Medizintechnik

Plötzlicher Herztod: Risiken erkennen – Zeit gewinnen

Insbesondere Patienten nach Myokardinfarkt und mit Herzinsuffizienz haben ein deutlich erhöhtes, aber oft unterschätztes Risiko für einen PHT.

Allein in Deutschland versterben jährlich etwa 100.000 Menschen am plötzlichen Herztod (PHT) [1]. Nach einem kardialen Ereignis ist das Risiko für einen PHT in den ersten 90 Tagen am höchsten [2,3]. Die deutsche Gesellschaft für Kardiologie empfiehlt die Nutzung der LifeVest-Defibrillatorweste (Wearable Cardioverter-Defibrillator, WCD) als temporär einsetzbare, nichtinvasive Option zur Rhythmusdetektion und Therapie bei Patienten mit erhöhtem Risiko [4]. Gerade in der aktuell durch die Coronakrise angespannten medizinischen Versorgungssituation kann die LifeVest helfen, Risikopatienten zu schützen.

Identifizierung von Risikopatienten

Die regelmäßige Untersuchung der linksventrikulären Herzfunktion stellt aktuell den Goldstandard in der Risikostratifizierung dar [5]. Einer von zwanzig Herzinfarktpatienten mit einer linksventrikulären Ejektionsfraktion (LVEF) unter 35 % verstirbt in den ersten 90 Tagen trotz optimaler medikamentöser Therapie – in 50 % der Fälle ist die Ursache der PHT [6]. Aber auch für Patienten mit einer LVEF zwischen 40 und 49 % ist das Risiko, an einem PHT zu versterben, je nach Begleitumständen noch hoch. Daher sollten hier zusätzlich zur LVEF noch weitere Faktoren wie die NYHA-Klassifikation und das Alter in Betracht gezogen werden [7].

 

Mehr Sicherheit während der Therapieoptimierung

Der Verlauf nach einem kardialen Ereignis ist sehr dynamisch, und der Zustand des Patienten kann sich mehrfach ändern [6]. Um die bestmögliche Versorgung des Patienten zu gewährleisten, muss die Therapie nach einem kardialen Vorfall daher an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden und die verschiedenen therapeutischen Optionen mit Bedacht evaluiert und gegeneinander abgewogen werden (siehe HRS-Protokoll).

Durch die Corona-Pandemie kommt es aktuell zu einer Verknappung der verfügbaren medizinischen Ressourcen in Deutschland: Standardeingriffe werden verschoben und Bettenkapazitäten für potenzielle Infektionspatienten vorgehalten. Die LifeVest bietet den behandelnden Ärzten eine Möglichkeit, die langfristige Therapie ihres Patienten zu planen, während diese gleichzeitig vor dem plötzlichen Herztod geschützt sind [8].

Umfangreiche Evidenz, welche die Daten von mehr als 20.000 Patienten aus retrospektiven und prospektiven Registern sowie einer großen randomisierten kontrollierten Studie umfasst, belegt die klinische Effektivität der LifeVest in der Terminierung ventrikulärer Tachyarrhythmien [5,6,9,10,11]. Die WEARIT-II-Studie zeigt: Einer von vierzehn Patienten, die einen WCD trugen, litt unter Arrhythmien, die eine klinische Intervention notwendig machten [12].

Darüber hinaus bietet die Defibrillatorweste über das LifeVest-Network (LVN) die Option eines automatischen Telemonitorings. Der behandelnde Arzt kann über einen gesicherten Zugang Daten zu EKG, Behandlungsabgaben und weitere für ein Herzinsuffizienzmonitoring wichtige Parameter abrufen, was zur besseren und differenzierteren Diagnostik und zu einem effektiven Management der Patienten beiträgt.

Empfohlen für Patienten mit reduzierter Ejektionsfraktion

Der Einsatz der LifeVest sollte sowohl bei ischämischer als auch nichtischämischer Ätiologie einer eingeschränkten Herzleistung in Erwägung gezogen werden. Der Wearable Cardioverter-Defibrillator (WCD) kann nach einem Myokardinfarkt und nach erfolgter Therapie durch PTCA oder Bypass, bei neu diagnostizierter nichtischämischer Kardiomyopathie und Myokarditis, aber auch zum Bridging nach ICD-Explantation oder bei anstehender Herztransplantation eingesetzt werden [13,14,15].

