Knie- und Hüftendoprothetik auf dem Prüfstand
19.12.2011 -
„Standzeiten von 15 bis 20 Jahren können wir in der Knieendoprothetik heute erwarten, und wollen auch dann noch in über 90% ein gutes Ergebnis sehen", sagte PD Dr. Stefan Endres, Olsberg, auf dem Köln-Bonner Endoprothetik-Forum. Wie man diese Standzeiten erreichen kann? Indem man sich an den aktuellen Goldstandard hält, der Garant für bestmögliche Resultate sein sollte.
Doch die Frage nach dem Goldstandard ist in der Knie-Endoprothetik nicht so einfach zu beantworten, denn hier gibt es femoral und tibial eine Vielzahl von Variablen, von der Zementierung oder zementfreien Fixierung über die Frage nach Mobile oder Fixed Bearing-Inlays bis hin zu speziellen Fragestellungen wie Gender Knee oder zur Prothesen für Allergiker.
In der Literatur wird der Goldstandard z.B. im Journal of Arthroplasty einmal als zementierte, trikompartimentelle, posterior stabilisierende Variante definiert, im gleichen Jahr - und im selben Journal - von einem anderen Autor jedoch als zementfreie, bikondyläre, Kreuzband erhaltende Versorgung. Die Teilnehmer des von Smith & Nephew veranstalteten Endoprothetikforums entschieden sich mehrheitlich für eine zementierte, Kreuzband erhaltende Variante, mit Fixed bearing-Inlay und ohne Patellaersatz.
Verbesserungspotential bei Knie-TEPs
Kann man sich mit einem wie auch immer definierten Goldstandard zufrieden geben, oder könnte doch noch Optimierungspotential vorhanden sein? Versagensursachen für Knie-TEPs waren nach einer Studie aus Philadelphia hauptsächlich PE-Abrieb bzw. aseptische Lockerungen, Instabilität, Arthrofibrose und Malalignment, also Materialprobleme und operative Fehler. Zudem sind laut Literatur etwa 20% der Patienten nicht mit ihrer Knieendoprothese zufrieden. Hier gibt es also durchaus noch Verbesserungsmöglichkeiten, und zwar in den Sektoren Materialien, Design, Implantationstechnik und vielleicht noch bei der Indikationsstellung. Die hohe Rate an unzufriedenen Patienten lässt sich jedoch nach Einschätzung von Teilnehmern des Endoprothetikforums zu einem beträchtlichen Anteil auch auf eine unrealistisch hohe Erwartungshaltung der Patienten zurückführen.
Senkung des Luxationsrisikos bei Hüft-TEPs
Bei etwa 4% der primären Hüft-TEPs kommt es postoperativ zur Luxation, bei 36% der deswegen revidierten Hüften muss wegen einer weiteren Luxation erneut eingegriffen werden. Mit dem Double Mobility Pfannenkonzept sollen derartige Verläufe vermieden werden. Prof. Dr. Carsten Perka, Charité/Berlin, stellte eine Double Mobility Pfanne vor (Abb. 1 und 2). Als Risikoprävention werden heute große Köpfe implantiert, aber „der große Kopf allein kann es nicht lösen - Luxation ist immer das Resultat von Gelenkgeometrie und der Ausrichtung der Prothesenkomponenten", betonte Perka. Reorientierung von Pfanne und Schaft, große Kopfdurchmesser, Trevira-Schlauch zur Weichteilverstärkung und postoperative Ruhigstellung im Cast sind das gängige Maßnahmenpaket gegen Luxation, das heute Standard ist.
Doch in der Charité lautet die Lösung immer häufiger Double Mobility bzw. Tripolare Pfanne mit zwei Artikulationen zwischen PE-Inlay und Keramikkopf einerseits, die für etwa 85% der Bewegung verantwortlich ist, und einer zweiten Artikulation andererseits zwischen HXPE-Außenfläche und Pfanne. Dies vergrößert den Bewegungsradius und erhöht die Jump-Distance, die für die Dislokation wesentlich ist. Das System ist zudem zementierbar, was die Fixation erleichtert.
„Dies ist eine sichere, effektive und haltbare Lösung für die Therapie der Hüftgelenksinstabilität", unterstrich Perka. In Frankreich, wo das Konzept entwickelt wurde, werden derzeit bis zu 25% aller Patienten mit primärer Hüft-TEP mit einer tripolaren Pfanne versorgt, was hierzulande kaum vorstellbar ist. Als Probleme des Systems sah Perka ein mögliches Impingement, ein designabhängiges Iliopsoas-Impingement und die Schwierigkeit der Pfannenfixation bei Revision.
Quelle:
Köln-Bonner Endoprothetik-Forum, 15.-17. September 2011. Veranstalter: Smith & Nephew/KLEOS.
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