Hybrid-OP - Hightech im Operationsraum
04.08.2011 -
In einem Hybrid-OP kommen die medizinisch-technische Ausstattung für das Operieren und die Bildgebung zusammen. Hybrid-OPs sind also Operationssäle, die sowohl für Operationen mit einer aufwendigen peroperativen bildgebende Diagnostik mit MRT, Angiografie oder CT genutzt werden können. Die Anwendung erfolgt z.B. bei Tumoroperationen in der Neurochirurgie, orthopädischen bzw. unfallchirurgische Operationen oder in der Herzchirurgie.
Hybrid-OPs mit Angiografieanlagen
In der Herzchirurgie wurden Herzklappen im Regelfall in einer offenen Operation mit einer Herz-Lungen-Maschine durchgeführt. Die Art der Operation stellt für den Patienten eine erhebliche Belastung dar. Aus diesem Grund versucht man, diesen Eingriff so wenig invasiv wie möglich durchzuführen. Die beiden neuen perkutanen Verfahren, Aortenklappen zu implantieren, das „transfemorale", vom Oberschenkel her und das „transapikale" Verfahren durch die Herzspitze, benötigen eine Angiografieanlagen, um die Klappe sicher positionieren zu können. Mit diesen Methoden können auch Patienten operiert werden, die sonst alters- oder krankheitsbedingt nicht operiert werden könnten.
Im kardiovaskulären Hybrid-OP arbeiten Herzchirurgen und Interventionelle Kardiologie interdisziplinär zusammen. Hierdurch werden die bestehenden Grenzen der Fachgebiete überwunden.
Es können verschiedene Gerätetypen von Angiografieanlagen verwendet werden. Mobile C-Bögen reichen in der Regel für diese Eingriffe nicht aus. Aus diesem Grund kommen nur Anlagen zur Anwendung, die entweder auf dem Boden stehen oder an der Decke an Schienen verfahrbar aufgehängt sind. Für die Mediziner sind die Bewegungsmöglichkeiten und die Aufnahmetechnik entscheidend.
Bei Angiografieanlagen, die an Deckenschienen mit einem Abstand von ca. 1,10 m hängen, führt dieses zu erheblichen Beeinträchtigungen der OP-Lüftung. Wenn an den Operationsraum die Forderung der Hygiene nach einer turbulenzarmen Verdrängungsströmung (TAV) Raumklasse Ia nach DIN 1946 T4 (2008) gestellt wird, können diese Systeme nicht zum Einsatz kommen. Aus diesem Grund wurde von der Firma Philips eine deckenhängende Anlage mit einem Schienenabstand von ca. 3 m entwickelt, sodass im Zwischenraum auseichend Platz für eine TAV ist.
Siemens hat mit dem Artis Zeego ein bodenstehendes Gerät entwickelt, bei dem der C-Bogen an einen Roboterarm befestigt ist. Dieses führt zu einer optimalen Beweglichkeit und vielfältige Aufnahmemöglichkeiten. Die Steuerung des C-Bogens ist mit der Steuerung des OP-Tisches der Firma Trumpf synchronisiert, sodass sich beide Elemente kollisionsfrei bei den Untersuchungen und den Eingriffen synchron bewegen.
Hybrid-OP mit MRT
OP-Räume mit Magnetresonanztomografen (MRT) werden von Neurochirurgen bei der Operation von Gehirntumoren verwendet. Diese eignen sich besonders für die Darstellung von Gewebe, sodass die Größe des Tumors in jedem Stadium der Operation überprüft werden kann. Hierdurch kann die Operation besonders gehirnschonend durchgeführt werden. Die Orientierung während der Operation wird in der Regel durch ein Navigationssystem unterstützt. Dieses System der Firma Brainlab ermöglicht es dem Chirurgen, die Lage der Instrumente in den Bildschirm, der das Untersuchungsergebnis zeigt, „einzublenden", sodass er zu jedem Zeitpunkt der Operation seinen Eingriff kontrollieren kann.
Bei der Planung dieser OP-Räume muss berücksichtigt werden, dass das Operationsfeld und der überwiegende Teil der Ausstattung außerhalb des Einflussbereiches des Magnetfeldes angeordnet werden muss. Zur Untersuchung wird der Patient daher entweder auf einem Transfer Board vom Operationstisch zum MRT gebracht, oder die Operation wird auf einem schwenkbaren Operationstisch durchgeführt. Diese Operationsräume müssen mindestens eine Größe von ca. 55 m² haben, um die gesamte Ausstattung funktionsgerecht unterbringen zu können. Hierzu kommen die Flächen für den Schalt- und den Technikraum.
Hybrid-OP mit CT
Diese Art von Hybrid OP mit einem Computertomografen (CT) wird von der Unfallchirurgie und der Orthopädie angewendet. Auch in diesen Fällen findet eine peroperative Bildgebung statt. Bei dieser Anwendung gibt es ebenfalls mehrere Planungsansätze. Der CT kann direkt im Operationsraum beweglich angeordnet sein und wird zum Operationstisch gefahren. Man spricht hierbei von einer „sliding Gantry". Eine Alternative ist es, den CT in einem anderen Raum anzuordnen. Der Patient wird in diesem Fall mit einem Transfer Board auf einem Patiententransporter zur Untersuchung gefahren. Auch bei Operationen mit einem CT kommt ein Navigationssystem zum Einsatz.
Bei der Planung von Hybrid-OPs kommt es oft zu Unzulänglichkeiten, die entweder bei der Abnahme der Lüftung oder bei Workflow zu Problemen führen. Diese neue anspruchsvolle Planungsaufgabe verlangt, dass sowohl die Technologien der Geräteausstattung eines OP-Raums, die Hygiene als auch die der Bildgebung berücksichtigt wird. Die Planung der Medizintechnik muss besonders sorgfältig durchgeführt werden, um Kollisionen mit den Geräten der Bildgebung zu vermeiden und eine gegenseitige Beeinflussung, wie durch das Magnetfeld, zu berücksichtigen.
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