Aktualisierter Eintrag der LifeVest im Hilfsmittelverzeichnis

Der GKV-Spitzenverband hat im Juli 2019 der wissenschaftlichen Gesamtdatenlage Rechnung getragen und die seit Jahren gängige Versorgungspraxis bestätigt: Der Eintrag der LifeVest im Hilfsmittelverzeichnis (HMV) wurde um alle primärprophylaktischen Indikationen mit einer hochgradig eingeschränkten Pumpfunktion ≤ 35 % ergänzt [16]. Die Entscheidung des Spitzenverbandes vereinfacht die Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen und sollte dazu beitragen, das oft unterschätzte Risiko des PHT durch den Einsatz der LifeVest weiter zu senken.

 

Über ZOLL LifeVest

Die LifeVest-Defibrillatorweste (WCD) wird Patienten mit einem Risiko, am plötzlichen Herztod (PHT) zu versterben, verschrieben. Dies schließt Patienten mit niedriger EF nach zuvor erlittenem Herzinfarkt oder neu diagnostizierter Herzinsuffizienz ein. Die Ejektionsfraktion misst die Pumpleistung des Herzens und ist der stärkste Prädiktor einer Langzeit-Mortalität [2,6]. Zahlreiche klinische Studien belegen, dass bei Patienten mit niedriger EF das Mortalitätsrisiko in den ersten 90 Tagen nach einem kardialen Ereignis wie einem Herzinfarkt oder einer neu diagnostizierten Herzinsuffizienz am höchsten ist. Dies schließt die hohe Mortalität durch den plötzlichen Herztod mit ein [2,3,5,13,17,18].

Die LifeVest-Defibrillatorweste überwacht das Herz des Patienten kontinuierlich. Wird ein lebensgefährlicher Herzrhythmus erkannt, gibt das Gerät einen elektrischen Behandlungsschock ab, um den normalen Herzrhythmus wiederherzustellen. Die LifeVest gibt dem Arzt Zeit, die medizinische Therapie zu optimieren und das Langzeitrisiko des Patienten für einen plötzlichen Herztod zu bestimmen. Patienten können mit Hilfe der LifeVest ihr alltägliches Leben wie gewohnt weiterführen. Sie haben gleichzeitig die Gewissheit, vor dem plötzlichen Herztod geschützt zu sein.

Sowohl die Leitlinien der American Heart Association (AHA)/American College of Cardiology (ACC)/Heart Rhythm Society (HRS) von 2017 sowie die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) und der European Society of Cardiology (ESC) von 2015 für das Management ventrikulärer Arrhythmien und die Prävention des plötzlichen Herztods als auch die ESC-Leitlinien für die Diagnose und Behandlung von akuter und chronischer Herzinsuffizienz von 2016 empfehlen den WCD einer Vielzahl von Patienten mit PHT-Risiko, einschließlich derer mit niedriger EF nach einem zuvor erlittenen Herzinfarkt oder einer neu diagnostizierten Herzinsuffizienz.


Quellen: 

[1] Kauferstein S et al. Dtsch Arztebl Int 106.4 (2009): 41–7.

[2] Solomon SD et al. NEJM 2005; 352: 2581–2588.

[3] Adabag AS et al. JAMA 2008; 300(17): 2022–2029.

[4] Deneke T et al. Kardiologe (2019) 13: 292

[5] Halkin A et al. J Am Coll Cardiol 2005; 45: 1397–1405. 

[6] Olgin JE et al. N Engl J Med 2018; 379: 1205–1215

[7] Chatterjee et al. JAMA cardiology 3.7 (2018): 591–600.

[8] Kutyifa, V et al. Pacing and Clinical Electrophysiology 41.10 (2018): 1307–1313.

[9] Epstein AE et al. JACC 2013; 62: 2000–2007.

[10] Wäßnig N et al. Circulation 2016; 134: 635–643.

[11] Nguyen E et al. J Innov Card Rhythm Manag 2018; 9: 3151–3162.

[12] Kutyifa V et al. Circulation 2015; 132: 1613–1619; doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.115.015677.

[13] Zishiri ET et al. Circ Arrhythm Electrophysiol 2013; 6: 117–128. 

[14] Priori SG et al. Eur Heart J. 2015;36(41):2793–2867.

[15] Gronda E et al. J Heart Lung Transplant. 2006;25(9):1043–1056.

[16] GKV-Spitzenverband – Nachtrag zum Hilfsmittelverzeichnis – Bundesanzeiger vom 23. Juli 2019.

[17] Weintraub W et al. Circulation. 2012;125:1501–1510.

[18] Packer M et al. NEJM. 1996;334(21):1349–1355.

 

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