IT & Kommunikation

KAGes setzt auf IT-Strukturen in der Telemedizin

30.07.2015 -

Die Steiermärkische Krankenanstaltsgesellschaft setzt in der Telemedizin auf gewachsene IT-Strukturen.

Um die stetig wachsenden Anforderungen an die IT-Infrastruktur eines Krankenhauses präzise zu analysieren und diese entsprechend weiterzuentwickeln, ist es von Vorteil, selbst mit dem Aufbau gewachsen zu sein. Das ist von jeher das Privileg von Männern der ersten Stunde gewesen. Karl Kocever ist so ein Mann der ersten Stunde. „Ich habe am LKH Univ. Klinikum Graz bereits 1976 angefangen“, sagt er. „Damals in der EDV der Univ. Klinik für Radiologie. Zu Beginn meiner Tätigkeit im Gesundheitswesen ging es noch um Themen wie Befundschreibung, Klartextanalyse und Verrechnung.“ Seither hat sich das Anforderungsprofil an Informations- und Kommunikationsmedien in der Steiermärkischen Krankenhauslandschaft drastisch gewandelt.

Heute ist Kocever verantwortlich für den IKT-Betrieb der Steiermärkischen Krankenanstaltsgesellschaft, kurz KAGes. Mit seinen 63 Mitarbeitern sorgt er für den Betrieb und den Ausbau der IT-Infrastruktur und begleitet seit nunmehr fast vier Jahrzehnten den Aufbau des Netzwerks steirischen Spitäler und Pflegeeinrichtungen. Insgesamt umfasst die KAGes-IT rund 146 Mitarbeiter, neben IKT gibt es noch drei weitere IT-Abteilungen. Zur KAGes gehören 20 Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen an 28 Standorten in der gesamten Steiermark, dem zweitgrößten Bundesland Österreichs. Insgesamt 17.000 Menschen arbeiten für die KaGes. Damit ist die Krankenhausanstaltsgesellschaft der größte Arbeitgeber der Steiermark.

Rund 12.000 PCs und Laptops und dazu 5.000 Drucker sind der gesamten KaGes-Familie im Einsatz. 2,1 Mio. Befunde werden pro Jahr im medizinischen Dokumentationssystem openMEDOCS elektronisch diktiert. Noch mal so viele Laborbefunde werden in den Laboren der KAGes erstellt. 914.000 ambulante Patienten und 271.000 stationäre Patienten werden jährlich in den Einrichtungen des KAGes-Verbundes medizinisch und pflegerisch betreut.

Rund 1.000 Server in drei zentralen Rechenzentren unterstützen die Kernaufgaben der KAGes. Aber nicht nur das macht die KAGes zum größten EDV-Betrieb in der Steiermark: Mit openMEDOCS betreibt die KAGes die größte derartige EDV-Applikation in der österreichischen Spitalslandschaft. Knapp 15.000 Benutzer verwalten mit diesem System rund 1,85 Millionen Patienten an über 12.000 Arbeitsplätzen.

In einer aktuellen Studie der EU-Kommission zum Thema eHealth in Europa schneidet Österreich auf vier Feldern deutlich über dem Durchschnitt ab. Bestwerte erzielen die 242 in der Studie untersuchten österreichischen Spitäler vor allem beim Austausch von radiologischen Daten mit externen Providern – ein Ergebnis, das Karl Kocever nicht wirklich wundert. „Bereits 1998 hatten wir in Graz ein Klinisches Rechenzentrum aufgebaut, in dem wir uns unter anderem mit PACS-Systemen beschäftigten. Seitdem sammeln wir Erfahrungen auf dem Feld der Telemedizin.“ Einer der Schwerpunkte war von Beginn an die Radiologie. Dazu kommen verschiedene Forschungsprojekte, wie zuletzt an der Dermatologischen Univ. Klinik am LKH Univ. Klinikum Graz. Kocever: „Da ging es um einen internationalen Austausch von Experten. Es war zunächst als reines Forschungs- und Wissenschaftsprojekt ausgelegt.“

