena setzt Innovationskurs fort
Jahresempfang mit Minister Tiefensee
Ein neuer Sonderforschungsbereich, ein reformierter Medizinstudiengang und neue Wege in der Pflegeausbildung: Diese innovativen Strukturen und Projekte begleiten beispielhaft die positive Entwicklung des Universitätsklinikums Jena (UKJ). Dafür sprechen auch die Zahlen in der Krankenversorgung: 2014 wurden wie im Vorjahr erneut über 52.600 Patienten am einzigen Thüringer Uniklinikum stationär versorgt. Einen deutlichen Anstieg gab es bei den ambulant versorgten Patienten: Hier lag die Fallzahl 2014 bei fast 272.000, rund 8.000 mehr als noch 2013. Im Juli beginnen zudem die Bauarbeiten für zwei neue Pflegestationen mit Platz für 72 Patienten. Diese Maßnahme ergänzt die aktuellen Bauarbeiten für den zweiten Bauabschnitt des Klinikums und des Parkhauses.
Beim Jahresempfang des UKJ sagte Thüringens Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee: „Das Universitätsklinikum Jena ist ein starker Motor auf dem Gebiet der Gesundheits- und Lebenswissenschaften im Forschungsstandort Thüringen.“ Das zeigten nicht nur der jüngste Erfolg bei der Einwerbung eines Sonderforschungsbereiches der Deutschen Forschungsgemeinschaft, sondern auch die zahlreichen Projekte und Kooperationen im Bereich der Infektionsprävention und -forschung. Mit der Reform des Medizinstudiums sei ein wichtiger Schritt getan, um angehende Mediziner frühzeitig für eine Tätigkeit als niedergelassener Arzt, in der klinischen Versorgung oder im Forschungsbereich zu gewinnen. Tiefensee: „Mit dieser Reform wird die zielorientierte Ausbildung hoch qualifizierter Fachkräfte für Thüringen weiter verbessert.“
Praxisorientiertes Studium / Neuer Sonderforschungsbereich
Der reformierte Studiengang Humanmedizin wurde im vergangenen Wintersemester eingeführt. Kern des „Jenaer Neigungsorientierten Medizinstudiums - JENOS“ ist die Wahl einer von drei Linien (klinisch-orientiert, ambulant-orientiert oder forschungs-orientiert) im zweiten Studienabschnitt: „Damit erleichtern wir unseren Absolventen den gezielten Einstieg in das Berufsleben und können noch stärker praxisnahe Akzente in der Ausbildung setzen“, erklärt Prof. Dr. Klaus Benndorf, Dekan der Medizinischen Fakultät und Wissenschaftlicher Vorstand des UKJ.
Er ist auch Sprecher des neuen Sonderforschungsbereichs (SFB) „ReceptorLight“: Dort untersuchen Wissenschaftler aus Jena und Würzburg ab Juli mit modernster Lichtmikroskopie die Funktion von Membranrezeptoren der Zelle. Die Mediziner, Physiker, Chemiker, Biochemiker und Biologen wollen sowohl neue Erkenntnisse zur Arbeitsweise dieser Sensoren in der Zellmembran gewinnen, als auch die Hochleistungs-Lichtmikroskopie methodisch weiterentwickeln. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert den SFB für vier Jahre mit über zehn Millionen Euro.
„Aufbau tagesklinischer Strukturen wichtig“
Die konstant hohe Auslastung bei den stationären Patienten und der deutliche Anstieg bei den ambulant versorgten Patienten sei ein starker Beweis für das Vertrauen der Patienten und Zuweiser in das UKJ, betonte Dr. Jens Maschmann, Medizinischer Vorstand am UKJ. Wichtig sei daher auch der Ausbau tagesklinischer Behandlungsangebote: „Nicht jeder Patient muss über Nacht im Klinikum bleiben. Durch tagesklinische Behandlungsansätze, bei denen Experten verschiedener Disziplinen eng verzahnt zusammenarbeiten, kann ein kostenintensiver stationärer Krankenhausaufenthalt vermieden werden“, so Dr. Maschmann. Aktuell werde u.a. ein Konzept für eine Tagesklinik für Demenzpatienten entwickelt.
Weiter intensivieren werde das UKJ auch die Infektionsprävention und den Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen. So koordiniert das UKJ etwa das thüringenweite „AlertsNet“: Das gemeinsame Netzwerk von über 50 Kliniken, Rehabilitationseinrichtungen und mikrobiologischen Laboren in Thüringen verschärft den Kampf gegen Krankenhausinfektionen. Im Rahmen des „AlertsNet“ werden zum ersten Mal in Deutschland nahezu flächendeckend in einem Bundesland die Daten von Patienten zusammengeführt, bei denen krankheitsauslösende Keime im Blut nachgewiesen wurden. „Neben dem Schutz unserer Patienten sehen wir es als einzige Uniklinik im Freistaat auch als unsere Aufgabe, solche Netzwerke in Thüringen auszubauen“, so Dr. Maschmann.
