Maximaler Outcome im Reanimationsprozess
17.10.2015 -
Seit vielen Jahrzehnten widmen sich Reanimationsexperten und Fachkräfte dem Ziel, Todesfälle und neurologische Defizite als Folge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren.
Outcome Max ist eine Initiative führender Unternehmen im Notfall-Management und Reanimations-Equipment und will dazu beitragen, dass das Outcome für alle Beteiligten signifikant steigt. Steffen Stegherr von Zoll Medical und Cornelius Spath von borderzone Experience erläutern die Hintergründe.
M&K: Maximaler Outcome ist ein hehres Ziel. Ist das nicht ein bisschen hoch angesetzt?
Steffen Stegherr: Das kommt darauf an, was Sie darunter verstehen. Das Schicksal können wir nicht ändern. Aber wir können optimal vorbereiten und dem REA-Team intelligente Geräte an die Hand geben für die bestmögliche Hilfe im Notfall. Ein maximales Outcome ist, wenn eine Krankenschwester dem Notfallteam sicher klare Handlungsanweisungen gibt. Oder wenn der Notfallmediziner bereits, bevor der Patient da ist, alle relevanten Daten über ihn hat und er genau weiß, was auf ihn zukommt. Oder wenn sich der Arzt mal kurz den kompletten Datensatz des gesamten Reanimations- und Postreanimationsprozesses downloaden kann. Oder die Klinik im Klinik-Ranking top dasteht und so für Topleute ein attraktiver Arbeitsplatz ist.
Cornelius Spath: Und denken wir an den Hauptgewinner, den Patienten. Der plötzliche Herztod ist eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. Von den unzähligen neurologisch irreversiblen Schäden nach einem Herzstillstand will ich erst gar nicht reden.
Wie nah sind Sie dran am Thema?
Cornelius Spath: Im Laufe meiner Jahre als Trainer und Berater habe ich so um die 1.500 Schulungen durchgeführt. In unterschiedlichsten medizinischen Einrichtungen. Mit allen beteiligten Disziplinen. Sie dürfen mir glauben, ich habe eine umfassende Fehlerkultur kennen-, aber vor allem auch verstehen gelernt. Der Notfall verlangt – gleichzeitig! – effektive und effiziente Handlungen, und das unter enormem Stress. Es geht schließlich um Menschenleben. Da will keiner einen Fehler machen.
Steffen Stegherr: Geben wir ein Beispiel. Auf der Station steht ein Defi, den der Arzt vor einem Jahr zuletzt bedient hat. Im Notfall muss er den unter Stress in einer enorm kurzen Zeitspanne korrekt am Patienten anlegen, mit der Herzdruckmassage beginnen – im richtigen Rhythmus konstant mit korrekter Tiefe den Brustkorb komprimieren. Nebenher die exakte Medikamentengabe veranlassen.
Moment, er ist doch nicht allein am Patienten!
Steffen Stegherr: Doch besteht die Möglichkeit, dass Unklarheit im Team herrscht. Wer wie eingreift und wo mit anpackt. Und wer sagt ihm, ob Rhythmus und Drucktiefe stimmen?
Die 10. These der Bad Boller Reanimationsgespräche lautet: „Ein professionelles, interdisziplinäres Teamtraining in zertifizierten Kursen muss gewährleistet sein. Regelmäßiges Training für die Profis verbessert die Qualität der Reanimation.“ Herr Spath, das ist doch Ihre Disziplin.
Cornelius Spath: Die These spricht mir aus der Seele. Wer was wann wie wo zu machen hat. Definierte Rollenverteilung und klare Handlungsanweisungen. Wir haben es mit einem knallharten Gegner zu tun. Wie groß ist die Chance auf Gewinn, wenn das Team nicht gemeinsam und regelmäßig trainiert? Wenn dann auch noch die Notfallausrüstung zweitklassig ist, nicht bedient werden kann oder sogar fehlt, ist der Kampf aussichtslos. Für alle Beteiligten.
