Patienteninformation mittels Tablet oder Roboter: Ein konkreter Anlass führt zu größerer Akzeptanz
21.06.2021 - Erstmals ist in einer Studie untersucht worden, wie hoch die Akzeptanz einer Informationsvermittlung mittels Tablet oder humanoidem Roboter bei Patienten ist.
Die Studie wurde von Wissenschaftlern der Universitätsmedizin Halle (Saale) im klinisch-radiologischen Kontext im Vorfeld einer MRT-Untersuchung durchgeführt. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift RöFo – Fortschritte auf dem Gebiet der Röntgenstrahlen und der bildgebenden Verfahren veröffentlicht.
Es zeigte sich, dass sowohl Informationen auf einem Tablet als auch erzählt von einem Roboter durchaus auf Akzeptanz stoßen. Das steht im Gegensatz zu anderen Studien zur generellen Haltung gegenüber solchen Hilfsmitteln im Gesundheitswesen, die offenbarten, dass eine Mehrheit diesen skeptisch gegenübersteht. „Wir erklären uns den Unterschied damit, dass der Einsatz von Tablet und dem Roboter ‚Pepper‘ in unserer Studie in einem konkreten praktischen Anwendungsfall erfolgte, nämlich als Informationsquelle im Vorfeld einer MRT-Untersuchung“, sagt Prof. Dr. Dr. Walter A. Wohlgemuth, Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Radiologie der Universitätsmedizin Halle, an der die Studie durchgeführt wurde. Bisher seien humanoide Roboter hauptsächlich im Rahmen von Begrüßungen, spielerischer Anregung oder als Therapiebegleiter bei Kindern erforscht worden.
Von 135 angesprochenen Patienten im Vorfeld einer elektiven Untersuchung hatten 117 Menschen an der Anwendungsstudie der Universitätsmedizin Halle teilgenommen. Nach ihrer Einwilligung waren sie per Zufallsprinzip entweder der Tabletgruppe oder der Robotergruppe zugeordnet worden. Sowohl das Tablet als auch der humanoide Roboter „Pepper“ wurden dafür eingesetzt zu erklären, wie eine solche Untersuchung abläuft und was in ihrem Zusammenhang beachtet werden muss. Untersucht wurden die Akzeptanz des Roboters als Informationsgeber, die Unterschiede in der Benutzerfreundlichkeit des Roboters im Vergleich zum Tablet sowie der Wissenstransfer, das heißt, ob die Informationen, die beide Gruppen bekommen hatten, auch korrekt verstanden worden waren.
Mehrheit steht elektronischen Mitteln positiv gegenüber
Mehr als 75% der Probanden erklärten, dass sie sich in der Situation wohlgefühlt hätten. Eine Mehrheit beider Gruppen steht einer Information mit elektronischen Mitteln positiv gegenüber und würde auf eine persönliche Information verzichten. Die Information ersetzte dabei den Informationsbogen in Papierform; sie ersetzte aber nicht das ärztliche Aufklärungsgespräch. „In unserer Befragung derjenigen, die nicht an der Studie teilnehmen wollten, zeigte sich, dass eine der Ängste ist, dass Menschen von der Technik abgelöst werden könnten. Das ist jedoch nicht der Fall. Das ärztliche Aufklärungsgespräch erfolgt nach wie vor, aber es können dann ganz gezielt Fragen oder Unklarheiten besprochen werden“, so Radiologe Dr. Dietrich Stoevesandt, Leiter des Dorothea-Erxleben-Lernzentrums der Medizinischen Fakultät Halle und des Erxleben Digital HealthCare Hubs sowie Erstautor der Studie. Die 18 Menschen, die einer Teilnahme an der Studie nicht zustimmten, konnten Angaben machen, warum sie nicht bei der Studie mitmachen wollten. Das nahmen 14 Menschen in Anspruch. Hierbei stellten die Forschenden fest, dass der Altersdurchschnitt von 51,3 Jahren bei den Teilnehmenden sich signifikant vom Altersdurchschnitt der Nichtteilnehmer (63,9 Jahre) unterschied. „Wir vermuten daher, dass es bei älteren Menschen auch mehr Vorbehalte gegenüber der Technik gegeben haben könnte“, so Stoevesandt, wobei nur vier der Nichtteilnehmenden laut Befragung vollständig oder teilweise wegen des Roboters die Teilnahme ablehnten.
In der Studie waren aus ethischen Gründen Menschen mit schweren psychiatrischen Erkrankungen, Schmerzen oder unzureichendem Sprachniveau von der Teilnahme an der Studie ausgeschlossen. „Perspektivisch könnten jedoch gerade für durch verschiedene Faktoren eingeschränkte Menschen oder Nicht-Muttersprachler Informationen per Tablet oder Roboter besonders geeignet sein, da Informationen audio-visuell transportiert werden oder in anderen Sprachen erfolgen können“, sagt Stoevesandt.
In der gleichen Studie ist nach entsprechendem Einverständnis zudem begleitend per Video- und Tonaufzeichnung eine Interaktionsanalyse zwischen den Probanden und dem Roboter durchgeführt worden. „Die Ergebnisse dieser Studie werden noch gesondert veröffentlicht“, so Versorgungsforscher Prof. Dr. Patrick Jahn, einer der Mitautoren der Studie.
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