Die Einführung der Telemedizin zur Betreuung chronisch kranker Patienten gilt in Deutschland immer noch als Pionierarbeit. Dabei sind die technischen Voraussetzungen geschaffen und die positiven Effekte nicht zu übersehen. So ist unter Medizinern allgemein anerkannt, dass eine umfassende Betreuung von Diabetes-Patienten den Verlauf der Erkrankung ganz wesentlich verbessern kann - allerdings ist das heutige Gesundheitssystem kaum in der Lage, eine solch optimale Versorgung zu gewährleisten. Telemedizin kann hier helfen. Studien haben belegt, dass sich durch Telemonitoring die Blutzuckerwerte der Patienten wesentlich verbessern und stationäre Behandlungen vielfach vermieden werden konnten.

Eine solche patientennahe Begleitung im Wohn- und Lebensumfeld des Patienten empfiehlt sich auch bei Menschen mit einem unklaren Befund im Belastungs-Elektrokardiogramm (EKG). Ein kleines tragbares EKG-Gerät wacht hier über den Gesundheitszustand der Patienten. Treten Herzbeschwerden auf, helfen medizinisch ausgebildete Ansprechpartner im Telemedizinischen Service Center weiter. Anhand der aktuell übertragenen Vitalparameter des EKG-Geräts können die Mitarbeiter aus der Ferne erste Diagnosen und Prognosen stellen. Das Telemedizinische Service Center nimmt bei der telemedizinischen Betreuung eine Schlüsselposition ein. Es stellt sicher, dass Patienten daheim betreut werden können, soweit sie dies wünschen. Sie können dadurch wesentlich länger in ihrem gewohnten Umfeld bleiben.

Wie die medizinische Betreuung durch Hightech-Produkte und Breitbanddienste wesentlich verbessert werden kann, zeigt der Gesundheitsparcours FutureCare. Zusammen mit Mitgliedsunternehmen des Branchenverbands BITKOM richtet die BITKOM Service Gesellschaft diese Telemedizinausstellung vom 2. bis 6. März 2010 auf der TeleHealth, der Leitmesse für E-Health, in Hannover aus.

Im Fokus der FutureCare stehen Herz-Kreislauf-Insuffizienz und Diabetes Typ II. In Deutschland gibt es rund vier Millionen Risikopatienten mit schweren Herzerkrankungen. Pro Jahr kommen 300.000 Herzinfarkt-Neuerkrankungen hinzu. An der Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus sind hierzulande sieben Millionen Menschen erkrankt. Die Dunkelziffer wird bei weiteren zwei bis drei Millionen vermutet. Gerade bei diesen sog. Volkskrankheiten kann Telemedizin die Lebensqualität der Patienten wesentlich verbessern und zugleich die Kosten für das Gesundheitswesen reduzieren. Beder FutureCare werden Produkte und Dienstleistungen vorgestellt, die bereits heute angeboten werden, um Informationstechnologie zum Wohl des Patienten und zur sinnvollen Unterstützung der ärztlichen Behandlung einzusetzen und die medizinisch/pflegerische Versorgung in allen Lebenslagen zu verbessern.

Interview mit Dr. Pablo Mentzinis, Bereichsleiter Public Sector beim BITKOM

M&K: Telemedizin ist schon seit Jahren im Gespräch. Mittlerweile ist aus der Vision Realität geworden. Was wird auf der TeleHealth 2010 im Gesundheitsparcours „FutureCare" zu sehen sein?

Dr. Pablo Mentzinis: Auf der FutureCare wird keine Science-Fiction ausgestellt. Wir präsentieren die nahe Zukunft der Telemedizin. FutureCare gibt Einblick die IT-unterstützte medizinische Versorgung bei der Prävention zu Hause, in der Arztpraxis, der Apotheke, im Krankenhaus etc. Wir zeigen, wie ein Telemedizinisches Zentrum arbeitet und wie Hightech segensreich in der Rehabilitation, der Pflege und dem Betreuten Wohnen eingesetzt werden kann.

Wie kann man sich die FutureCare vorstellen? Ein normaler Messestand ist es offensichtlich nicht.

Mentzinis: Wir haben uns während der Konzeption überlegt, wie wir die komplexen Inhalte am besten vermitteln können - und zwar so, dass sowohl Fachbesucher als auch interessierte Laien einen Gewinn haben. Die Entscheidung fiel auf moderierte Führungen. Absolute Fachleute leiten kleine Gruppen über den Gesundheitsparcours der FutureCare und stehen jederzeit für Fragen bereit. Wichtig war uns, dass während der Führungen kein störendes Gewusel ablenkt. Während der ersten FutureCare auf der TeleHealth 2009 haben wir sehr positives Feedback auf unsere Führungen bekommen.

Was muss man tun, um an diesen Führungen teilzunehmen?

Mentzinis: Eine Anmeldung ist aufgrund des außerordentlich großen Interesses absolut erforderlich. Wer an einer Führung teilnehmen möchte, kann sich während der TeleHealth direkt an der FutureCare an einem speziellen Schalter anmelden. Hier können auch Gruppen komplette Führungen buchen. Die FutureCare befindet sich in Halle 8.