Patientenversorgung, Lehre und Forschung brauchen Expertise und Engagement – aber auch gesicherte Rahmenbedingungen. „Daher investieren wir u.a. in neue Medizintechnik und in Personal“, so Dr. Brunhilde Seidel-Kwem, Kaufmännischer Vorstand und Sprecherin des Vorstandes.
Wirtschaftlich steht das UKJ auf einer soliden Basis: Trotz eines Anstieges der Personal- und Sachkosten in 2014 um rund 15 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr gelang es erneut, ein positives Jahresergebnis zu erzielen. 2014 wurden Geräte und Ausstattung für rd. 16 Millionen Euro angeschafft. Dazu zählen u.a. ein intraoperatives CT-Gerät, eine neue Angiografieanlage und ein vom Freistaat Thüringen gefördertes neue Superresolution-Mikroskop, das neue Maßstäbe in der Mikroskopie etabliert sowie ein neues 9,4 Tesla-Kleintier-MRT. Auch die Zahl der Beschäftigten stieg um 22 auf 4.151 („Vollkräfte“) und lag zum Jahresende bei insgesamt 4.609 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Zwei Bettenstationen ergänzen den Neubau: Bauarbeiten ab Juli
In der zweiten Julihälfte starten zudem die Arbeiten für ein weiteres Projekt, das den zweiten Bauabschnitt ergänzen wird: Ein zweigeschossiges Bettenhaus mit Platz für 72 Patienten wird gegenüber dem aktuellen provisorischen Haupteingang in Richtung Drackendorfer Park errichtet. Damit reagiert das UKJ auf die gestiegene Anzahl der stationär versorgten Patienten und die hohe Auslastung der bestehenden Stationen. Zum Vergleich: Noch im Jahr 2008 waren es rund 2000 Patienten weniger pro Jahr. Insgesamt entsteht eine Gesamtnutzfläche von rund 3.150 Quadratmetern. Die Baukosten liegen bei rund 10,5 Millionen Euro und werden vom UKJ getragen, als Bauzeit werden zwölf Monate veranschlagt.
Nachdem 2014 bereits das neue Dienstleistungszentrum als „logistisches Herz“ des Klinikums in Betrieb genommen wurde und im November 2014 das Richtfest für den zweiten Bauabschnitt gefeiert werden konnte, läuft aktuell der Innenausbau in den verschiedenen Gebäudeteilen. „Gemeinsam mit dem Generalunternehmer konkretisieren wir nun die Fertigstellungstermine für den zweiten Bauabschnitt“, so Dr. Seidel-Kwem. Der zweite Bauabschnitt des UKJ zählt mit 50.000 Quadratmetern Nutzfläche zu den größten Klinikneubauten in Deutschland. Die Investitionskosten für das Bauprojekt belaufen sich auf 308 Millionen Euro. Im vergangenen Februar starteten die Bauarbeiten für das neue Parkhaus des UKJ in Lobeda. Dort finden 1.300 überdachte Stellplätze auf rund 8.600 Quadratmetern Grundfläche Platz. Die Fertigstellung des Parkhauses ist für Mitte 2016 geplant.
Abseits der Baustelle werden die Planungen für den Umzug und die Inbetriebnahme intensiviert: Dazu zählen eine Vielzahl von Projekten, etwa die komplette Erneuerung der Wäscheversorgung oder die Einführung eines modernen Patienten-Entertainments-Systems (Online-Nutzung, TV und Telefonie).
Premiere: Neue Studiengänge in der Pflege
Neue Wege geht das UKJ seit Oktober 2014 im Bereich der Pflegeausbildung: Zu diesem Zeitpunkt starteten die zwei neuen Studiengänge „Pflege“ und „Geburtshilfe/Hebammenkunde“. Das UKJ und die Ernst-Abbe-Hochschule bieten in einer Kooperation 20 Pflege- und 15 Hebammen-Studienplätze an. Innerhalb von vier Jahren können die Teilnehmer sowohl einen Berufsabschluss als auch einen international anerkannten Bachelor-Abschluss erwerben.
Das UKJ nimmt damit eine Vorreiterrolle ein: Es zählt zu den ersten Uniklinika in Deutschland, an denen ein solcher Bachelor-Studiengang etabliert wurde. Die neuen Studiengänge sind eine Antwort auf den medizinischen Fortschritt, durch den auch das Arbeitsfeld in den traditionellen Pflegeberufen immer komplexer wird. „Mit den beiden neuen Studiengängen passen wir die Berufs- und Kompetenzprofile den heutigen Anforderungen an die pflegerische Praxis an“, so Arne-Veronika Boock, Pflegedirektorin am UKJ.
Den Festvortrag beim Jahresempfang des UKJ mit über 200 Gästen hielt Prof. Dr. Axel Brakhage, Direktor des Jenaer Leibniz-Institutes für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut, aus Jena.