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Borchardt Luftfrachtspedition GmbH: Interview mit Christel Borchardt und Arno Meinl über Gefahrengut-Spedition

03.04.2011 -

Borchardt Luftfrachtspedition GmbH: Interview mit Christel Borchardt und Arno Meinl über Gefahrengut-Spedition. Wer radioaktive Arzneimittel zur Krebsbehandlung einsetzt, hofft auf deren positive Wirkung. Gedanken über deren Anlieferung macht sich dabei wohl kaum jemand. Doch gerade der Transport radioaktiver Pharmazeutika gehört zum Spezialgebiet der Borchardt Luftfrachtspedition GmbH, Kelsterbach. Der Logistikdienstleister bringt Gefahrgüter und Sondertransporte im In- und Ausland sicher ans Ziel. Damit entwickelte sich die 1982 als Manfred Borchardt Luftfracht gegründete Spedition zum erfolgreichen Nischenspezialisten, der allerdings als international ausgerichtetes Unternehmen durchaus auch das komplette Angebot speditioneller Dienstleistungen anbietet. Ulrike Hoffrichter sprach mit „Noch“-Geschäftsführerin Christel Borchardt und ihrem Nachfolger Arno Meinl.

Management & Krankenhaus: Wie sieht ein erfolgreiches Produktportfolio aus?

Christel Borchardt: Wir importieren für unsere Kunden radioaktive Isotope, empfindliche Pharmazeutika und andere Gefahrgüter, die vor allem in der Medizin und Forschung eingesetzt werden. Sie sind oft sehr kurzlebig und müssen häufig direkt am Tag der Anlieferung hier zum Endkunden weitertransportiert werden; dabei ist es egal, ob das Gut im Inland oder im Ausland gebraucht wird. Maßgeblich ist, dass die Lieferung schnell erfolgt. Wir müssen also zeit- und kundengerecht arbeiten – beim Transport medizinischer Güter zählt oft jede Stunde, manchmal geht es sogar um Minuten.

Gleichzeitig gehen wir individuell auf den Kunden ein: Seine Vorgaben, wie mit dem Gefahrgut umzugehen ist, setzen wir während der gesamten Transportkette um. Ferner müssen Vorschriften und Gesetze peinlich genau beachtet, Verzollungen korrekt durchgeführt werden. Der Service muss also stimmen.

Ich will Ihnen einige Beispiele nennen: z. B. sind Pharmazeutika, die mit Trockeneis befördert werden, Gefahrgut; dabei ist nicht das Produkt selbst, sondern das Trockeneis das Gefahrgut. Teilweise sind Medizinische Güter im Im- und Export als Laborreagenzien einzustufen und entsprechend zu verzollen und zu deklarieren.

Zusammenfassend darf ich wohl sagen: Wir erhielten unseren guten Namen durch unseren zuverlässigen und individuellen Service.

Was bezeichnen Sie als die Meilensteine Ihrer Unternehmungsentwicklung?

Christel Borchardt: Mein Mann legte als Gründer unseres Unternehmens den soliden Grundstein, da er Gefahrgüter auf der Straße und in der Luft zuverlässig und kompetent zu transportieren verstand. Er war einer der Ersten, der am Frankfurter Flughafen dafür sorgte, dass Gefahrgüter per Flugzeug in bestem Zustand ihr Ziel erreichten.

Arno Meinl: Hinzu kam die Tatsache, dass die Spedition 1993 IATA-Agent wurde, und damit bei den Luftfahrtgesellschaften akkreditiert war. Das gibt uns die Möglichkeit, kurzfristig per Anruf einen Flug sicherzustellen, ohne die übrigen Formalitäten und die Zahlung vorab erledigen zu müssen.

Für welche Produkte nutzt die Life Science Industrie Ihre Lösungen?

Arno Meinl: In erster Linie für eilbedürftige, hochwertige Güter…da spielen die Kosten oftmals eine nachgeordnete Rolle hinter der Schnelligkeit…und für Güter, die sehr zuverlässig ihr Ziel erreichen müssen. Hierzu zählen z. B. Radiopharmazeutika, radioaktive Stoffe und Geräte für Forschungs- und diagnostische Zwecke oder für Materialprüfungen. Die Radiopharmazeutika werden vielfach bei der Krebsbehandlung eingesetzt; häufig ist die Sendung für einen Patienten speziell hergestellt und ausschließlich für diesen verwendbar. Oft steht bereits das OP-Team „Skalpell bei Fuß“, und da ist dann die zuverlässige und zeitgenaue Lieferung unverzichtbar.

