Green IT auch in Krisenzeiten
Steigende Rechnerdichte lässt Rechenzentren bei Energiezufuhr und Wärmeabfuhr an technische Grenzen stoßen
Die wirtschaftlich schwierige Gesamtsituation geht auch an den Rechenzentren nicht spurlos vorbei. Ein Bereich jedoch ist in der Regel nicht von Budgetkürzungen betroffen, wie eine aktuelle Gartner-Studie feststellt: die Energieeffizienz. „Kostensenkungen sind 2009 das wichtigste Argument, die Rechenzentren grüner zu bekommen", kommentiert Matthew Boon, Managing Vice President bei Gartner. „Im Jahr 2010 und danach jedoch werden die gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen und gesetzliche Vorgaben zunehmen Projekte und Investitionen im Green-IT-Umfeld vorantreiben." Kein Wunder, dass die Marktbeobachter das Thema Green IT auch für das kommende Jahr zu den zehn wichtigsten Strategien im Rechenzentrum zählen.
Das war auch auf der (discuss&discover, Oktober 2009) zu spüren. Der Mix aus Kongress und Messe, mit dem die Münchner Messegesellschaft einen Nachfolger zur IT-Messe Systems etablieren möchte, stand zwar in weiten Teilen unter dem Schlagwort „Social Web". Doch auch Infrastrukturenthemen wurden in vielen Facetten beleuchtet. Dabei nahm der oft genutzte Hype-Begriff Green IT einen breiten Raum ein. Vor allem zwei Aussteller hatten sich die Enegrieeffizienz auf die Fahnen geschrieben: der Prozessor-Marktführer Intel und der Hardware-Hersteller Dell.
Green IT ist kein Selbstzweck
Das Publikum interessiert sich aus guten Grund für dieses doch recht pragmatische Thema: Ohne bessere Energieeffizenz können die IT-Organisationen den Betrieb in vielen Rechenzentren (RZ) nicht auf Dauer sicherstellen. Die immer höhere Rechnerdichte lässt die RZs bei Energiezufuhr und Wärmeabfuhr an die technischen Grenzen gelangen. Die meisten Rechenzentren wurden vor zehn oder mehr Jahren geplant. Damals ging man von einem Energiebedarf von rund 1.000 Watt pro m² aus. Die heutige IT, die mit Blade-Servern und eng bestückten Racks eine extrem hohe Packungsdichte aufweist, kann jedoch bereits bis zu 10.000 Watt pro m² benötigen. Ganz ähnlich sieht es bei der Kühlung aus. Green IT ist also weder Selbstzweck noch Altruismus, sondern eine handfeste kaufmännische Notwendigkeit, um die nächste Evolutionsstufe der IT zu erklimmen.
Daran arbeiten auch die Anbieter, wie Andrea Cato, Energy Efficiency Manager der Intel Deutschland, in einem Vortrag erläuterte. Dieser stand unter dem Motto „Energie sparen mit moderner IT". Die Intel-Expertin subsumiert darunter zwei unterschiedliche Bereiche: Die verbesserte Energieeffizienz heutiger IT-Komponenten sowie Möglichkeiten zu Energieeinsparungen, die sich durch den Einsatz von IT ergeben. Naturgemäß fokussiert ein Hardware-Anbieter wie Intel auf den ersten Bereich. Cato untermauerte dieses Engagement mit respektablen Zahlen: Während für eine Rechenleistung von 5,1 Mbops (Mega Business Operations per Second) im Jahr 2005 laut Cato noch 126 Server mit einem Energiebedarf von bis zu 48 Kilowatt notwendig waren, lasse sich diese Leistung heute mit 17 Servern und sechs Kilowatt erreichen. Intel habe errechnet, dass sich durch den Einsatz der aktuellen Technologien in diesem Szenario 53.000 US-$ pro Jahr an Energie- und Flächenkosten einsparen lassen.
Hohes Besucherinteresse
Auch der Hersteller Dell nahm sich am Messestand und in mehreren Vorträgen dieses Themas an. Aus Sicht von Dr. Dieter Schramm, Practice Executive Simplify IT bei Dell, traf das Unternehmen damit den Nerv der Besucher: „In der aktuellen angespannten konjunkturellen Lage sind auf Unternehmensseite Lösungen gefragt, die zu Kostensenkungen beitragen. Und hier rückt natürlich in einer Zeit steigender Energiepreise auch das Thema Green IT zunehmend ins Blickfeld, denn mit der Einführung energieeffizienter Lösungen können Kosten in erheblichem Maße reduziert werden. Insbesondere wenn man bedenkt, dass schon heute viele Unternehmen einen großen Teil ihres gesamten IT-Budgets für Energie ausgeben." Sein Fazit: „Die meisten Unternehmer sind sich ihrer Verantwortung für die Reduzierung von Umweltbelastungen und einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen bewusst. Darüber hinaus setzt sich aber auch zunehmend die Erkenntnis durch, dass durch die Implementierung energieeffizienter Lösungen im Rechenzentrum - zum Beispiel im Bereich Kühlung oder durch die Einführung von Virtualisierungstechnologien - die Betriebskosten gesenkt werden können."