IT & Kommunikation

Fünfte E-Health Conference in Kiel - Telematik ein wichtiges Thema

02.04.2011 -

Fünfte E-Health Conference in Kiel - Telematik ein wichtiges Thema. „Telematik kommt an“ – mit dieser These luden das Bundesministerium für Gesundheit (BMG), das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren des Landes Schleswig-Holstein sowie die Gesellschaft für Versicherungswissenschaft und -gestaltung (GVG) zur diesjährigen, fünften E-Health Conference nach Kiel ein.

300 Teilnehmer aus Politik, Industrie, Wissenschaft und Ärzteschaft sowie von Krankenhäusern und Kostenträgern diskutierten zwei Tage lang Fragen rund um die elektronische Gesundheitskarte (eGK) sowie Erfahrungen und Potentiale bestehender E-Health-Lösungen. Das Fazit der Veranstaltung durch Jürgen Dolle, in der GVG für die Konferenz verantwortlich: „Telematik kommt an. Bei Patienten sowie Leistungserbringern im ambulanten und stationären Bereich müssen die Vorteile von Telematikanwendungen allerdings noch deutlicher und präziser herausgearbeitet und dargestellt werden.“

Breite Akzeptanz schaffen

Das unterstrich Dr. Sibylle Angele von der GVG, als sie auf eine Forsa-Umfrage unter gesetzlich Versicherten verwies: „Diese zeigen eine hohe Akzeptanz gegenüber der eGK. Besonders zum Thema Sicherheit besteht jedoch weiter großer Informationsbedarf.“ Das brachte auch Dr. Klaus Theo Schröder, Staatssekretär im BMG, zum Ausdruck. Er sieht jedoch durchaus die Weichen für eine erfolgreiche Einführung der eGK gestellt: „Die ersten Ergebnisse aus den sieben Testregionen mit administrativen und Notfalldaten sind vielversprechend. Ein wichtiger Schritt für die breite Akzeptanz ist die später geplante Einbindung von Onlinefunktionalitäten.“

Auch Dr. Gitta Trauernicht, Gesundheitsministerin in Schleswig-Holstein, hofft auf eine schnelle Einführung der Gesundheitskarte. Die bildet die Basis für telemedizinische Anwendungen, auf deren Vorteile für die Bürger sie verwies: „Durch die engere Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung wird sich auch die Kommunikation verbessern. Nicht zuletzt das führt zu einer optimierten Patientenversorgung. Besonders Flächenländer, die mit Fachärzten und Spezialisten nicht gesegnet sind, werden von den Möglichkeiten der Telematik profitieren.“

Aus Sicht des GKV-Spitzenverbandes legte Dr. Doris Pfeiffer ein klares Bekenntnis zur Telematik ab: „Ergibt sich aus der eGK-Einführung in der ersten Phase zunächst ein begrenzter Nutzen, so sehen wir dies als Investition in die Zukunft. Die wird sich mit der Online-Anbindung der Leistungserbringer und weiteren Anwendungen auszahlen.“ Diesen Punkt nahm schließlich Dr. Axel Garbers vom Branchenverband BIT-KOM auf: „Die eGK wird vielfältige Vorteile für alle Beteiligten bringen. Nennen möchte ich beispielhaft eine barrierefreie integrierte Versorgung und das Aufzeigen von Arzneimittelunverträglichkeiten. Nach unseren Berechnungen wird sich die Karte bereits nach acht Jahren amortisieren – eine sehr kurze Zeit angesichts des Mammutprojektes.“

Qualität vor Geschwindigkeit

In einem Punkt waren sich die Konferenzteilnehmer einig: Es müssen die Lehren aus dem Toll-Collect-Disaster gezogen werden, und das heißt: Qualität vor Geschwindigkeit. Patienten und Ärzte wollen die eGK, sie muss aber qualitativ ausgereift sein. Daher soll sie lieber zuerst mit wenigen Anwendungen versehen werden, aber dafür ein stabiler Betrieb gewährleistet sein. Und sie muss einen nennenswerten Nutzen und Mehrwert bringen. Davon hängt nach einhelliger Auffassung maßgeblich die Akzeptanz der Karte ab.

Da kommt derzeit den sieben Testregionen eine sehr hohe Bedeutung zu. Hier wird im Feldversuch mit vielen Beteiligten der praktische Einsatz „geübt“. Dass das einige Fehler zu Tage fördert, liegt in der Natur der Sache und ist gewollt. Schließlich können jetzt noch Korrekturen vorgenommen werden. So regt Jan Meincke, Projektleiter der Testregion Flensburg, z. B. an, dass der behandelnde Arzt für alte und demente Patienten die notwendige PIN treuhänderisch verwaltet. Darüber hinaus fordert er die Komfortsignatur. Es könne nicht sein, dass der Arzt jedes E-Rezept einzeln signieren muss. Das hemme den Workflow in der Praxis massiv und senke die Akzeptanz.

Datenschutz sichern

Ein immer wieder angesprochener Aspekt auf der E-Health Conference war die Frage nach dem Datenschutz und der Datensicherheit. Der widmete sich Dr. Thilo Weichert vom Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein ausgiebig. Er schrieb der eGK „gelungene Datenschutzregelungen und eine adäquate Datenschutzkonzeption“ zu. Allerdings müssen aus Sicht der Datenschützer die Medizindaten verschlüsselt gespeichert werden. „Hinzu kommen weitere rechtliche und organisatorische Sicherungen: Transparenz für die Betroffenen inklusive Auskunftsanspruch und Löschungsrecht bei freiwilligen Anwendungen, Protokollierung der Zugriffe, Signierung der Daten durch den Arzt und vieles mehr“, so Dr. Weichert.

In Zeiten des Datenhandels in anderen Branchen sieht auch Hannelore Loskill von der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe verstärkten Aufklärungsbedarf bei den Patienten, um hier eine bestehende Verunsicherung abzubauen. Darüber hinaus wünscht sie sich, dass Patientenorganisationen vermehrt in die Vorbereitungen der eGK-Einführung einbezogen werden. Nichtsdestotrotz hofft sie, dass die Telematik ankommt.

Die E-Health Conference 2008 hat genug Fragen aufgeworfen, über die in Zukunft weiter diskutiert werden wird. „Daher führen wir die Konferenz als neutrale Plattform fort. Die nächste Veranstaltung sehe ich in etwa eineinhalb bis zwei Jahren, wenn die anstehenden Schritte vollzogen sind“, so Dolle abschließend.

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