Hygiene

Silber für Gardinenstoffe: Antimikrobielle Fasern in flammenhemmenden Krankenhausgardinen

15.03.2012 -

Silber für Gardinenstoffe: Antimikrobielle Fasern in flammenhemmenden Krankenhausgardinen. Wissenschaftliche Studien belegen allein in Deutschland jährlich ca. fast eine Million Krankenhaus- Infektionen, die bis zu 50 % vermieden werden könnten. Der Leiter Infektionserfassung Beratungszentrum für Hygiene BZH in Freiburg Dr. Wolfgang Gärtner mahnt die damit verbundene Problematik für Patienten und den wirtschaftlichen Schaden an. Konsequente und umfassende Hygiene ist also notwendig. Die Raumhygiene gerät deshalb zunehmend in den Fokus vieler Hygieniker.

Sie betonen, dass Krankheitserreger nicht nur in Pflege- und Patientenbekleidung, Bettwäsche oder Handtüchern leben, sondern vermehrt in Gardinen und Vorhängen nachzuweisen sind. Sie sind nicht nur Überträger von Mikroorganismen, sondern dienen auch als ideales Reservoir für pathogene Keime, wie Klebsiella pneumoniae, Staphylococcus aureus und Streptokokken. Bei der durchschnittlichen Stoffmenge von 4 x 2 m eines Ein- oder Mehrbett- Krankenzimmers ist hier somit eine schier unbegrenzte Besiedelung und Vermehrung nosokomialer Infektionserreger möglich.

Einige Hersteller reagierten auf diese meist unterschätzte Kontaminationsproblematik mit unterschiedlichen Produktentwicklungen, wie den Einsatz von Silberionen in flammhemmenden Gewebefasern. Bisher ist jedoch nicht gelungen, das kritische Krankenhauspersonal von der antimikrobiellen Wirksamkeit dieser bioaktiven Textilien zu überzeugen. Der europaweit führende Gardinenhersteller Ado möchte daher verstärkt wissenschaftliche Ergebnisse hierzu vermitteln. Ziel ist es, die antimikrobielle Wirksamkeit bioaktiver Silberionen in der Textilfaser Trevira CS Bioactive, die in der Healthcare-Kollektion Ado BioProtect integriert sind, zu beschreiben. Um deren antimikrobielle Wirksamkeit zu entfalten, müssen zwei entscheidende Voraussetzungen erfüllt sein: einerseits die in die Textilfasern integrierten, therapeutisch wirksamen Silberionenkonzentrationen, die als Langfristdepot zur allmählichen Freigabe dienen und andererseits die Silberionenanordnung.

Hierbei sind die Ionen in den Hohlräumen der Molekülketten von Polymeren in den BioProtect-Fasern eingebunden und verteilt. Belegt durch eine 6-wöchige Wirksamkeitsstudie am Humboldt-Klinikum in Berlin 2006, ist die Keimzahlreduktion mit den vorgenannten bioaktiven Gardinen klinisch bedeutsam. Unter Leitung des Hygienikers Dr. Klaus-Dieter Zastrow wurde die keimreduzierende Wirkung dieser Gardinen mit herkömmlichen Gardinen verglichen. Es wurden mehrere Krankenzimmer mit beiden Textilien ausgestattet, wobei für Patienten und Pflegepersonal nicht erkennbar war, welcher Vorhang aus welchem Material bestand.

Die Ergebnisse sprechen für sich: an fast 600 untersuchten Gardinen-Proben ergab das Standardmaterial eine deutlich höhere Kontamination durch nosokomiale Infektionserreger (Staphylococcus aureus, Streptokokken, Klebsiella), im Gegensatz zu den bioaktiven Gardinen; hier betrug die Gesamtreduktion 83 %, bei Klebsiella fast 100 %. Wie aber kommt es zu der keimtötenden Wirkung dieser Gardinen? Eine detaillierte Beschreibung ist nötig, weil aus Sicht der Autorin zumeist recht ungenaue Angaben zum Wirkmechanismus formuliert werden. Grundsätzlich besitzen Silberionen, so auch in der hier beschriebenen Krankenhausgardine, ein breites Wirkungsspektrum, da sie gleichzeitig auf verschiedene Art und Weise letal auf Mikroorganismen wirken. Sie wirken auf:

1. Enzyme, indem sie in das Innere der Infektionserregerzellen dringen, sich dort fest an die Enzyme lagern und deren lebensnotwendige Transportfunktionen unterbinden.

2. die sog. Funktions- und Strukturproteine der pathogenen Keime, indem sie deren Zellmembran und das Zellplasma bzw. die Strukturfestigkeit beeinträchtigen. Dies führt zum Verlust von lebensnotwendigen Zellbestandteilen und somit zum Zelltod.

3. die Zellmembranen der Erregerzellen, indem sie deren Membranstrukturen desorganisieren, was zu einem zellulären (ionischen) Ungleichgewicht führt und den Zelltod hervorruft.

4. die Zellwand der nosokomialen Erreger, indem sie deren stabilisierende Schutzschicht um die Zellmembran verändern und somit die lebenswichtigen Widerstands- und Funktionsfähigkeiten beeinträchtigen.

5. die Nukleinsäuren (Zellkernsäuren) der Infektionserregerzellen, in dem sie vorwiegend mit deren genetischen Zellinformationen, d.h. den Basen der DNA/RNA, interagieren und so die Zellteilungen und -vermehrungen nachhaltig stören. In diesem Zusammenhang ist von Bedeutung, dass bei dem multiplen Wirkmechanismen die biologische Verträglichkeit gewahrt ist.

Da die Silberionen in die Hohlräume der Molekülketten von Polymeren in der Gardinenfaser eingebunden und verteilt sind und die therapeutisch wirksamen Silberionenkonzentrationen als Langfristdepot zur allmählichen Freigabe dienen, ist davon auszugehen, dass die antimikrobielle Wirksamkeit dieser Krankenhausgardine, selbst nach 100 Waschzyklen, unvermindert erhalten bleibt. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass bioaktive Gardinen mit diesem Wirkprofil ein wichtiger Baustein zum Schutz und zur Verminderung von nosokomialen Infektionen bei Patienten, aber auch beruflich bedingten Infektionen beim Krankenhauspersonal sind und einen klinisch bedeutsamen Beitrag für eine effektive Raumhygiene leisten. Weitere Informationen erhalten Sie von der Autorin.

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