Hygiene

Prüfung von viruziden Waschverfahren auf Wirksamkeit in der Praxis

14.04.2010 -

Krankenhauswäsche wird heute mit RKI-gelisteten chemothermischen, desinfizierenden Waschverfahren aufbereitet. Die Listung erfasst den Wirkungsbereich A - das betrifft die Abtötung von vegetativen Bakterien einschließlich Mykobakterien sowie Pilze und Pilzsporen - und den Wirkungsbereich B - das betrifft die Inaktivierung von Viren. Die B-Listung basiert auf Wirksamkeitsprüfungen, die im Labor, sprich im Reagenzglas, durchgeführt wurden, aber nicht auf Praxisprüfungen in Waschmaschinen oder Waschstraßen. Dafür gibt es zurzeit noch keine amtlichen bzw. normativen Methoden.

Das Institut für Hygiene und Biotechnologie an den Hohenstein Instituten entwickelte ein Instrument zur Wirksamkeitsprüfung von viruziden Waschverfahren in der Praxis. Dabei handelt es sich um einen Bioindikator, der mit MS2-Bakteriophagen beladen ist. MS2-Bakteriophagen sind Viren, die das Bakterium Escherichia coli als Wirtszelle angreifen. Diese Viren sind also nicht human-, tier- und pflanzenpathogen, außerdem einfach zu handhaben und daher ein optimales Instrument für Untersuchungen in der Praxis. Der MS2-Phage ist strukturell, baulich und hinsichtlich seiner Resistenz gegen Umwelteinflüsse vergleichbar mit dem Norovirus und anderen viralen Enteritiserregern. Das ist eine wesentliche Voraussetzung für die Praxisrelevanz. Gastrointestinale Infektionen werden häufig von Viren verursacht. Das Norovirus ist das prominenteste Beispiel. Verbreitet werden die Viren über Erbrochenes und Fäkalien. Die Partikel sind hoch kontagiös. Die Aufnahme von zehn bis 100 Viruspartikeln reicht für das Auslösen einer Infektion aus. Deshalb sind sichere und validierte Desinfektionsmaßnahmen im Umfeld des Patienten erforderlich. Dazu gehört auch die desinfizierende Aufbereitung von Krankenhauswäsche.

Der sog. MS2-Bioindikator wurde am Institut für Hygiene und Mikrobiologie entwickelt, validiert und in der Praxis erprobt. Erste Forschungsergebnisse wurden bereits publiziert. Inzwischen nahm man weitere Wirksamkeitsprüfungen in der Praxis vor. Dabei wurden verschiedene viruzide Waschverfahren bei 40°C, 60°C und 70°C erfolgreich geprüft. Alle geprüften Verfahren waren A, B-gelistet und zeigten eine hohe viruzide Wirkung. Damit gelang es, die im Labor geprüfte viruzide Wirkung, auch in der Praxis zu bestätigen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen werden in einer zweiten Fachpublikation erscheinen.

Angesichts von mehr als 60 verschiedenen chemothermischen Waschverfahren, die in der Praxis der Wäschereibetriebe in unterschiedlichen Anlagen und Modifikationen angewendet werden, können jetzt noch keine generellen und repräsentativen Aussagen über die viruzide Wirksamkeit im Allgemeinen getroffen werden. Dennoch, erste Krankenhäuser fordern bereits Nachweise der Viruzidie von den Wäschereien.

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