Was schätzen Pharmaunternehmen speziell an Ihren Angeboten? Was zeichnet Sie vor dem Wettbewerb aus?

Arno Meinl: Wir sind der Spezialist für radioaktive Stoffe in der Luftfrachtabwicklung. Wir sind ein Team, mit langjähriger Erfahrungen in der Luftfracht, Logistik und im Umgang mit radioaktiven Stoffen und anderen Gefahrgütern.

Was wir nicht selber physisch abwickeln können, übergeben wir zuverlässigen Partnern, die in ihren Bereichen ebenfalls über jahrzehntelange Erfahrung verfügen. D. h. die Summe der Erfahrung aller Beteiligten ist unser Vorteil.

Wie stellen sie die Qualität Ihrer Arbeit sicher?

Arno Meinl: Zum einen hätten wir die Zulassung zum IATA-Agenten nicht bekommen, wenn wir die geforderte Zuverlässigkeit nicht gewährleisten könnten, zum anderen sind wir auch reglementierter Beauftragter des Luftfahrtbundesamtes bzgl. der Sicherheit im Rahmen der Anti-Terror-Maßnahmen. Des Weiteren haben wir auch eine spezielle Erlaubnis der Bezirksregierung Darmstadt für den Umgang mit radioaktiven Stoffen. All dies erfordert Strahlenschutz-, Sicherheits- und Gefahrgutbeauftragte mit den entsprechenden Schulungen und Zertifikaten.

Ferner verfügen unsere Mitarbeiter über eine solide Ausbildung; die meisten von ihnen besitzen den ADR-Schein, inklusive Klasse 7, d. h. sie dürfen neben anderen Gefahrgütern auch radioaktive Stoffe transportieren. Regelmäßige Nachschulungen und Zwischenunterweisungen sind dafür erforderlich. Nicht zuletzt bildet die jahrelange Erfahrung verbunden mit der permanenten Aktualisierung des Fachwissens die Basis unserer qualitativ hochwertigen Arbeit.

Frau Borchardt, die Chrilian AG, Herborn, wurde zum 1. April 2008 100 % Anteilseigner der jetzigen Borchardt Luftfrachtspedition GmbH. Sie werden sich aus dem Unternehmen zurückziehen und Herrn Meinl gemeinsam mit dem geschäftsführenden Gesellschafter die Leitung überlassen. Warum haben Sie sich für diese Form der Unternehmensnachfolge entschieden?

Christel Borchardt: Wir haben uns für die Chrilian AG als Käufer entschieden, da diese Firma nicht zu groß ist, sie das Abfertigen von Gefahrgütern kennt und engen Kundenkontakt pflegt. Außerdem ist Clemens Reif, der Mehrheitsaktionär der Chrilian AG, seit bald 40 Jahren in der Logistikbranche tätig.

Arno Meinl: Mit der Chrilian AG wurde ein Käufer gefunden, der nicht nur Interesse daran hat, eine Beteiligung zu platzieren und diese zu versilbern, sondern der Anteilseigner hat wirklich das Ziel, das Unternehmen fort zu führen und weiter zu entwickeln.

Herr Meinl, wie kamen Sie denn zur Logistik?

Arno Meinl: Mein Bezug zur Logistik ist über 30 Jahre alt. Ich arbeitete zwischen Abitur und Studium ein Jahr bei trans-o-flex. Meine erste Fahrt war die Abholung radioaktiver Stoffe aus Frankreich. Von daher ist die Affinität zur Radioaktivität genauso alt wie die Affinität zur Logistik. Ich blieb der Firma auch während des Studiums als Aushilfsfahrer treu und stieg dort nach dem Studium ein und bekleidete unterschiedliche Funktionen in Vertrieb und Operation. Seither hat mich die Logistik gefangen genommen und ich komme auch nicht mehr von ihr los.

Wo steht das Unternehmen im September 2009?

Arno Meinl: Ich bin überzeugt, dass die Spedition gut dastehen wird. Wir beabsichtigen im angestammten Gebiet zu wachsen, uns zu diversifizieren und künftig verstärkt auch z. B. Straßentransporte durch zu führen. Wir wollen ferner unser europaweites Netzwerk ausbauen. Dabei ist unsere Mitgliedschaft in der EITA (European Isotopes Transport Association), ein Verbund europäischer Transporteure für radioaktive Stoffe hilfreich.

Christel Borchardt: Und ich werde gemeinsam mit meinem Mann aus meinem „Unruhe“ stand beobachten, wie neuer Schwung ins Unternehmen einzieht und der Name Borchardt weiterhin für Qualität und Zuverlässigkeit bürgt.

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