FallAkte: Standard jetzt als Baukasten-System verfügbar
23.04.2012 -
Der Verein Elektronische FallAkte ist stolz auf sein Konzept „EFA in a Box", welches es ermöglicht, bestehende IT-Systeme über spezielle Schnittstellen („Stecker") an EFA-Netze (Elektronische FallAkte) anzubinden.
Dadurch soll die Einführung von FallAkten in Kliniken und regionalen Versorgungsnetzen vereinfacht werden. Die Spezifikationen für „EFA in a Box" wurden vom Fraunhofer Institut für Software- und Systemtechnik (ISST) Dortmund entwickelt, das auch eine Referenzlösung dafür anbieten will. Erste anwendungsreife Produkte und Systeme auf dieser Basis sollen bereits dieses Jahr auf den Markt kommen.
„Mit „EFA in a Box" erwarten wir einen großen Schritt hin zu unserem Ziel - einem bundesweit einheitlichen, einrichtungs- und sektorübergreifenden Kommunikationsstandard für Ärzte", betont Volker Lowitsch, 1. Vorsitzender des Vereins Elektronische FallAkte und Leiter IT-Direktion am Universitätsklinikum Aachen. „Aus vielen Gesprächen wissen wir, dass Ärzte und Kliniken großes Interesse an EFA haben. Bislang waren allerdings auch die finanziellen und organisatorischen Hürden bei der EFA-Einführung recht hoch. Genau da eröffnet das neue Konzept ganz neue Zugangswege." Einfach gesagt: Die seit 2008 offengelegten und lizenzfrei nutzbaren Spezifikationen werden um eine Integrationsschicht ergänzt, die verschiedenen EFA-Funktionen sind sinnvoll in mehreren, klar definierten Schnittstellen gebündelt. Als in sich gekapselte Module können sie an vorhandene Klinikinformationssysteme angebunden und ganz nach Bedarf unkompliziert erweitert werden. Bislang erforderte die EFA-Einführung eine sog. „tiefe Integration" in die klinikinternen Systeme, mit entsprechend hohen Investitionskosten und hohem Zeitaufwand. Auch die Hersteller von HealthCare-IT-Systemen zeigen sich Lowitsch zufolge interessiert: „Wir erwarten erste serienreife Produkte noch in diesem Herbst." Die Spezifikationen für „EFA in a Box" werden unmittelbar nach der IT-Trends im Rahmen eines Kommentierungsverfahrens mit den EFA-Industriepartnern finalisiert und anschließend im Internet unter www.fallakte.de veröffentlicht.
Passgenau für den Markt - mit Musterlösung „EFA Box"
„Das neue Konzept trägt der zunehmend zu beobachtenden Arbeitsverteilung zwischen den IT-Abteilungen in den Kliniken und den Herstellern von HealthCare-IT-Systemen Rechnung", erläutert Dr. Jörg Caumanns, der am Fraunhofer ISST die EFA-Spezifikationen maßgeblich mit entwickelt hat und fachlich betreut: „Die IT-Spezialisten in den Kliniken sind versiert in der Integration verschiedener IT-Teilsysteme auf einer gemeinsamen Plattform. Sie sind aber aufgrund des monolithischen Charakters vieler Systeme nur begrenzt in der Lage, selbst die erforderlichen Schnittstellen dafür zu entwickeln. Die Hersteller von HealthCare-IT-Systemen wiederum sehen systemübergreifende Integration nicht als ihr Kerngeschäft an. Sie können aber mit vergleichsweise geringem Aufwand aus ihren Krankenhausinformations- oder Praxissystemen die für die Verwaltung und Bestückung von Fallakten erforderlichen Daten ausspielen, beispielsweise als HL7 Nachrichten."
Zeitgleich mit den Spezifikationen präsentieren die Partner zudem die von Fraunhofer entwickelte Referenzlösung „EFA Box": Sie ist das Kernstück des neuen Konzeptes und bündelt vor allem jene EFA-Funktionalitäten, die typischerweise beim EFA-Provider liegen - sie verwaltet FallAkten-Daten und Zugriffsberechtigungen.
Klare Arbeitsteilung im EFA-Netz
In regionalen EFA-Netzen übernehmen zumeist Krankenhäuser die Funktion des Providers; die EFA-Box wird demnach in deren IT-Abteilung angesiedelt. Die Klinikärzte sind dem neuen Konzept zufolge EFA-Nutzer und sind - ebenso wie niedergelassene Ärzte der Region - über einen „Connector" an das EFA-Netzwerk angebunden. Dieser EFA-Connector ist eine vergleichsweise einfache Schnittstelle:
Damit lassen sich FallAkten neu anlegen oder vorhandene FallAkten, für die ein Zugriffsrecht besteht, suchen und aufrufen. Die Ärzte können Dokumente in die FallAkte ihres Patienten einstellen und aus dieser abrufen. Im Hintergrund managt der EFA-Connector zudem die erforderlichen Identitäts- und Berechtigungsnachweise. Solange der EFA-Connector nicht direkt in das Arzt-Arbeitsplatz-System integriert ist, kann die Anbindung an die EFA-Box auch über ein Web-Portal erfolgen.
Sog. Peer-to-Peer-Adapter dienen dazu, verschiedene EFA-Boxen miteinander zu vernetzen: Sie leiten EFA-Anfragen automatisch weiter, so dass die Ärzte auf sämtliche für sie freigegebenen FallAkten in allen verbundenen EFA-Netzen zugreifen können. Über weitere Schnittstellen (EFA-Stecker) können zudem Subsysteme inner- und außerhalb der Kliniken angebunden werden, etwa die zentrale Patientenidentifikation, Labordienste oder Datenarchive.
Neue Modelle der Integration
Die neuen Schnittstellenspezifikationen sind so konzipiert, dass sie künftig unkompliziert auf international übliche Standards und Datenformate zugreifen können, etwa auf HL7-Nachrichten oder Dokumente im HL7 v3 CDA-Format. Auch dies erleichtert die Anbindung an bestehende Klinikinformationssysteme deutlich. Bei bisherigen EFA-Projekten stellte beispielsweise die Verwaltung von FallAkten aus dem Klinikinformationssystem heraus oftmals eine große Hürde dar: Diese Systeme sind nicht darauf ausgelegt, einen Behandlungsfall mit einer auch extern nutzbaren FallAkte oder etwa den vom Patienten erteilten Zugriffsberechtigungen zu verknüpfen. Diese Funktionen sind jetzt in der EFA-Box angesiedelt; aufgerufen werden können sie vom Arzt-Arbeitsplatz aus durch ein HL7 v3 CDA Dokument, analog einem Arztbrief. Nur wird dieser nicht an einen anderen Arzt adressiert, sondern an die FallAkte.
„EFA in a Box" eröffnet zudem neue Pfade für die Einführung von EFA im medizinischen Alltag. Ausgangspunkt kann beispielsweise ein klassisches Ärzteportal sein: Dieses bietet nachbehandelnden Ärzten Zugriff auf wichtige Informationen aus dem stationären Aufenthalt ihrer Patienten. Als Basis für das Portal kann eine EFA-Box dienen; die niedergelassenen Ärzte können zur Anmeldung ihren Heilberufsausweis nutzen. Kliniken und Ärztenetze erhalten sich damit die Chance, ihre Kooperation auf Basis des vorhandenen Systems künftig zu intensivieren. Die dafür benötigten IT-Funktionen sind bereits angelegt, sie müssen lediglich mit konkreten Rahmenbedingungen versehen und aktiviert werden.
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