9. ZSVA Hygieneforum
30.06.2011 -
9. ZSVA Hygieneforum. Strahlende Herbstsonne, blaues Meer, 40 – in Worten vierzig – Industrieaussteller und über 400 Teilnehmer aus allen Teilen der Bundesrepublik trafen sich zum 9. ZSVA Hygieneforum am 25. Oktober in Damp. Es wurde wieder einmal deutlich, dass dieser Tag im Oktober zum festen Terminmanagement der Teilnehmer gehört.
Monika Ehrlich, Hygienefachkraft, Endo-Klinik Hamburg, und Wolfgang Christ, Produktionsleiter Sterilgutversorgung Zentralsterilisation, Zentrale Service-Gesellschaft Damp, eröffneten die Fachtagung vor vollem Haus. Das Publikum erhielt ein breites Spektrum an Vorträgen. Ein besonderer Tag war es auch deshalb, weil vor 10 Jahren der Sterikreis gegründet wurde, aus dem dieses Forum entstanden ist. Im persönlichen Rückblick spannte Wolfgang Christ den Bogen von den ersten Anfängen im Nebenzimmer einer Gastwirtschaft bis zu den heute regelmäßigen stattfindenden Informationsabenden vor den Toren Kiels.
Marion Peissker, künftige 1. Vorsitzende der DGSV e. V., überbrachte die Grußworte der Deutschen Gesellschaft für Sterilgutversorgung e. V. und stellte heraus, wie wichtig diese Fortbildungen im Alltag der Mitarbeiter in den ZSVA sind.
Dr. Ralf Berscheid, Bereichsvorstand der Service und Logistik GmbH Damp, verwies u. a. auf die zunehmende Entwicklung des Qualitätsmanagements in diesem Bereich und informierte über die wichtistgen Schritte zur Anerkennung des Berufsbildes technischer Sterilisationsassistent.
Dr. Friedhelm Engler, Landesamt für soziale Dienste, Kiel, überbrachte in seiner Eigenschaft als Abteilungsleiter die Glückwünsche von Staatssekretär Dr. Körner, Sozialministerium des Landes Schleswig-Holstein. In seinem Vortrag machte er den gesundheitspolitischen Hindergrund zu den Tätigkeiten seiner Behörde transparent. Das Medizinproduktegesetz (MPG) ziele mit umfangreichen Regelungen darauf ab, Gesundheitsschäden zu vermeiden, d. h., es verpflichtet und kontrolliert den Betreiber. Der Patient und Bürger kann nicht erkennen, ob ein Medizinprodukt sauber oder steril ist, sondern muss im Vertrauen auf Arzt und Mitarbeiter in der ZSVA davon ausgehen, dass von diesen aufbereiteten Medizinprodukten keine Schädigungen ausgehen. Er wünsche sich bei der Begehung durch seine Behörde transparente Diskussionen, denn neben der Kontrolle sei es für die Behörde verpflichtend, mit Rat und Informationen zur Verfügung zu stehen.
Der stellvertretende Ärztliche Direktor der Ostseeklinik Damp, Dr. Steffen Oehme, zeigte am Beispiel orthopädischer Reaktivierung von Hüft- und Kniegelenken, welche Sicherheit die dabei verwendeten Medizinprodukte aufweisen müssen. Sein historischer Rückblick zu Material und Operationstechnik der letzten 100 Jahre verdeutlichte, dass heute die Aufbereitung hochkomplexer Systeme nur durch entsprechend geschultes und ausgebildetes ZSVAPersonal sichergestellt werden kann. Diese Sicherheit zeige sich in seinem Bereich deutlich bei der Auswertung der Surveillance nosokomialer Infektionsraten mit einer Infektionsrate von 0,5 % bis 0,6 % bei sehr guten Langzeitverläufen (die Infektionsrate international beträgt ca. 0,8 %). Neben der Verbesserung der Operationstechniken durch die Anwendung schonender MIC-Instrumente besitzt die Aufbereitung von Medizinprodukten in seiner Klinik einen hohen Stellenwert und verdient hohe Anerkennung. Erst durch die sichere Verknüpfung der Schnittstellen Instrumenteur, Operateur und ZSVA gelinge dieses Gesamtergebnis.
