Medizin & Technik

Prof. Dr. Nib Soehendra übernimmt zum letzten Mal Präsidentschaft im 16. Endo Club Nord

25.06.2011 -

Prof. Dr. Nib Soehendra übernimmt zum letzten Mal Präsidentschaft im 16. Endo Club Nord. Nach über 35 Jahren soll es genug sein. Prof. Dr. Nib Soehendra, geboren in Jakarta/Indonesien und bereits seit 1961 in Hamburg tätig, beendete seine Arbeit als Endoskopiker am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, um in den Ruhestand zu gehen. Er tat dies zeitgleich zum 16. Endo Club Nord – dem internationalen Endoskopiekongress in Hamburg vom 7. bis 8. November –, bei dem er das letzte Mal die Präsidentschaft übernahm.

Soehendras Arbeit am UKE führt Prof. Dr. Thomas Rösch, der vormals an der Charité in Berlin Oberarzt und Leiter der Endoskopie der II. Medizinischen Klinik war, weiter. Rösch organisiert ebenfalls gemeinsam mit Prof. Dr. Friedrich Hagemüller und PD Dr. Siegbert Faiss den Endo Club Nord ab dem kommenden Jahr.

Neben Soehendras Abschied wurden auf einer Pressekonferenz im Vorfeld des Kongresses die neuen endoskopischen Behandlungsmethoden von Tumoren im Verdauungstrakt besprochen. Dabei kamen sowohl die Möglichkeiten mit HDTV als auch Narrow-Band Imaging (NBI) zur Sprache, die von der Firma Olympus angeboten werden. Diese ist zusammen mit der Firma Nycomed Partner des Endo Club Nord, beide organisierten sowohl die Pressekonferenz als auch den Kongress. Die Behandlung von Frühkarzinomen ist in den letzten Jahren um einiges fortschrittlicher geworden, und die endoskopische Tumorentfernung wird dabei immer anerkannter. Durch die Endoskopische Submukosadissektion (ESD) kann günstigstenfalls eine Behandlung ohne OP erfolgen. Die Methode wurde von Hagemüller und Faiss vorgestellt, die die Technik an Beispielen von Speiseröhre-, Magenund Dickdarmresektionen erläuterten. Die ESD ermöglicht eine Tumorentfernung en bloc, dies bietet den unschätzbaren Vorteil, dass der Pathologe in der Gewebeuntersuchung feststellen kann, ob der Patient nach der Entnahme an dieser Stelle krebsfrei ist. Bisher wurden die Tumore während des Eingriffs oft zerstückelt und somit für pathologische Diagnosen unbrauchbar gemacht. Mithilfe einer Einfärbung der Submukosa können die veränderten Zellen besser erkannt werden. Anschließend wird das Bindegewebe der Submukosa unterhalb der Neoplasie disseziert – wobei zusammenhängende Resektatränder und weniger Lokalrezidive den großen Vorteil dieser Technik darstellen. Entscheidend für die Machbarkeit der Eingriffe sind die Größe des Tumors und seine Infiltration in die Tiefe des Gewebes. Diese Hinweise geben auch Aufschluss darüber, ob im Nachhinein mit Lymphknoten- und Fernmetastasen zu rechnen ist. Nachgewiesen ist, dass das großflächige Entfernen des krankhaften Gewebes das Widerauftreten von präkanzerösen Zellen verhindert. Von Vorteil sind ebenfalls die unterschiedlich großen elektrochirurgischen Messer, die beim endoskopischen Verfahren eingesetzt werden und dem Patienten damit eine belastende Operation ersparen.

Gerade der Speiseröhrenkrebs wird für die Endoskopiker in Deutschland immer interessanter. Zum Vergleich: „In den USA leiden etwa 25 % aller Amerikaner wöchentlich an Sodbrennen, auch Refluxkrankheit genannt“, sagt Rösch. In Deutschland weisen die Zahlen in eine ähnliche Richtung – mit steigender Tendenz. Sodbrennen an sich klingt zwar unangenehm, aber nicht weiter gefährlich. Tatsache ist jedoch, dass „einige Patienten mit Reflux entzündliche Veränderungen in der Speiseröhre entwickeln“, so Rösch. Bei einem kleinen Teil dieser Patienten entsteht auch ein BarrettÖsophagus. Hier bildet der Körper eine Ersatzschleimhaut für die natürliche Schleimhaut, die als Schutzmechanismus funktioniert. Diese hat eine ähnliche Struktur wie das Dünndarmgewebe und verträgt die Säure scheinbar besser. Der Nachteil an dieser Ersatzschleimhaut ist das erhöhte Risiko, Speiseröhrenkrebs zu entwickeln.

Wie gewonnen, so zerronnen, mag man denken. Allerdings gibt es auch Medikamente, die die Säurebildung regulieren – aber eben nicht dauerhaft normalisieren. Ein Problem haben Patienten, die diese Medikamente langfristig nicht vertragen. Ihnen ermöglicht auch hier die Anwendung eines modernen Hochleistungsendoskops die schnelle Erkennung des Karzinoms und die Entfernung der erkrankten Speiseröhrenzellen. Neuere Sonden arbeiten mit gebündeltem Laserlicht und erlauben es, von verdächtigen Stellen Zellbilder zu entnehmen. Eine andere Behandlungsmethode ist die „Endoluminale Fundoplication“. Mithilfe einer Art Ringbildung verstärkt sie den erschlafften Verschluss zwischen Speiseröhre und Magen. Einziger Haken sind bislang fehlende Langzeitstudienergebnisse. Rösch sagt, dass der Härtetest für die Schlingen bei fünf Jahren liegt. Jedoch waren bisherige Eingriffe Erfolg versprechend und werden am UKE weiter angewendet und verfeinert. Vor allem kommt die Methode der Ringbildung deshalb zum Tragen, weil nicht jeder Barret direkt abgetragen werden kann. Kommt es jedoch zur Abtragung, dann wächst die normale Schleimhaut wieder nach, und nur weniger als 5 % der Patienten entwickeln einen erneuten Barret.

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