Das zahlt wiederum auf Ihre Kompetenz ein, Herr Stegherr.
Steffen Stegherr: Wir verfügen über die gesamte Bandbreite an medizinischen Geräten für den Reanimationsprozess und der Postreanimationstherapie. Der Mediziner kann den kompletten Datensatz komfortabel ins Deutsche Reanimationsregister übertragen. Und erfüllt so eine … nein, gleich zwei Forderungen der 10 Thesen für 10.000 Leben der Bad Boller Reanimationsgespräche. „Ohne Daten gibt es keine messbare Verbesserung. Jede Wiederbelebung muss im Deutschen Reanimationsregister vollständig erfasst werden. Datenerfassung und Auswertung aller Versorgungseinheiten machen den Behandlungserfolg erst transparent und optimierbar.“ Und: „Alle Teilschritte der Wiederbelebung müssen einem umfassenden Qualitätsmanagement unterliegen. Durch eine lückenlose Dokumentation und regelmäßige Analysen können Vorgänge optimiert werden.“
Cornelius Spath: Optimale Vorgänge, das ist doch der springende Punkt. Was nützt Top-Equipment, wenn die Mannschaft keinen Spielplan hat? Und was nützt der beste Spielplan, wenn die Ausrüstung nicht optimal ist? Genau das macht den Gegner so stark. Die Kombination aus erstklassigem Training und technologisch fortschrittlichen Geräten ist exzellent und deckt sich mit den Empfehlungen der neuen ILCOR-Leitlinien, die Optimierungsstrategien auf einer umfassenden Prozessdatenerfassung und Analysen zum Reanimationsablauf im Notfall befürworten.
Sie bieten die Teilnahme an Pilotprojekten an? Was stellt man sich darunter vor?
Steffen Stegherr: Als Kernpunkte: ausführliche Informations-und Beratungsgespräche, Analysen der innerklinischen Medizintechnik, Freischaltung des Deutschen Reanimationsregisters, Implementierung des Standards Outcome Max. Die kompletten Datensätze jeder Reanimation werden – ohne und mit Standard Outcome Max – im Deutschen Reanimationsregister eingetragen. Auswertung sämtlicher Datenerhebungen und Vergleich der beiden Standards.
Gibt es Erfahrungswerte?
Steffen Stegherr: Die gibt es. Deshalb versprechen wir: Steigt das Outcome nicht erheblich, erstatten wir der medizinischen Einrichtung Geld zurück.
Wo erfahre ich mehr über Ihre Initiative?
Steffen Stegherr: In unserer Infobroschüre „Thinkbook Outcome Max“ sprechen wir u. a. die unterschiedlichen Zielgruppen an, geben einen Überblick zum Leistungsportfolio und beschreiben die Phasen des Pilotprojekts. Besuchen Sie unsere Website outcomemax.com. Gerne können Sie auch persönlich Kontakt zu uns aufnehmen.
Zur Person
Steffen Stegherr ist Marketing Manager von Zoll Medical Deutschland in Köln. Er studierte Humanmedizin an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz. Als Ressortleiter war er von 2001 bis 2003 an der Lehranstalt für Rettungsdienst des DRK Landesverbandes Rheinland-Pfalz tätig. Er ist ALS Instruktor des European Resuscitation Council und des German Resuscitation Council und Mitglied der AGSWN und NAEMT, des GRC, ERC und DRK. Er ist Autor und Mitherausgeber des Fachbuches „Frühdefibrillation“, das im SK-Verlag erschienen ist.
Zur Person
Cornelius Spath ist geschäftsführender Inhaber von borderzone Experience, Seit 2003 leitet er das Unternehmen und fungiert selbst als Trainer und Berater. Seine fachliche Kompetenz erwarb er u.a. in der Fachweiterbildung für Anästhesie und Intensivpflege und als Ausbildungsleiter am Institut für Angewandte Notfallmedizin in Freiburg.