Medizintechnik

Carl Zeiss Surgical GmbH: "Intrabeam" zur Behandlung von Krebserkrankungen

Carl Zeiss Surgical GmbH: "Intrabeam" zur Behandlung von Krebserkrankungen. Für den Patienten ist eine Strahlentherapie sehr zeitaufwändig. In den letzten Jahren wurden Bestrahlungsgeräte entwickelt, die schon während der Operation eingesetzt werden können.
Die IORT (Intra Operative Radio Therapie) wird inzwischen weltweit eingesetzt.
Als besonders vorteilhaft sowohl aus Sicht der Patienten als auch der Krankenhausträger hat sich das Intrabeam-System von Carl Zeiss Surgical, Oberkochen, erwiesen.
Es handelt sich dabei um eine Strahlenquelle, die nur noch knapp zwei Kilo wiegt und in ein mobiles, hochbewegliches Halterungssystem integriert ist, wodurch es in jedem Operationssaal, welcher auch für die Durchleuchtung zugelassen ist, eingesetzt werden kann.

Brustkrebs – die häufigste Krebsart bei Frauen
Wurde in der Vergangenheit bei einer Frau Brustkrebs diagnostiziert, behandelte man diesen in den allermeisten Fällen durch eine radikale Brustentfernung (Mastektomie).
Der heutige Behandlungsstandard ist die brusterhaltende Tumorentfernung (Lumpectomie) in Kombination mit einer externen, sechswöchigen Strahlentherapie. Sie wird in 70–80% aller Brustkrebsfälle angewendet.
Der Trend in der Onkologie geht heute in Richtung einer gezielten, individualisierten, kostenoptimierten und interdisziplinären Behandlung von Krebs.
Die Patientin erhält individuell nach ihrem Krankheitsbild eine Behandlung, die für sie am schonendsten und effektivsten ist.
Diese verbesserten Methoden führen dazu, dass die Fünfjahresüberlebensrate bei Brustkrebs bei mehr als 90% liegt (54% vor 30 Jahren).

Der Trend in der Onkologie
Der Trend einer schonenden, aber doch individuellen Behandlungsmethode wird durch die intraoperative Strahlentherapie mit dem Intrabeam-System konsequent fortgesetzt.
Um sie zu einem Standard in der Strahlentherapie zu erheben, vergleichen gegenwärtig führende Zentren auf der ganzen Welt in der internationalen TARG/iT-Multicenterstudie unter Leitung von Prof. Michael Baum (London) und Prof. David Joseph (Perth) die konventionelle sechswöchige, externe Strahlentherapie mit der einmaligen intraoperativen Strahlenbehandlung für einen klar definierten Patientinnenkreis.
Wenn diese Studie erfolgreich ist, dann bedeutet dies, dass die intraoperative Strahlentherapie für Frauen mit einem im Frühstadium befindlichen Brustkrebs die über sechs Wochen gehende tägliche Strahlentherapie durch eine einzige, schonende Bestrahlung während der operativen Entfernung des Tumors ersetzen könnte.

Therapie mit dem Intrabeam-System
Bei der Behandlung mit dem Intrabeam- System wird während der Operation nach der Resektion des Tumors das Tumorbett mit weichen Röntgenstrahlen bestrahlt.
Der Chirurg platziert dabei die Sonde der Strahlenquelle, die mit einem Applikator in der richtigen Größe ausgestattet ist, in dem Tumorbett. Durch die intraoperative Anwendung kann der Chirurg direkt das gewünschte Zielgewebe bestrahlen; das gesunde, umliegende Gewebe und die Haut werden dabei geschont.
Nach diesem Eingriff und der einmaligen intraoperativen Bestrahlung kann in bestimmten Fällen die sonst notwendige postoperative Strahlentherapie ganz wegfallen.
Heute wird das Intrabeam-System routinemäßig eingesetzt, um die sog. „Boost“-Bestrahlung zu ersetzen. Damit werden den Patientinnen eine bis zwei Wochen der sonst sechswöchigen fraktionierten externen Bestrahlung erspart.
Der Hintergrund: In der konventionellen Strahlentherapie wird meist im letzten Drittel der Bestrahlungsfolge das Tumorbett mit einer einmaligen höheren Dosis (Boost) bestrahlt.
Diese Maßnahme kann mit einer höheren Dosis und damit effektiver intraoperativ durchgeführt werden, da während der Operation nicht durch gesundes Gewebe mit den negativen Begleiterscheinungen bestrahlt werden muss.

