Kosteneffizientes POCT
10.08.2015 -
Unnötig und teuer oder sinnvoll und kosteneffizient? – Das kommt ganz darauf an. Immer mehr Werte lassen sich am Point of Care und ohne Umweg über ein Zentrallabor ermitteln.
Sie erlauben zügige Aussagen zum Zustand von Patienten. Ein Pauschalurteil, ob sich diese patientennahe Diagnostik lohnt, lässt sich allerdings nicht fällen. Das Zentrallabor hat hervorgehobene Bedeutung für die Diagnostik: Ermittelte Werte sind aufgrund des hohen Durchsatzes kosteneffizient, die Fülle von Parametern, die untersucht werden können, ist enorm und die Ergebnisse sind sicher. Konkurrenz erfährt das Zentrallabor durch POCT: Immer mehr Werte lassen sich sehr schnell und direkt beim Patienten ermitteln.
Die Qiagen Lake Constance hält den Trend zu POCT u.a. für Technikgetrieben: „Testergebnisse lassen sich mit wenigen einfachen Schritten und vergleichbarer Präzision von Laborsystemen erzielen – man spricht hier auch von sog. Lab-on-a-chip-Systemen: Komplexes Probenmaterial rein, eindeutige Antwort raus“, erklärt Dr. Jörg Schickedanz, Managing Director bei Qiagen. Als Beispiel führt er das Universitätsklinikum Regensburg an, wo heute bereits etwa die Hälfte aller Werte mittels POCTs erhoben wird; 1995 waren es nur 4%.
Der (klinische) Wert
Beim Vergleich zwischen Zentrallabor und POCT steht der klinische Wert im Fokus: Bei Lebensgefahr und schnellem Handlungsbedarf kann eine patientennahe Diagnostik selbst dann von Vorteil sein, wenn höhere Testkosten anfallen, z.B. bei einem Seuchenausbruch. Im Januar 2015 wurde die von der Qiagen entwickelte Ebola-Detektionstechnologie (ESEQuant TS2) als Komponente eines Diagnostik-Koffers in einem Feldtest in Guinea eingesetzt: In 15 Min. ließ sich mit dem von Dr. Ahmed El Wahed (DPZ, Universität Göttingen) entwickelten Koffer die spezifische Nukleinsäure des Ebola Virus in Probenmaterial von symptomatischen Patienten erfolgreich nachweisen – mit Solarenergie. Abgesehen von solchen Extremsituationen, gibt es auch im Routinebetrieb genügend Beispiele, bei denen ein schnelles Ergebnis und die unmittelbare Ableitung therapeutischer Maßnahmen wichtig sind. Yvonne Linz, Business Manager Point of Care bei Siemens Healthcare Diagnostics, dazu: „Mit Siemens Stratus CS liegt binnen 14 Min. die Antwort vor, ob ein Patient einen Herzinfarkt erlitten hat. Auf das Ergebnis aus dem Zentrallabor wartet
Der Aufwand
Bei der Gegenüberstellung von POCT und Zentrallabor ist die Turn-Around-Time (TAT), also die Zeitspanne bis das Testergebnis vorliegt, wichtig, kann aber nur Teil der Gesamtbetrachtung sein. Testkosten, klinischer Nutzen, Schulungsaufwand usw. sind ebenfalls zu berücksichtigen. Die Antwort auf die Frage, ob sich die patientennahe Diagnostik rechnet, ist also keine einfache – schon gar nicht innerhalb der diagnosebezogenen Fallgruppen (DRG). Da POCTs in der Regel zwei- bis viermal so viel kosten wie konventionelle Tests, sind fundierte Kosteneffizienz-Studien nötig – und das ist laut Dr. Jörg Schickedanz schwierig: „Statistisch relevante Studien können sich kleine POCT-Hersteller und Start-ups nicht ohne weiteres leisten. Denn obwohl IVD beim Patienten-Management eine wichtige Rolle einnehmen, sind weniger als 5% der Gesundheitskosten auf Diagnostika zurückzuführen.“
Die weitere Verbreitung von POCT wird nicht aufzuhalten sein. Ganz offensichtlich scheint der Nutzen, wenn ein schnell zur Verfügung stehender Wert dem Patienten hilft oder sich damit ein Parameter ermitteln lässt, den das Zentrallabor im eigenen Haus nicht abbildet.
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