Prof. Dr. Jochen Gensichen übernimmt LMU-Lehrstuhl für Allgemeinmedizin
04.10.2016 -
Zum 1. Oktober 2016 übernahm Prof. Dr. med. Dipl.-Päd. Jochen Gensichen, MPH, den 2014 gegründeten Lehrstuhl für Allgemeinmedizin und die Leitung des Instituts für Allgemeinmedizin an der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München.
Der neue Ordinarius (52) kommt vom Universitätsklinikum Jena der Friedrich-Schiller-Universität, wo er seit 2011 bereits diese beiden Positionen inne hatte. 2008 war er dort Gründungsdirektor des Instituts für Allgemeinmedizin.
Gensichen, gebürtig am Niederrhein, ist Facharzt für Allgemeinmedizin. Er absolvierte ein Studium der Humanmedizin und Erziehungswissenschaften in Köln – und kurz in München. Später studierte er in Hannover Gesundheitswissenschaften. Seine klinisch-hausärztliche Tätigkeit begann er im Rhein-Main-Gebiet. Nach einem Forschungsaufenthalt in Seattle / USA (Stipendium der Max-Kade-Foundation/New York) habilitierte er zur psychischen Gesundheit in der Primärversorgung an der Goethe-Universität in Frankfurt a.M. bei Prof. Dr. Ferdinand M. Gerlach. Der Arzt wurde mit renommierten Auszeichnungen geehrt, ist in wichtigen Fachgesellschaften und Gremien tätig und Autor zahlreicher Publikationen. Seit 2013 ist er darüber hinaus geschäftsführender Vorstand der Stiftung Allgemeinmedizin.
Ausbildung direkt am Patienten
Das LMU-Institut wurde bisher kommissarisch von Prof. Dr. Jörg Schelling erfolgreich aufgebaut. Aufgabe des Instituts ist es, Lehre und Forschung in diesem Fach der medizinischen Ausbildung (Medizinisches Curriculum, MeCuM) zu ermöglichen und weiterzuentwickeln. In weit über 250 Lehrpraxen in und um München werden Studierende der Medizin unmittelbar am Patienten ausgebildet und unter Alltagsbedingungen mit dem Beruf in Berührung gebracht. Wichtige Schritte, um den Beruf des hausärztlich tätigen Allgemeinarztes zu kennen und ggf. auch nachhaltig zu fördern.
Tragende Säule im Gesundheitssystem
Der neue Direktor: "Wir im Institut werden auf hervorragende allgemeinmedizinische Lehre in Aus-, Weiter- und Fortbildung setzen – also auf die strukturierte Förderung der nächsten Ärztegeneration für unser Fach. Hausärzte sind eine tragende Säule des Gesundheitssystems. Quantitativ wird die meiste Medizin im ambulanten Bereich angeboten und vor allen Dingen durch Hausärzte umgesetzt – dieses Faktum ist die Grundlage, auf der wir aufbauen. Mit der Besetzung des Lehrstuhls jetzt möchte sich auch die LMU der ambulant-hausärztlichen Gesundheitsversorgung aktiv weiter nähern, sie den Studierenden früher nahebringen, aber auch die Forschung in diesem Gebiet voranbringen. So sehe ich als einen wichtigen Auftrag für unsere Forschung, dass wir Hausärzte genau wie alle anderen Ärzte auch unsere Arbeit gut prüfen müssen – auf Wirksamkeit, auf Patientensicherheit und ein Stück weit auch auf die Umsetzbarkeit – ,letztlich zum Wohle unserer Patienten."
Der Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Praxis soll die Ausrichtung des Instituts bestimmen. Der Anspruch ist es, die Ergebnisse neuer Forschung schnellstmöglich zum Patienten zu bringen, also in die allgemeinmedizinischen Versorgung. Das können neu entwickelte Verfahren und Techniken sowie aktuellste Diagnostik ebenso sein wie verbesserte Präparate. Umgekehrt tragen die Praxen Fragen, Themen und Diagnosen in die Universitäten hinein.
Zentrales Problem ist der Hausarztmangel
Prof. Gensichen: "Das alte Bild vom isolierten Einzelkämpfer weicht allmählich der Generation Facebook. Das ist eine bestens vernetzte Ärzteschaft, die ihre Arbeit auf eine Gruppe von Kollegen verteilt. Die Botschaft für den Nachwuchs heißt: Wer kooperiert, geht nicht im Alltag unter. Wir bemühen uns sehr, junge Ärzte für diesen Beruf zu interessieren – da tragen wir zum gesamtgesellschaftlichen Auftrag bei. Doch die Hauptstellschrauben beim Hausarztmangel stecken nicht in der Uni, sondern in den Bedingungen der späteren niedergelassenen Praxis."
Ein akademisches Zuhause
Mit seinem Masterplan für München hat der Mediziner ein erklärtes Ziel vor Augen: "Letztlich soll ein 'akademisches Zuhause' für die Hausärzte an der LMU entstehen. Die Kolleginnen und Kollegen haben an der LMU gelernt, sie haben die LMU in bester Erinnerung, jetzt sind sie niedergelassen und bilden selbst wieder junge Ärzte aus. Dabei möchte ich sie unterstützen."
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