Medizin & Technik

Ein großer Schritt zum kleinen Schluck

24.03.2010 -

Nach einem akuten Schlaganfall leiden rund 65% der Patienten an Schluckstörungen, die für 20% der Schlaganfallpatienten noch im ersten Jahr der Erkrankung tödlich enden - obwohl dies durch eine frühzeitige Diagnose und eine entsprechende Therapie verhindert werden könnte.

„Bei Schluckstörungen können während des Essens oder Trinkens Speisen in die Luftröhre gelangen", erläutert Petra Pluschinski, Klinische Linguistin und Expertin für Schluckstörungen, Otto-Fricke-Krankenhaus. „Die Folgen der Probleme beim Schlucken können von Mangelernährung und Gewichtsverlust bis hin zu einem durch immer wiederkehrende Lungenentzündungen ausgelösten Tod führen", so Pluschinski weiter. Obwohl Schluckstörungen mittlerweile gut erforscht sind und bei einer entsprechend frühzeitigen Diagnose behandelbar sind, bleibt die Erkrankung immer noch in zu vielen Fällen unerkannt oder wird nicht angemessen therapiert, bedauert die Expertin.

Schluckvorgang durchleuchten


Moderne Untersuchungsmethoden wie zum Beispiel die therapeutische Videofluoroskopie können dabei helfen, Schluckproblemen auf den Grund zu gehen. Bei dieser Untersuchungsmethode wird der Patient beim Schlucken durchleuchtet, und die Bilder werden nicht als einzelne Bilder, sondern als Videostream aufgenommen und abgespeichert. Das Verfahren bietet zum einen den Vorteil, dass der komplette Schluckvorgang sichtbar gemacht werden kann, zum anderen kann die Videoaufnahme auch nachträglich noch von den behandelnden Ärzten und Therapeuten gemeinsam analysiert und die Behandlung auf die spezifische Störung abgestimmt werden. Wird während der Untersuchung beispielsweise festgestellt, dass die Aufnahme fester Nahrung für den Patienten besonders schwierig ist, kann man versuchen, die Nahrungskonsistenz zu verändern, um das Schlucken zu erleichtern. Ebenso ist es möglich, bspw. durch Änderung der Kopfhaltung beim Schlucken das Schlucken zu erleichtern.

Um das relevante Fachwissen über aktuelle Therapiemethoden für dieses wichtige Thema bei Ärzten und Therapeuten zu fördern, haben sich die fünf Zentren für Schluckstörungen im südwestdeutschen Raum zusammengeschlossen und eine Fortbildungsreihe entwickelt. Die Leitung dieser Reihe liegt bei Petra Pluschinski vom Otto-Fricke-Krankenhaus und Sönke Stanschus, Organisatorischer Leiter vom Schluckzentrum am SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach.

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