Klimaresiliente Gesundheitsbauten
Von Stefanie Matthys, ENAH, AKG
Ein Beitrag von Stefanie Matthys, Architektin, Managing Direktor des European Network Architecture for Health (ENAH) und Mitglied im AKG – Architekten für Krankenhausbau und Gesundheitswesen.
Wie können Einrichtungen des Gesundheitswesens sich für diese drängenden Herausforderungen, die der Klimawandel mit sich bringt, fit machen? Dieser Thematik widmet nun das European Network Architecture (ENAH) ein Online-Seminar, in dem es die Problematik sowohl von der medizinischen Seite als auch vom Standpunkt des Planers und Architekten aus beleuchtet.
Seit April 2021 engagiert sich das European Network Architecture for Health (ENAH) als neues Mitglied im AKG – Architekten für Krankenhausbau und Gesundheitswesen, um aktuelle Themen, wie die des Bauens in Zeiten des Klimawandels, im interdisziplinären Austausch und im internationalen Dialog anzugehen. Gegründet wurde ENAH aus einer Kooperation des Fachgebiets „Entwerfen von Krankenhäusern und Bauten des Gesundheitswesens“ von Prof. Christine Nickl-Weller an der TU Berlin und dem Expertise Center Architecture, Urbanism & Health von Prof. Cor Wagenaar an der Groningen University, sowie weiteren europäischen Wissenschaftlern im Fachbereich Architektur und Gesundheit.
Ziel der gemeinnützigen Gesellschaft ist es, der Frage nachzugehen, wie Architektur und Stadtplanung über den eigentlichen Auftrag des Bauens hinaus, einen Beitrag zur Gesunderhaltung und zur Genesung Erkrankter beitragen kann. Diesem Ziel geht ENAH nach, indem es interdisziplinären Austausch rund um aktuelle Fragestellungen initiiert und das Expertenwissen auch in Bauherrenberatung, Strategieentwicklung und in Lehrangeboten innerhalb und außerhalb der TU Berlin weitergibt.
Finanzierung mit Förderprogramm
Das Bauen in Zeiten des Klimawandels steht zurzeit ganz oben auf der Agenda, wenn es um Anpassungsmaßnahmen oder Neubauvorhaben im Gesundheitswesen geht. Mit dem groß angelegten Förderprogramm „Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel“ hat das Bundesumweltministerium gezeigt, dass es sich des Handlungsbedarfs bewusst ist. Soziale Einrichtungen – allen voran Pflege- und Seniorenheime und Krankenhäuser – können ihren Umbau zu einem klimaresilienten Betrieb über dieses Förderprogramm finanzieren lassen. Gefördert werden nicht nur Einrichtungen des Gesundheitswesens, sondern auch lokale und kommunale Akteure der Stadtentwicklung, denn es ist leicht einzusehen, dass Anpassungsmaßnahmen, wie zum Beispiel das Schaffen von mehr Grün- und Verdunstungsflächen, nicht nur einzelne Gebäude, sondern auch das städtische Umfeld betreffen müssen. Zudem kann die Förderung auch Schulungen des Personals zu verhaltensbasierten Anpassungsmaßnahmen oder landschaftsplanerische Umgestaltungen beinhalten.
Das Förderprogramm ist dringend notwendig, um ein Bewusstsein für die Thematik zu schaffen, denn allzu oft wird der Schutz von Hitze hierzulande noch nicht so ernst genommen, wie es geboten wäre und wie es die Wetterprognosen und der Blick auf die Statistiken der letzten Jahre nahelegen. Dabei rechnet man in der EU laut dem Lancet Countdown (2018) mit bis zu 30.000 hitzebedingten Todesfälle bis 2030. Besonders betroffen sind, neben Senioren und Säuglingen, Patienten mit COPD und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Relevant in den Hitzeperioden ist vor allem die anhaltend hohe Temperatur auch in den Nachtstunden vor allem im städtischen Bereich, wo Grünflächen fehlen, um zur nächtlichen Abkühlung beizutragen.
Die Möglichkeiten, eine Gesundheitseinrichtung klimare-silient zu gestalten, sind vielfältig – angefangen bei der äußeren Gebäudehülle, die neben beweglichen oder feststehenden Sonnenschutzelementen zum Beispiel auch Fassadenbegrünung integrieren könnte. Denn Pflanzen bieten nicht nur Sonnenschutz, sie tragen, genauso wie gebäudenahe Grünflächen, auch positiv zum Mikroklima bei.
Auch in der Innenraumgestaltung kann zum Beispiel durch Möglichkeiten zur Querlüftung oder die Verwendung von hellen Farben zur Verbesserung des Hitzeschutzes beigetragen werden. Die schlechteste aller Möglichkeiten wäre der flächendeckende, nachträgliche Einbau stromfressender Klimaanlagen, die ihrerseits dann wieder zur Erwärmung der Umgebungstemperatur beitragen. Stattdessen gibt es energiesparende Alternativen in der technischen Gebäudeausrüstung, wie die adiabate Abluftkühlung, bei der in die Abluft der Lüftungsanlage Wasser versprüht wird. Die Verdunstung des Wassers erzeugt dann die notwendige Kälte zur Gebäudekühlung. So können Gesundheitseinrichtungen sich nicht nur resilient gegen Hitzewellen machen, sondern gleichzeitig zu einem klimafreundlichen Betrieb umgestaltet werden.
ENAH möchte mit seinen Seminaren einen Betrag zu diesem Umbau leisten. Damit schließt es sich Initiativen, wie zum Beispiel der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) an, welche die Thematik von der medizinischen Seite her beleuchtet und sich für einen klimaneutralen Gesundheitssektor in Deutschland engagiert.
AKG-Termine
17.–18. 09. 2021
AKG Herbsttreffen in Dresden mit Mitgliederversammlung, Vorstandswahlen und Fortbildungsveranstaltung „Demenz/Geriatrie“
17. 11. 2021
AKG-Vortragsveranstaltung auf der Medica in Düsseldorf
12/2021
Auslobung des AKG-Preises 2022
Vorschau 2022
Herausgabe der AKG-Festschrift zum 50jährigen Jubiläum
Kontakt
AKG Bund Architekten für Krankenhaus und Gesundheitswesen im BDA e.V.
Köpenicker Str. 48 - 49
10179 Berlin
Deutschland
+49 30 278799 14