Technik und Vorteile des Systems
Die Strahlentherapie ist eine Standardmethode der Onkologie. Bisher werden hauptsächlich Linearbeschleuniger und radioaktive Präparate als Strahlenquellen eingesetzt.
Diese Methoden können nur mit räumlichen Strahlenschutzmaßnahmen (sog. „Bunker“) genutzt werden, die entsprechend hohe Investitionen der Kliniken erfordern.
Der technische Fortschritt des Intrabeams liegt in der Miniaturisierung der Röntgenquelle, die ein mobiles, von Operationssaal zu Operationssaal transportables System ermöglichen. Die Quelle selbst wiegt gerade einmal 2 kg.
Zusätzlich resultiert aus der Miniaturisierung der Quelle und der verwendeten Energie auch die Beschränkung der Strahlung auf ein kleines Volumen. Dadurch entfallen die bei konventionellen Geräten notwendigen Investitionen in Schutzräume und persönliche Schutzmaßnahmen.
Durch die räumliche Beschränkung und isotrope Ausbreitung der Strahlung wird nur das betroffene Gewebe um das Tumorbett bestrahlt und gesundes Gewebe geschont.
Die starke Strahlenbelastung des gesunden Gewebes ist bei den konventionellen Methoden der Strahlentherapie ein kritischer Nebeneffekt der Behandlung, da aus medizinischen Gründen Grenzwerte im Strahlenschutz bestehen.
Neben den medizinischen Vorteilen und dem Gewinn an Lebensqualität für die Patientinnen ergeben sich Vorteile für das Krankenhaus und das Gesundheitswesen, wie z.B. der mobile Einsatz des Gerätes ohne teure Strahlenschutzräume und mit geringen Anschaffungs- und Betriebskosten, Reduzierung der Krankentage sowie eine Reduzierung der Transport- und Unterbringungskosten für Patienten in der Strahlentherapie.
Ein spezieller DRG-Code für die intraoperative Strahlentherapie ermöglicht dabei die präzise Abrechnung der Behandlung.
Das Intrabeam-System wird auch bei verschiedenen Weichteiltumoren und insbesondere in der Hirnchirurgie mit vielversprechenden Ergebnissen eingesetzt.

Präzision
Wie beim chirurgischen Eingriff, so sind auch bei der Strahlentherapie Präzision und Zuverlässigkeit unerlässliche Voraussetzungen. Intrabeam erfüllt sie wegen der konsequent aufeinander abgestimmten Systemkomponenten.
Das System bringt die Strahlung gezielt in das Zentrum eines Tumors oder einer Tumorhöhle. Die Steuereinheit sorgt zuverlässig dafür, dass die gewählte Strahlendosis entsprechend der vorgegebenen Parameter abgegeben wird.
Die Abschaltung des Systems erfolgt automatisch. Einen wesentlichen Beitrag zur punktgenauen Bestrahlung leistet auch das hoch bewegliche Trägersystem. Ist die Position gewählt, behält die Röntgenquelle diese während der gesamten Dauer der Bestrahlung.

Mobilität
Die kompakte miniaturisierte Röntgenquelle ist sowohl am Intrabeam-Trägersystem als auch am Stereotaxie-Rahmen verwendbar.
Das Trägersystem lässt sich ideal im Operationssaal platzieren, die Röntgenquelle wird leicht und präzise im OP-Feld positioniert.
Was auf der einen Seite im OP Platz spart, gibt auf der anderen Seite dem Chirurgen genügend Freiraum: Mit dem langen Trägerarm lassen sich auch schwierige Tumorpositionen, beispielsweise im Kolorektalbereich erreichen. Das Trägersystem lässt das Arbeiten in der Overhead-Position zu, dadurch steht großzügiger Arbeitsraum zwischen OPTisch und Trägersystem zur Verfügung.
Intrabeam ist schnell von einem OP in den anderen gebracht, Bodenrollen machen dies möglich. Dadurch kann das System auch problemlos in OPs auf verschiedenen Stockwerken einer Klinik genutzt werden.

Birgit Arzig,Worms

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