Gesundheitsökonomie

Ergebnisse des 2. Gesundheitswirtschaftskongresses in Hamburg

27.09.2012 -

Ergebnisse des 2. Gesundheitswirtschaftskongresses in Hamburg. Das Fazit der Veranstaltung Anfang September ist beeindruckend: Mit rund 560 Teilnehmern – 40 % mehr als bei der Vorjahrsveranstaltung – hat sich die Veranstaltung zu einem Spitzentreffen der Branche entwickelt. 90 hochkarätige Referenten – darunter Finanz- und Gesundheitsminister der norddeutschen Bundesländer, Vertreter aus Österreich und den Niederlanden, Vorstände großer Organisationen und Unternehmen der Gesundheitswirtschaft – zeigten Szenarien, Ideen und Zukunftsperspektiven auf. „Erkennen muss man aber auch, dass die Gesundheitswirtschaft immer noch um Anerkennung kämpfen muss. Ein Beispiel aus Hamburg verdeutlicht das: Wenn die Umweltpolitik des Bundes ankündigen würde, die geplante Elbvertiefung gesetzgeberisch zu beschränken, würden die Hamburger Wirtschaftspolitiker mit Vehemenz auf den Plan treten. Sie würden mit aller ihnen zur Verfügung stehenden Kraft zu verhindern wissen, dass Arbeitsplätze in der Hafenwirtschaft in Gefahr gerieten. Wohingegen Aktivitäten der Bundesgesundheitspolitik, die in noch größerem Umfang Unternehmen und damit Arbeitsplätze in der Gesundheitswirtschaft – beispielsweise in der Hansestadt beheimateter Krankenkassen, aufs Höchste in Gefahr bringen, ohne Resonanz der Wirtschaftspolitiker bleiben. Das ist völlig inakzeptabel“, erklärt Prof. Heinz Lohmann. Der Kongresspräsident fordert eine stärkere Beachtung der Politik für die Gesundheitswirtschaft – mit 4,2 Millionen Beschäftigten die größte Branche in Deutschland.

„Gesundheitspolitik wird häufig auf eine „Geheimwissenschaft“ weniger Experten reduziert“, so der Veranstalter weiter. Die komplexen Gesetzesverflechtungen verstellen zumeist den Blick auf die wesentlichen Inhalte und Ziele, die gesellschaftlich angestrebt werden sollen. Dabei ist die Gesundheitswirtschaft der Wachstumsmarkt der Zukunft. Wirtschaftpolitiker aller Parteien haben diese Entwicklung nicht ausreichend erkannt; sie sind aufgerufen, sich in die gesundheitspolitischen Diskussionen aktiv einzumischen. Der Jobmotor Gesundheitswirtschaft kann anspringen, wenn diese Branche von den Fesseln der Überregulierung befreit wird. Den Patienten kommt die moderne Medizin nur dann zugute, wenn diese sich angemessen entfalten kann. Gesundheitspolitik ist Wirtschaftspolitik – so die Veranstalter. „Erfreulich ist“, so Senator a.D. Ulf Fink, ebenfalls Präsident des Kongresses, „dass die Bundesregierung jetzt durch die Vertagung der Gesundheitsreform um ein Vierteljahr die Hektik aus der Thematik herausgenommen hat. Wichtig ist, dass die so gewonnene Zeit genutzt wird, um Klarheit in die Ziele der Reform zu bringen.“ Der Staat kann in einem Wettbewerbssystem eine neue Rolle übernehmen; statt bürokratischer Gängelung der Gesundheitswirtschaft bestimmt er die Marktordnung und kümmert sich um den Patientenschutz. Krankenhausplanung und staatliche Investitionsfinanzierung sind genauso entbehrlich wie die Verpflichtung der Krankenkassen zum weitgehend einheitlich und gemeinsamen Handeln. Überregulierungen, die die unternehmerische Kreativität der Gesundheitswirtschaft hemmen, können gestrichen werden – Umregulierung ist die zentrale Aufgabe der Politik in den kommenden Jahren. Der 3. Gesundheitswirtschaftskongress findet am 5. und 6. September 2007 statt – wiederum in Hamburg – „die heimliche Hauptstadt der deutschen Gesundheitswirtschaft“, so ein Kongressteilnehmer, nicht ohne ein verschmitztes Lächeln.

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