Hygiene

VDGH: Mit Screenings nosokomiale Infektionen zurückdrängen

02.02.2011 -

Der VDGH (Verband der Diagnostica-Industrie) engagiert sich für die Stärkung sekundär- und tertiär-präventiver Gesundheitsvorsorge und hat dazu die Veranstaltungsreihe „Prävention stärken - jetzt handeln!" gestartet. An konkreten Beispielen wird für bestimmte Krankheitsbilder der Wert von Sekundär- und Tertiärpräventionsmaßnahmen deutlich gemacht.

Begonnen wurde mit der Früherkennungsuntersuchungen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (in Deutschland mit 400.000 Todesfällen jährlich immer noch deutlich die häufigste Todesursache). So können neben der Bestimmung der LDL (Low Density Lipoproteine)-Werte, dem sog. schlechten Cholesterin, der Neutralfett-Werte, des Blutzuckers und dessen Langzeitwert, dem glykierten Hämoglobin, durch Laboruntersuchungen Störungen im Stoffwechsel festgestellt werden, die ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen anzeigen.

Jetzt stand der Beitrag der Laboruntersuchungen zur Bekämpfung nosokomiale Infektionen (sie sind Todesursache in geschätzten 30.000 bis 40.000 Fällen) im Mittelpunkt eines Expertentalks. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH), Prof. Dr. Martin Exner, forderte auf der Veranstaltung die „konsequente Implementierung von Screening-Verfahren", um Patienten zu erkennen, die mit multiresistenten Keimen infiziert sind. Dies sei die „entscheidende Voraussetzung, um unmittelbar krankenhaushygienische Maßnahmen einleiten zu können". Allerdings seien die Krankenhäuser bislang weit von einer breiten Anwendung dieser Screenings entfernt.

Präventiver Ansatz

Da die Therapie nosokomialer Infektionen aufwendig und trotz aller Anstrengungen in vielen Fällen ohne Erfolg ist, muss der zentrale Ansatz zur Bekämpfung präventiv sein, d. h., Infektionsrisiken müssen erkannt und durch geeignete Maßnahmen vermieden werden. Dazu gehört das konsequente Einhalten Krankenhaus-hygienischer Standards. Die Krankenhäuser müssen zwar nosokomiale Infektionen dokumentieren und dem zuständigen Gesundheitsamt Einblick gewähren. Da dies in die Verantwortung der Bundesländer fällt, gibt es trotz der Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention des Robert Koch-Instituts keine deutschlandweit verbindliche Regelungen.

Seitens der DGKH wird vorgeschlagen, die Häufigkeit nosokomialer Infektionen künftig für jedes Krankenhaus in einer für Laien lesbaren Form zu veröffentlichen. Eine derartige Transparenz, so hofft man, würde die Bemühungen um eine Verminderung der Infektionsraten unterstützen.

Rolle des Labors

Das medizinische Labor liefert alle für die Bekämpfung nosokomialer Infektionen benötigten Informationen. Diese sind Voraussetzung für alle Schutz- und Isoliermaßnahmen des Krankenhauses, für eine gezielte und damit erfolgreiche Therapie sowie für eine laufende Kontrolle der Wirksamkeit der Hygienemaßnahmen:

  • Identifizierung des Erregers - dies ist wichtig für grundlegende Kenntnisse der natürlichen Resistenzlage und des zu erwartenden Krankheitsverlaufes. Hier stehen unterschiedliche physikalisch-chemische Verfahren zur Verfügung (Massenspektrometrie, biochemische und molekularbiologische Tests).
  • Schnelltest zur Bestimmung wichtiger nosokomialer Erreger (z.B. MRSA) mittels selektiver Nährmedien oder molekularbiologischer Verfahren.
  • Bestimmung des phänotypischen Resistenzmusters eines Erregers - die ist wichtig für die Auswahl des zur Behandlung einzusetzenden Antibiotikums. Die heutigen Verfahren sind zur Erzielung schnellerer Ergebnisse weitgehend automatisiert. Eine Software-gestützte Auswertung erlaubt die Identifizierung des zugrunde liegenden Resistenzmechanismus aus dem ermittelten Resistenzmuster und vermeidet damit eine falsche Behandlung.
  • Bestimmung der in den Erbanlagen des Erregers verankerten Resistenzen (genotypische Resistenzmuster) mittels molekularbiologischer Verfahren.
  • Molekularbiologische Feintypisierung des Erregers zur Identifizierung von Infektionsquellen und Abklärung von Infektionsketten (genetischer Fingerabdruck).

Kosten-Nutzen-Bewertung

Ein Aufnahme-Screening kostet bei herkömmlicher Diagnostik ca. 10 €, bei positivem Befund zur notwendigen weiteren Differenzierung kommen weitere 50 € hinzu. Bei 17 Mio. Krankenhaus-Aufenthalten in Deutschland würden demnach Screening-Kosten von 170 Mio. € sowie zusätzlich 42,5 Mio. € anfallen, wenn bei 5% positiv getesteter Patienten weitergehende Laboruntersuchungen nötig wären. Diesen rund 200 Mio. € stünden (ausgehend von ermittelten Zusatzausgaben durch nosokomiale Infektionen von 1,3 Mrd. €) eine Ersparnis von knapp 1,1 Mrd. € gegenüber.

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