Labor & Diagnostik

PCR-basiertes Diagnostiksystem: schnelle Identifizierung von Sepsiserregern

04.07.2012 -

PCR-basiertes Diagnostiksystem: schnelle Identifizierung von Sepsiserregern. Mit dem LightCycler SeptiFast Test steht seit dem vergangenen Jahr ein PCR-basiertes Diagnostiksystem zur Verfügung, das die 25 wichtigsten Sepsiserreger innerhalb von nur sechs Stunden nachweisen und identifizieren kann. Studien und Fallbeispiele, die zeigen, wie sich der Test in der klinischen Praxis bewährt, wurden vor kurzem auf drei Kongressen vorgestellt.

Trotz großer Fortschritte in der medizinischen Versorgung ist die Sepsis nach wie vor eine der größten Herausforderungen in der Intensivmedizin. In Deutschland versterben nach den Ergebnissen einer Prävalenzstudie des Kompetenznetzes Sepsis (SepNet) jährlich 54 % der Patienten mit schwerer Sepsis oder septischem Schock. „Mit insgesamt 60.000 Todesfällen pro Jahr ist die Sepsis damit nach der koronaren Herzkrankheit und dem akuten Myokardinfarkt die dritthäufigste Todesursache“, sagte Dr. Frank M. Brunkhorst, Universitätsklinikum Jena, anlässlich des 17th European Congress of Clinical Microbiology and Infectious Diseases (ECCMID) in München. Wie der Intensivmediziner weiter ausführte, verschlingt die Behandlung der schweren Sepsis mit 1,7 Mrd. € rund ein Drittel des Budgets der deutschen Intensivstationen. „Die indirekten Kosten einberechnet, ergeben sich Gesamtkosten in Höhe von etwa 6,3 Mrd. € pro Jahr“, ergänzte der Sepsisexperte.

Goldstandard Blutkultur?

Für das Überleben eines Sepsispatienten ist der möglichst frühe Beginn einer adäquaten Antibiotikatherapie entscheidend. Den oder die relevanten Erreger schnell zu identifizieren, ist jedoch oft schwierig. Mit der Blutkultur gelingt dies nicht zufrieden stellend, da diese Diagnostikmethode sehr zeitaufwändig ist und die Nachweisempfindlichkeit darüber hinaus eingeschränkt ist, insbesondere wenn der Patient bereits vor der Blutabnahme mit Antibiotika behandelt wurde. „Durchschnittlich sind nur 9,6 % der Blutkulturen positiv“, unterstrich Frank Brunkhorst.

Direkter Erregernachweis aus Vollblut

Auf der Suche nach neuen Diagnosemethoden zur schnelleren Identifizierung von Sepsiserregern wurde der PCR-basierte LightCycler Septi- Fast Test entwickelt. Aus nur 1,5 ml Vollblut lassen sich innerhalb von sechs Stunden 25 Bakterien- und Pilzarten aus 20 therapierelevanten Gruppen aufspüren und identifizieren, die etwa 90 % aller Sepsisfälle verursachen.

Schnellere Resultate

„Nach Untersuchungen in unserer Klinik ließen sich 82 % der mit dem PCR-Test als positiv diagnostizierten Fälle auch in der Blutkultur oder mit anderen mikrobiologischen Methoden verifizieren“, so Prof. Benito J. Regueiro, Santiago de Compostela/ Spanien, „die PCR brachte aber einen erheblichen und vor allem klinisch relevanten Zeitvorteil.“ Ergänzend stellte Regueiro auf dem 27th International Symposium on Intensive Care and Emergency Medicine (ISICEM), Brüssel/Belgien, Ergebnisse einer multizentrischen, retrospektiven Observationsstudie vor, die nachweisen konnte, dass durch den Einsatz der PCR-Methode bei 9 % der Sepsispatienten eine frühere adäquate Therapie möglich gewesen wäre. Prof. Dr. Brigitte König vom Universitätsklinikum Magdeburg führte aus: „Der PCR-Test konnte in unseren Studien bei Intensivpatienten mit SIRS/Sepsis-Parametern in über 30 % der Fällen Erreger nachweisen, er blieb jedoch bei nahezu allen Patienten ohne Verdacht auf Infektion negativ.“ Sie betonte die Relevanz für eine schnelle und gezielte antimikrobielle Therapie. Aus vergleichbaren Beobachtungen bei einzelnen Patienten schloss Prof. Gerald J. Kost, Sacramento/USA: „Die schnelle Erregeridentifizierung mit dem LightCycler SeptiFast Test könnte dazu beitragen, die Aufenthaltsdauer von Patienten auf der Intensivstation zu verkürzen und damit Kosten zu sparen.“

Hohe Therapierelevanz

Den klinischen Nutzen des PCRbasierten Erregernachweises konnte Dr. Christine Dierkes, Universitätsklinikum Regensburg, in einer prospektiven Studie bestätigen, für die sie auf dem 113. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) in Wiesbaden mit dem „Young Investigator Award des Schwerpunkts Infektiologie“ ausgezeichnet wurde. Insgesamt waren für die Studie 106 Blutproben sowohl mit einem Blutkultursystem als auch mit dem LightCycler SeptiFast Test untersucht worden. „32 % der positiven PCR-Tests waren als therapeutisch relevant einzustufen“, berichtete Dierkes.

„Bei Erregern, die mit beiden Methoden nachgewiesen wurden, zeigte sich ein Zeitvorteil von 34 Stunden für die PCR-Methode. Die hohe Sensitivität des Tests spiegelte sich in der besseren Identifikation von Pilzen sowie Enterococcus faecium wider. Coagulase-negative Staphylokokken wurden seltener nachgewiesen als in der Blutkultur, bei der sie bekanntermaßen häufig als Kontaminationen auftreten.“ Die Ärztin empfahl auf Basis der vielversprechenden Studienergebnisse und Fallbeispiele einen kombinierten Einsatz beider Verfahren für die klinische Routine. „Allerdings sind noch weitere prospektive, randomisierte Studien zur Kosten-Nutzen- Effektivität und zum klinischen Nutzen in definierten Patientenkollektiven nötig“, so Dierkes.

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