Medizin & Technik

Meilenstein zur Verbesserung der Patientensicherheit

Deutsches Aortenklappenregister gestartet

06.07.2010 -

Als international einzigartiges Projekt zur Verbesserung der Patientensicherheit startet am 1. Juli das Deutsche Aortenklappenregister. Es entstand auf gemeinsame Initiative der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) und der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK). In dem Register werden systematisch und bundesweit Langzeitdaten zum operativen Aortenklappenersatz und zur kathetergestützten Aortenklappenimplantation erhoben und wissenschaftlich ausgewertet. Ziel des Registers ist es, jedem Patienten die für ihn geeignete Therapie auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse empfehlen zu können.

In Deutschland unterziehen sich pro Jahr rund 12.000 Patienten einem herzchirurgischen Aortenklappenersatz. Diese operative Therapie ist der Goldstandard bei der Behandlung von schwerwiegenden Aortenklappenerkrankungen. Seit Kurzem steht mit der kathetergestützten Aortenklappenimplantation jedoch ein Alternativverfahren zur Verfügung, bei dem die Herzklappenprothese unter Zuhilfenahme eines Katheters mit Zugang über die Leistenarterie („transfemoral") oder über die Herzspitze („transapikal") eingesetzt wird. Die Anzahl dieser kathetergestützten Aortenklappenimplantationen hat im vergangenen Jahr deutlich zugenommen und wird seit diesem Jahr über eine Fallpauschale im G-DRG-Katalog vergütet.

„Die kathetergestützte Aortenklappenimplantation kann allerdings zum jetzigen Zeitpunkt nur für sehr alte Patienten mit schwerwiegenden Begleiterkrankungen empfohlen werden, denen eine Operation am offenen Herzen nicht zuzumuten ist", betonen die wissenschaftlichen Leiter des Registers, der Kardiologe Prof. Dr. Christian W. Hamm aus Bad Nauheim und der Herzchirurg Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Mohr aus Leipzig. „Denn die bisher veröffentlichten Studien zu den Vor- und Nachteilen der kathetergestützten Aortenklappenimplantation im Vergleich zum chirurgischen Aortenklappenersatz sind nicht repräsentativ und zum Teil widersprüchlich. Darüber hinaus sind Aussagen zu Langzeitergebnissen der kathetergestützten Aortenklappenimplantation bisher nicht vorhanden.
Erst mit den Ergebnissen des Aortenklappenregisters können Nutzen und Risiken der kathetergestützten Aortenklappenimplantation abgewogen und klare Kriterien für deren Anwendung definiert werden."

Bis das Register die notwendigen wissenschaftlich-fundierten Aussagen ermöglicht, gelten die Festlegungen eines gemeinsamen Positionspapiers der beiden Fachgesellschaften, dass Entscheidungen zur Durchführung einer kathetergestützten Aortenklappenimplantation gemeinsam von Kardiologen und Herzchirurgen getroffen werden, die Therapie von beiden gemeinsam in Kliniken mit kardiologischer und herzchirurgischer Fachabteilung durchgeführt wird und multimorbiden Menschen über 75 Jahren vorbehalten bleibt.

Die Datenerhebung erfolgt in allen deutschen Krankenhäusern, in denen chirurgische und kathetergestützte Aortenklappenprozeduren durchgeführt werden, und setzt eine ausdrückliche Einwilligung seitens der Patienten voraus. Eine Nachbeobachtung erfolgt 30 Tage sowie ein, drei und fünf Jahre nach dem jeweiligen Aortenklappeneingriff. Finanziert wird das Register durch Industrieunternehmen, wobei die fachliche und wissenschaftliche Unabhängigkeit der das Aortenklappenregister tragenden Fachgesellschaften und der federführenden unabhängigen Bundesgeschäftsstelle Qualitätssicherung vertraglich gewährleistet ist.

Kontakt

Deutsche Gesellschaft für Kardiologie

Achenbachstr. 43
40237 Düsseldorf

+49 211 600692 0
+49 211 600692 10

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