Dr. Ulla Ballies, Laborärztin, Kiel, spannte eine Brücke vom Patientenschutz zum Mitarbeiterschutz in der ZSVA. Die ZSVA hat ihren Stammplatz im Hygieneregime einer Gesundheitseinrichtung durch die Erstellung von Hygieneplanungen zu entsprechenden Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen. Sie schilderte die möglichen Infektionsgefährdungen durch biologische Arbeitsstoffe beim Umgang mit kontaminierten Medizinprodukten. Die Schutzziele der ZSVA lassen sich nur durch die Verwendung geeigneter Schutzausrüstung sicher erreichen. So beträgt die Anzahl der Nadelstichverletzungen pro Jahr ca. 500.000. Daneben sind auch die erforderlichen Schutzimpfungen fürs Personal eine wichtige Säule beim Einstieg in sicheres Hygiene- und Arbeitsschutzmanagement. Da Bakterien, Pilze und Viren nicht „laufen oder fliegen“ können, stehe der Mitarbeiter vor Ort bei der Übertragung von Krankheitskeimen während der Aufbereitung von Medizinprodukten im Mittelpunkt des Geschehens. Auch ist die Dokumentation von Verletzungen im Verbandbuch zur Rückverfolgung des Geschehens zur eigenen Sicherheit erforderlich.
Prof. Dr. Martin Mielke, Robert- Koch-Institut Berlin, informierte die Zuhörer über die Aufbereitung von Medizinprodukten aus Sicht seiner Einrichtung. Seine Eingangsfrage, ob die zurzeit benutzten Prüfsysteme sinnvoll seien, beantwortete er mit praxisnahen Ausführungen: Diese verdeutlichten, wie wichtig sichere und prozessoptimierte Reinigung auch in Verbindung mit dem richtigen Umgang von Desinfektionsmitteln ist. Zudem informierte er über die Listen zu geeigneten Desinfektionsmittel, die augenblicklich für die Aufbereitung von Medizinprodukten zur Verfügung stehen.
Ralph Schäpers, Hygiene Technik, Moers, begeisterte die Zuhörer mit Anekdoten über Bakterien und Maden. Seine Cartoons entführten in die Welt der Zellteilung von Mikroorganismen, die sich im Biofilm „sauwohl“ fühlen. Man darf schon jetzt gespannt sein, welch neuen Replikationsmechanismen in der Biosystematik von Mikroorganismen bis zur Veranstaltung 2009 berücksichtigt werden müssen.
Jörg von der Weppen, Aufsichtsbehörde Kiel, zeigte den Zuhörern in virtueller Form Gefährdungen auf, die bei der Aufbereitung von Medizinprodukten auftreten können. Mögliche negative Einflüsse im Bereich baulich-funktioneller Mängel bis hin zu nicht geeigneten Personalstrukturen durch fehlende Ausbildung stellten die Prüfinhalte der Behörde deutlich dar. Auch der Bereich der Dokumentation durch die Verwendung von Arbeitsanweisungen bei der Aufbereitung werde durch die Behörde geprüft und sei ein wichtiges Indiz bei der validierten Aufbereitung.
Hans-Werner Röhlig, Richter, stellte sich unter dem Motto „Sie fragen - Ich antworte“ den Problemen der Zuhörer. Er machte sie mit wichtigen Neuerungen der Rechtsprechung bekannt. In gewohnter und praxisnaher Weise stellte er die mögliche juristische Bewertung von Versäumnissen vor und zeigte eventuelle Konsequenzen für den Betreiber auf. Die sichere und valide Aufbereitung von Medizinprodukten sei auch aus juristischer Sicht ein wichtiger Schritt zur Anwendersicherheit und zum Patientenschutz, was auch im staatlichen und autonomen Recht verankert ist.