Labor & Diagnostik

2. Krankenhaustag: Chancen im Wandel

05.07.2012 -

2. Krankenhaustag: Chancen im Wandel. „Chancen im Wandel“ hieß­ das Motto des 2. Krankenhaustages, zu dem Roche Diagnostics am 13. Juni Geschäftsführer und Verwaltungsleiter deutscher Krankenhäuser nach Frankfurt eingeladen hatte. Wie groß­ diese Chancen sind und wie es gelingen kann, sich trotz zunehmender finanzieller Engpässe und gesetzlicher Auflagen produktive Spielräume zu erschließ­en, verstanden die durchweg erstklassigen Referenten des Symposiums eindrucksvoll zu vermitteln. Von den Integrationsstrategien der Helios-Kliniken bis zur Modernisierung einer Universitätsklinik, von den rechtlichen Möglichkeiten im ambulanten Markt über das Erfolgskonzept des größ­ten Medizinischen Versorgungszentrums Deutschlands bis zur Implementierung EDV-gestützter klinischer Pfade reichte das Spektrum des Krankenhaustages, der vom renommierten Bayreuther Gesundheitsökonomen Prof. Peter Oberender exzellent moderiert wurde.

Zwei zentrale Herausforderungen müsse das Krankenhaus auf dem Weg in eine erfolgreiche Zukunft meistern, bemerkte Oberender in seinem Eröffnungsreferat, nämlich „nicht budgetierte Erlösquellen zu erschließen“ und die dafür „notwendige Umstrukturierung zu finanzieren“. Dass sich auch die Krankenkassen auf diesem Weg als kreativer Partner empfehlen wollen, verdeutlichte Prof. Herbert Rebscher, Vorstandsvorsitzender der DAK. Er kritisierte den „ordnungspolitischen Tiefflug“ der gegenwärtigen Gesundheitsreform, der die Kostenträger durch verzerrte wettbewerbspolitische Signale dazu verleite, „nicht qualitätsorientiert, sondern prämienvermeidungsorientiert“ zu arbeiten.

„Der wahre Wettbewerb muss aber um die Qualität und Effizienz der medizinischen Versorgung gehen und nicht um Risikoselektion“, sagte Rebscher. Im Grunde genommen sei europaweit kein System der gesetzlichen Krankenversicherung so wettbewerbsorientiert wie das deutsche – es komme also darauf an, die entsprechenden Chancen im Gesetz mit unternehmerischem Mut zu ergreifen. Die Philosophie der DAK gründe deshalb auf den sieben Paragraphen des GMG/WSG, die neue Versorgungsformen definierten und den Kostenträgern damit eine „Flucht nach vorne“ ermöglichten. Innovationsförderung, Qualitätssteigerung und Patientenorientierung seien die drei Säulen, auf denen die Zukunftsstrategie der DAK stehe. An der Spitze der sieben Handlungsfelder zur Umsetzung dieser Strategie, die Rebscher darstellte, stehen die „Optimierung der Versorgungspfade“ und das „selektive Kontrahieren“. Während traditionell Kollektivverträge mit den Leistungsanbietern vorgeschrieben worden seien, böte sich den Kassen heute die Option, Verträge nur mit geeigneten Partnern zu schließen.

Dieser Vorteil könne nicht hoch genug veranschlagt werden. Medizinische Versorgungspfade ließen sich vor allem durch das „Einreißen der hohen Mauern zwischen den ambulanten und stationären Sektoren“ optimieren. Die häufigen Abstimmungen zwischen den Sektoren bedingten nicht nur ein Kostenproblem, sondern erschütterten auch das Vertrauen der Patienten in ihre Gesundheitsversorgung. Um das zu vermeiden, verstehe sich die DAK deshalb zunehmend als Patientenagentur. „Wir vermitteln hochwertige medizinische Versorgung“, unterstrich Rebscher. „Die Gesundheitskosten bleiben dabei im Fokus, aber der Versicherte im Blickfeld.“ Wie man das Wohlergehen seiner Patienten im Blickfeld behalten und ihre Behandlung optimal steuern kann, schilderte Dr. Bernhard Tenckhoff vom Evangelischen Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge in Berlin. Das 600-Betten-Haus nimmt in Deutschland eine Pionierstellung bei der Erprobung und Implementierung EDV-gestützter klinischer Pfade ein. Innerhalb von vier Jahren wurden etwa 13.000 Patienten mit Hilfe klinischer Pfade behandelt – organisiert von der Krankenhaustochter KEH Spirem GmbH, deren Geschäftsführer Tenckhoff ist.

„Das sind praxisgetriebene Pfade, die wie ein Steuerrad des Behandlungsablaufes wirken“, erklärte Tenckhoff. „Sie optimieren gleichzeitig die Dokumentation.“ Am Beispiel des Pfades für die laparoskopische Cholecystektomie veranschaulichte Tenckhoff, wie der modulare Aufbau eines solchen Pfades mit gleichsam algorithmischer Klarheit die Behandlung erleichtert. Dabei geht es Tenckhoff nicht um sein Haus alleine, sondern um ein internetgestütztes „Knowledge Management“ in einem Verbund interessierter Kliniken. Zentrale Drehscheibe dieses Wissensaustauschs und -aufbaus ist das kostenpflichtige Internetforum www.clinpath.de, das von der Financial Times Deutschland in den „Ideenpark Deutschland 2006“ gewählt worden ist. Die bisher 25 beteiligten Krankenhäuser erstellen, veröffentlichen, pflegen und diskutieren in diesem einmaligen Forum bisher 500 klinische Behandlungspfade.

„Wir können zwar noch nicht belegen, ob die Gesamtkosten sinken, sehen aber in Einzelbereichen bereits deutliche Einsparungen“, so Tenckhoff. Insgesamt überzeugte der Krankenhaustag von Roche Diagnostics durch seine Zuversicht und Zukunftslust. In einer Zeit, in denen Kostendruck und Gesetzesvorgaben den Krankenhäusern Kopfzerbrechen machen, sprachen sich jedoch alle Redner davon unbeirrt für Weiterentwicklung und unternehmerisches Handeln aus.

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