Ein Beispiel für die lückenlose Betreuung in Notfällen ist etwa ein nächtlicher Autounfall auf dem Lande: Der Patient kommt ins nächstgelegene Spital. Egal zu welcher Uhrzeit bekommt er die bestmögliche Versorgung. Dies stellt nicht zuletzt die telemedizinische Betreuung im KAGes-Verbund sicher. Kocever skizziert ein Fallbeispiel aus der Praxis: „Wenn im Kreis Hartberg der Unfall passiert, also etwa 75 km vom LKH Univ. Klinikum Graz entfernt, wird dieser zunächst in das Landeskrankenhaus nach Hartberg gebracht und dort geröntgt. Die Bilder werden dann an den diensthabenden Facharzt in den Krankenhausverbund Feldbach/Fürstenfeld übermittelt, und wenn nötig sieht gleichzeitig ein Neurochirurge am LKH Univ. Klinikum Graz auf die Bilder und entscheidet die weitere Vorgangsweise. Dann wird entschieden: Muss operiert werden? Ist der Patient transportfähig? Oder muss der Neurochirurg aus Graz per Helikopter eingeflogen werden?“ Kocever ist stolz auf sein Team, das konsequent an telemedizinischen Lösungen für die Patienten der KAGes arbeitet. „Unser Erfolgsgeheimnis ist aus meiner Sicht die frühe Standardisierung in der IT, dadurch erzielen wir auch immer wieder hervorragende Werte bei durchgeführten Benchmarks mit anderen Krankenhausverbünden in Österreich. So hatten wir schon 1985 europaweit die erste PACS-Installation.“

Der Job verlangt dem 56-Jährigen alles ab. Entspannung findet der begeisterte Familienmensch Kocever bei seiner Frau, den Familien seiner beiden erwachsenen Söhne – und seit einiger Zeit auch den Zwillingsenkeltöchtern. „Wenn dann noch Zeit bleibt, schnalle ich mir die Langlaufski unter und gehe auf eine der Loipen in der Steiermark.“ Im Sommer gehört seine Leidenschaft dagegen noch immer dem Fußballsport.

Die Telemedizin-Erfahrungen im Verbund der KAGes bewertet der IKT-Chef überaus positiv. Kocever: „Mit telemedizinischen Anwendungen kann unser medizinisches Personal auch in Notfällen schnell und präzise die für den Patienten richtige Entscheidung treffen und ihnen im Zweifelsfall belastende oder gar überflüssige Untersuchungen ersparen.“ Ziel ist es, die medizinischen Kompetenzen der KAGes im Einzelfall zu bündeln und so zum bestmöglichen und damit zum effizientesten Ergebnis zu gelangen. Fragt man den Routinier, was beim Zukunftsthema Telemedizin noch fehlt, braucht er nicht lange zu überlegen. „Die Kommunikation mit niedergelassenen Ärzten in externen Praxen lässt sich in Zukunft sicher noch weiter verbessern. Aus meiner Sicht sollten noch mehr finanzielle Anreize geschaffen werden, sich mit dieser zukunftsweisenden Technik zu befassen und die nötigen Investitionen zu tätigen.“

Da die KAGes zu 100 % dem Land Steiermark gehört, ist sie nicht auf Gewinn ausgerichtet. Der Job im IKT-Team ist es deshalb, als IT-Dienstleiter im Unternehmen dabei zu helfen, dem Personal der KAGes die bestmöglichste Unterstützung bei seinen Tätigkeiten zu leisten. Kocever legt in diesem Kontext allerdings größten Wert darauf, dass die beste Technik nichts nützt, wenn der Patient nicht auch jederzeit im Mittelpunkt der Bemühungen steht. „Ein guter Arzt schaut mehr auf seinen Patienten als auf den Bildschirm!“

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