Aus den Kliniken

Innovatives Versorgungsmodell bei Endometriose

04.03.2025 - Um die Versorgung von Frauen mit Endometriose nachhaltig zu verbessern und die Versorgungslücke bei dieser häufig sehr spät diagnostizierten Erkrankung zu schließen, entwickelt ein interdisziplinäres Konsortium unter der Leitung der Universitätsmedizin Halle ein innovatives Versorgungsmodell.

„ENDO-EVE: Endometriose effektiv erkennen und koordiniert ganzheitlich therapieren“ widmet sich gezielt der Beschleunigung der Diagnose, der Verbesserung der Behandlungsqualität und der Entwicklung digitaler Begleitangebote. Ziel ist es, Patientinnen eine umfassende, evidenzbasierte Versorgung zu ermöglichen, die ihre Lebensqualität deutlich erhöht. Beteiligt sind die Endometriosezentren der Universitätsklinika Heidelberg und Tübingen. Das Projekt wird vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses mit 5,9 Mio. Euro gefördert.

Endometriose ist eine der häufigsten gynäkologischen Erkrankungen, von der schätzungsweise jede achte Frau im gebärfähigen Alter betroffen ist. Die Symptome – darunter chronische Schmerzen, psychische Belastung und Unfruchtbarkeit – werden oft zu spät diagnostiziert, was die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigt. Das Projekt „ENDO-EVE“ will diese Versorgungslücke schließen und die Zeit bis zur Diagnose sowie die Qualität der Behandlung verbessern.

„Mit diesem Projekt wollen wir die Versorgung von Frauen mit Endometriose grundlegend verändern. Durch ein strukturiertes Behandlungsprogramm und den Einsatz digitaler Technologien möchten wir nicht nur die Diagnose beschleunigen, sondern auch den Leidensdruck der Patientinnen langfristig verringern“, erklärt Prof. Dr. Stephanie Wallwiener, Projektleiterin und komm. Direktorin der Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin am Universitätsklinikum Halle (Saale).

Das Projekt „ENDO-EVE“ verbindet innovative Ansätze in der Endometrioseversorgung: Gemeinsam mit niedergelassenen Gynäkolog:innen wird ein standardisiertes Diagnostik- und Überweisungsprogramm entwickelt, das es ermöglicht, Verdachtsfälle präzise zu identifizieren und Patientinnen gezielt an spezialisierte Endometriosezentren zu überweisen, wo ein personalisiertes, multimodales Behandlungsprogramm eingeleitet wird. Ergänzend dazu unterstützt ein digitaler Begleiter in Form einer App die Patientinnen während der gesamten Behandlung. Die App bietet edukative Inhalte zum Schmerzmanagement und zur mentalen Gesundheit, erfasst Patient Reported Outcomes (PRO) und ermöglicht ein zeitnahes Feedback an das Behandlungsteam. In den Endometriosezentren stellen interdisziplinäre Teams aus Gynäkolog:innen, Psycholog:innen und Schmerztherapeut:innen eine umfassende und koordinierte Therapie sicher, die auf die individuellen Bedürfnisse der Patientinnen abgestimmt ist. Sie stehen bei Bedarf auch digital in der App als Ansprechpartner:innen zur Verfügung.

Das Projekt wird über einen Zeitraum von dreieinhalb Jahren in Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg durchgeführt. Klinische Partner in Baden-Württemberg sind die Universitäts-Frauenkliniken in Heidelberg und Tübingen. Die wissenschaftliche Begleitung übernimmt das Institut für Klinische Epidemiologie und angewandte Biometrie des Universitätsklinikums Tübingen. Ziel ist es, messbare Verbesserungen in der Diagnostik und Therapie zu erreichen, insbesondere die Reduktion chronischer Schmerzen, psychischer Belastungen und krankheitsbedingter Arbeitsausfälle.

„Im Durchschnitt vergehen bis zu zehn Jahre, bis Patientinnen die Diagnose Endometriose erhalten. Diese lange Leidenszeit zu verkürzen, aber auch individualisierte Therapien für die Betroffenen anzubieten, ist unser gemeinsames Ziel“, erläutert Dr. Jürgen Andress, Leitender Oberarzt des Departments für Frauenheilkunde und stellvertretender Leiter des Endometriosezentrums in Tübingen. Das Universitäts-Endometriosezentrum kann dabei auf langjährige Erfahrung bei der Behandlung der Krankheit sowie auf exzellente Forschungsexpertise zurückgreifen.

„Endometriose ist eine sehr belastende Erkrankung. Gleichzeitig stehen inzwischen viele wirksame Therapien zur Verfügung, die Beschwerden lindern und die Lebensqualität verbessern können. Mit ENDO-EVE wollen wir erreichen, dass möglichst viele Frauen die für sie richtige Therapie bekommen und davon im Alltag profitieren“, sagt Prof. Dr. Ariane Germeyer, Leiterin des Endometriosezentrums am Universitätsklinikum Heidelberg.

Unter der Leitung des Universitätsklinikums Halle (Saale) wird das Projekt in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Tübingen, dem Universitätsklinikum Heidelberg, mehreren Krankenkassen (AOK Sachsen-Anhalt, AOK Baden-Württemberg) und weiteren Partnern, darunter die Endometriose-Vereinigung Deutschland, durchgeführt.

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