Intestinales Mikrobiom entscheidend für den Therapieerfolg bei Clostridium difficile-Infektionen
13.10.2016 -
Patienten, deren Bakterien-Spektrum im Darm dem von Gesunden ähnelt, haben bessere Chancen auf anhaltenden Therapieerfolg. Die Zusammensetzung des intestinalen Mikrobioms bei Patienten mit Clostridium difficile-Infektionen (CDI) ermöglicht eine Vorhersage des Therapieansprechens und des Rezidiv-Risikos.1
Diese Daten wurden bei einem von Astellas Pharma unterstützten Symposium im Rahmen der 71. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) in Hamburg präsentiert. Das Fazit der Referenten: Der Einfluss eines Medikaments auf das Mikrobiom sollte die Therapiewahl bestimmen. Es ist Fidaxomicin (Dificlir), das sich durch seine spezifische Wirkweise gegen C. difficile auszeichnet, die das Mikrobiom schont.2,3,4
Clostridium difficile-Infektionen nehmen seit Jahren kontinuierlich zu.5 Für Deutschland weist das Bundesamt für Statistik mehr als 100.000 CDI-Behandlungen pro Jahr in Krankenhäusern aus.6 Immer häufiger sind auch niedergelassene Ärzte mit CDI konfrontiert.7,8
Antibiotika und PPI verändern das Mikrobiom
Ein wesentlicher Auslöser ist die Gabe von Antibiotika, sie können die bakterielle Darmflora so verändern, dass sich der Darmkeim leichter ausbreitet. Besonders hoch ist das Infektionsrisiko mit dem grampositiven Erreger unter der Gabe von Cephalosporinen der 3. Generation sowie Clindamycin.9 Mittlerweile konnte auch der Zusammenhang zwischen einer langfristigen Einnahme von Protonenpumpenhemmern (PPI) und einer CDI nachgewiesen werden – auch diese Wirkstoffe verändern das intestinale Mikrobiom.10
Dass das Risiko einer CDI grundsätzlich mit jedem Krankenhausaufenthalt steige, sagte Professor Dr. Joachim Labenz, Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin mit dem Schwerpunkt Gastroenterologie/Hepatologie am Jung-Stilling-Krankenhaus in Siegen. Daher bestehe bei einer Diarrhö im Krankenhaus immer der Verdacht auf eine Infektion mit Clostridium difficile. Angezeigt ist dann die entsprechende zweistufige Diagnostik, in schweren Fällen sollten Ärzte bereits parallel dazu mit der Therapie beginnen, um keine Zeit zu verlieren.
Unter Fidaxomicin bleibt das Mikrobiom stabil, das Rezidivrisiko sinkt
Bei einem erhöhten Rezidivrisiko sei es wichtig, eine Therapie zu wählen, die gezielt gegen C. difficile wirkt und das intestinale Mikrobiom nicht zusätzlich beeinflusst. In diesen Fällen könne Fidaxomicin (Dificlir) bereits first-line eingesetzt werden. Da unter einer Therapie mit Fidaxomicin das Mikrobiom weitgehend stabil bleibe, sei das Rezidivrisiko unter dem Makrozyklin deutlich geringer als unter herkömmlichen Therapien. „Wir geben Fidaxomicin daher spätestens ab dem ersten Rezidiv“, so Labenz weiter.
Fidaxomicin wurde speziell zur Behandlung der CDI entwickelt.11 Es wirkt gezielt gegen C. difficile durch selektive Hemmung seiner RNA-Polymerase12, was bei minimaler Auswirkung auf das intestinale Mikrobiom2,3,4 zu einer Verringerung der C. difficile-Sporen- und Toxin-Produktion sowie zum Absterben der C. difficile-Bakterien führt.13,14
Sicherheit des Fäkalen Mikrobiomtransfers (FMT) noch unklar
Ein Fäkaler Mikrobiomtransfer (FMT) komme seiner Meinung nach nur dann in Frage, wenn nichts anderes mehr möglich sei, sagte Professor Dr. Ali Canbay, leitender Oberarzt an der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie des Universitätsklinikums Essen. Die Ansprechraten seien zwar sehr gut. Um diese Therapie als Standard zu etablieren, seien aber noch viele Fragen zu klären, besonders was die Sicherheit für die Patienten betrifft.
Klinikalltag bestätigt: Fidaxomicin reduziert Patientenleid
Prof. Dr. Susanne Beckebaum zeigte anhand von Kasuistiken aus der Klinik für Transplantationsmedizin am Universitätsklinikum Münster, dass sich die Ergebnisse der Studien mit Fidaxomicin im Klinikalltag bestätigen lassen. Bereits die Zulassungsstudien hatten deutlich reduzierte Rezidivraten und eine bessere anhaltende Heilungsrate unter Fidaxomicin nachgewiesen.15,16 Besondere Vorteile im Vergleich zu Vancomycin konnten außerdem bei Krebspatienten nachgewiesen werden, unter anderem auch ein signifikant besseres primäres Ansprechen und ein deutlich schnelleres Sistieren der Durchfälle.17
So schilderte Beckebaum das Leiden einer 66jährigen multimorbiden Patientin mit hepatozellulärem Karzinom, Diabetes, COPD und Niereninsuffizienz. Zusätzlich zu ihren Grunderkrankungen erlitt diese Patientin eine CDI mit starken Diarrhöen, die die Lebensqualität der Patientin stark beeinträchtigten. Entsprechend den Empfehlungen der Leitlinie wurde bei dieser schwer kranken Risikopatientin bereits bei der ersten CDI-Episode Fidaxomicin eingesetzt. Es kam zu einer raschen Besserung der Symptome, die Diarrhö sistierte nach 4 Tagen und in den folgenden 12 Monaten trat kein weiteres Rezidiv auf.
Ein eindrucksvoller Heilungserfolg konnte auch bei einer 87jährigen Patientin mit Hepatitis C, Lungenemphysem und Mangelernährung erzielt werden. Diese war bereits zum wiederholten Male an CDI erkrankt und im Vorfeld in verschiedenen Krankenhäusern zunächst mit Metronidazol allein, dann mit einer Kombination aus Metronidazol und Vancomycin und schließlich mit Vancomycin in einem Ausschleich-Therapieregime über 7 Wochen behandelt worden. Bei erneuter stationärer Aufnahme wegen der nunmehr 4. CDI-Episode kam im August 2014 das spezifisch wirksame Fidaxomicin für 10 Tage zum Einsatz. Die Diarrhö besserte sich nach 3 Tagen und es traten bis heute keine weiteren CDI-Rezidive mehr auf. Der schnelle Heilungserfolg war bei dieser Patientin besonders wichtig, da die mit einer längeren Diarrhöe einhergehende Gewichtsabnahme die mangelernährte Patientin nur noch zusätzlich geschwächt hätte.
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