Hygiene

Keine Chance den Krankenhausinfektionen

29.03.2010 -

„In Deutschland treten jährlich 500.000 Krankenhausinfektionen auf", erläutert Dr. Christiane Reichardt, Charité, die Kampagne „Aktion Saubere Hände" für deutsche Gesundheitseinrichtungen. Die Aktion initiierte das Aktionsbündnis Patientensicherheit, die Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Gesundheitsversorgung und das Nationale Referenzzentrum für die Surveillance von nosokomialen Infektionen. „Unsere fast zwei Jahre laufende Kampagne", erklärt sie, „basiert auf der weltweiten Aktion der WHO ‚Clean care is safer care‘, die die Verbreitung von effektiven Maßnahmen zur Verbesserung der Händehygiene als eines von fünf vorrangigen Zielen zur Erhöhung der Patientensicherheit benannt hat."

Die „Aktion Saubere Hände" zielt darauf ab, die Compliance der Händedesinfektion in deutschen Krankenhäusern deutlich und nachhaltig zu erhöhen, und wird vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert. Bis Ende 2010 soll so die Händedesinfektion als ein Schwerpunkt für mehr Qualität und Sicherheit in der Patientenversorgung in deutschen Krankenhäusern etabliert werden. Dr. Reichardt erläutert die fünf Hauptpunkte: „Fokussierte Richtlinien zur Händedesinfektion, Unterstützung der Krankenhausleitungen, Händedesinfektionsmöglichkeiten an jedem Patientenbett, Messung der Compliance und des Desinfektionsmittelverbrauchs, Effektivität der Händedesinfektion in Bezug auf nosokomiale Desinfektionen und multiresistente Erreger." 121 Länder hätten sich verpflichtet, eine Kampagne zu organisieren, 38 Länder führten sie aktuell durch. Anlässlich eines Meetings der 38 Länder im August zeigte sich, „dass wir mit 627 teilnehmenden Einrichtungen eine der größten Kampagnen weltweit durchführen".

Krankenhaushygieniker thematisierten schon seit Jahren die Händedesinfektion mit Interventionen - meist von kurzzeitigen Erfolgen gekrönt. „Bei unserer Kampagnenplanung bezogen wir die Umsetzung in den Arbeitsalltag trotz Arbeitsverdichtung ein", führt Dr. Reichardt aus, „und haben definiert, dass an jedem Krankenbett auf der Intensivstation ein Händedesinfektionsmittelspender stehen sollte und einer auf zwei Betten in einer Normalstation." In den Diskussionen, die sie mit den Häusern führe, scheine das eine DER Maßnahmen zu sein, die auch Bestand haben werde nach Abschluss der Kampagne. Bislang seien die Spender im Bad oder am Waschbecken der Patienten installiert oder vor der Türe auf dem Flur. „Die Spender gehören dorthin, wo der Patient sich befindet und die meisten Situationen der Händedesinfektion auch stattfinden sollten", postuliert Dr. Reichardt.

Auf den Stationen seien bis zu sechzig Richtlinien denkbar, was die Frage der Umsetzbarkeit aufwerfe. „Wir brauchen eine praktische, anwenderfreundliche Übersetzung von Richtlinien," stellt Dr. Reichardt fest, „die auch für denjenigen praktikabel ist, der acht Stunden täglich oder noch länger den Richtlinien folgen muss." Die WHO habe dazu das Modell „Meine fünf Momente für die Händehygiene" entwickelt, welches sie in Deutschland aktuell bewerbe: Bevor ein Patient berührt werde, vor einer sauberen/aseptischen Prozedur, nach Exposition zu Körperflüssigkeiten, nach der Berührung des Patienten und nach der Berührung der Umgebung des Patienten.

Bei der Auswertung einer Umfrage zur Umsetzung in 70 Krankenhäusern stellte sich heraus, dass 16% keine Lenkungsgruppe haben und leider auch nur die Hälfte der oberen Administration in Lenkungsgruppen vertreten sei. Zu Beginn der Aktion mussten sich die Krankenhäuser verpflichten, ihre Spenderausstattung gemäß den Kriterien ein Spender pro Intensivbett und ein Spender pro zwei Nichtintensivbetten auszurichten. Leider sei bei der Evaluation eine teilweise ausgesprochen schlechte Ausstattung mit Spendern festgestellt worden. An der Auswertung des Parameters Händedesinfektionsmittelverbrauch beteiligten sich über 600 Krankenhäuser mit ihren Verbrauchsdaten im KISS, dem Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System. Große Unterschiede in den einzelnen Abteilungen der Häuser hätten sich herausgestellt, so z.B. 85% in der Chirurgie verglichen mit 45% in der Reha. Ein Verbrauchsanstieg von insgesamt 12% sei zu verzeichnen gewesen. Dieses Modul sei auf den ambulanten Bereich erweitert worden. 126 Krankenhäuser hätten bei der Compliance-Auswertung teilgenommen. Bei der Auswertung vorläufiger Daten aus 13 Krankenhäusern mit 49 Stationen habe sich eine Compliancesteigerung von 65,3% gezeigt, wobei 11 von 17 Stationen ohne Steigerung zu drei Krankenhäusern gehörten, was zeigt, dass die Kampagne als solche nicht richtig etabliert sei in diesen Häusern. Die Compliance in den einzelnen Häusern vor und nach der Intervention sei unterschiedlich, so sei bei den meisten Stationen eine gute Compliance zu sehen, bei einzelnen jedoch eine geringere Compliance.

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