Universitätsmedizin Halle koordiniert Projekt zum Aufbau eines „robotic Future Care Lab“ im Kosovo
16.03.2022 - Digitalisierung im medizinischen Bereich ist ein globales Thema.
Insbesondere die Unterstützung des Alltags von pflegebedürftigen oder älteren Menschen und deren Angehörigen mithilfe von Robotertechnologien ist dabei ein Feld, das vielversprechend ist. Die Universitätsmedizin Halle forscht bereits seit vielen Jahren zu den verschiedensten Ansätzen und Einsatzmöglichkeiten assisitiver Technologien, aber auch hinsichtlich deren Akzeptanz in der Praxis. Im Rahmen des neuen Projektes „InnoTRANS“ wird nun an einer privaten Hochschule in Pristina, Kosovo, ebenfalls ein solches „Future Care Lab“ – ein Forschungslabor zu Zukunftstechnologien in der Pflege – aufgebaut. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt mit gut 440.000 Euro.
„InnoTRANS ist ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt. Übergeordnetes Ziel ist die Förderung von Innovationen im Bereich praxistauglicher Anwendungen sozial-assistiver Robotertechnologien (SAR)“, erklärt Prof. Dr. Patrick Jahn von der Universitätsmedizin Halle und Leiter des Projektes. Am Kolegji Heimerer, einer privaten Hochschule, wird ein dazu ein „robotic Future Care Lab“ als Raum zur Neu- und Weiterentwicklung von Robotertechnologien eingerichtet, in dem praxisnah Anwendungsszenarien für den Einsatz dieser sozial-assistiven Robotik – und hier speziell humanoider Kommunikationsrobotik - in der Gesundheitsversorgung unter Beteiligungen der verschiedenen Nutzergruppen und gemeinsam mit Partnern aus der Industrie entwickelt und umgesetzt werden.
Projekt mit unterschiedlichen Akteuren
Zum Start des Projekts treffen sich vom 14. bis zum 17. März die Beteiligten aus Halle und sowie acht Gäste aus dem Kosovo im Digital HealthCare Hub des Dorothea-Erxleben-Lernzentrums der Medizinischen Fakultät in Halle. Die Teilnehmenden haben unterschiedliche wissenschaftliche und nichtwissenschaftliche Hintergründe, sodass die Gruppe Fachwissen aus der Pflege(-Wissenschaft) und Gesundheits- und Sozialversorgung sowie aus der Softwareentwicklung (IT und Start-ups) und dem Ingenieurswesen vereint. Durch die Verzahnung verschiedener an der Gesundheitsversorgung beteiligter Akteure werden interprofessionelle Kooperationen und Denkweisen gestärkt. Als beteiligte Institutionen sind neben der AG Versorgungsforschung im Krankenhaus der Universitätsmedizin Halle, die die Mentorenrolle einnimmt, vor allem das Kolegji Heimerer, die Universiteti i Prishtinës, das Institute of Southeast Europe for Health and Social Policy, die Klinika Digjitale und das Innovation Center of Kosovo (ICK) zu nennen.
Ziel der ersten gemeinsamen Präsenzveranstaltung in Halle ist es, sich persönlich kennenzulernen, Forschungsmethoden vorzustellen und die Zusammenarbeit abzustimmen, aber auch das hallesche „Future Care Lab“ anzuschauen, das im Kosovo spiegelbildlich errichtet werden soll. Darüber hinaus ist ein wichtiger Schwerpunkt, Einblick in die Programmierung und bereits etablierte Einsatzszenarien des humanoiden Kommunikationsroboters Pepper und die daraus erwachsenden Potenziale für die Gesundheitsversorgung zu geben, um daraus an den Kosovo angepasste, zukunftsfähige Strukturen zu entwickeln.
„Dadurch wollen und können wir mit dem Projekt dazu beitragen, dass weniger wissenschaftlicher Nachwuchs und weniger Fachkräfte aus dem Westbalkan abwandern, weil das Innovationspotenzial in der Region gesteigert wird. Außerdem können dadurch einerseits Innovationen schneller in die Versorgung gebracht werden und andererseits wird die Transferkultur zwischen Wissenschaft und Wirtschaft gestärkt. Das unterstützt dann wiederum die Integration dieser Länder in den Europäischen Forschungsraum und gestaltet Veränderungsprozesse auf dem Westbalkan mit“, so Pflegeforscher Prof. Jahn.
Lokale Strukturen stärken
„Mit derartigen kollaborativen Projekte werden die Regionen dazu befähigt, als gleichberechtigte Partner in zukunftsorientierten Vorhaben mitzuwirken. Dies steigert nicht zuletzt auch die Attraktivität der aktiven Einflussnahme auf lokale Strukturen im Gegensatz zum passiven Profitieren in der Vergangenheit“, ergänzt Prof. Dr. Shaban Buza von der Fakultät für Maschinenbau der Universität Prishtina.
„Mit der Universitätsmedizin Halle verbindet uns in diesem Bemühen auch eine enge Partnerschaft seit 2006“, so Prof. Naime Brajshori, Rektorin des Kolegji Heimerer in Prishtina.
Das Projekt InnoTRANS wirke aktivierend hinsichtlich einer zukunftsorientierten Qualifizierung in den Gesundheitsfachberufen für einen Leitmarkt Gesundheit in der Republik Kosovo mit Strahlkraft über die Stadt Pristina hinaus in den gesamten Westbalkan, insbesondere Albanien und Nord-Mazedonien.
Das Vorhaben wird im Rahmen der Strategie der Bundesregierung zur Internationalisierung von Wissenschaft und Forschung und des Programms „Stärkung Deutschlands im Europäischen Forschungs- und Bildungsraum“ gefördert.