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Universitätsklinikum Bonn: Kontinenz- und Beckenbodenzentrum zertifiziert

14.07.2022 - Inkontinenz kann jeden betreffen und verschiedene Ursachen haben. Im Bonner Kontinenz- und Beckenbodenzentrum des Universitätsklinikums Bonn (UKB) arbeiten Urologie, Gynäkologie und Chirurgie eng zusammen, um den Patientinnen und Patienten eine optimale Rundum-Versorgung zu ermöglichen. Dafür wurde das Zentrum nun zertifiziert.

Etwa sechs Millionen Menschen in Deutschland leiden an Harn- und Stuhlinkontinenz. Betroffen sind Kinder mit angeborener Fehlbildung, Querschnittgelähmte und zahlreiche andere Patientinnen und Patienten jeden Alters und Geschlechts. Bei vielen Frauen kommt es zu einer Senkung des Beckenbodens, die sehr unangenehm sein kann. Betroffene haben oft Schmerzen und müssen mit Beeinträchtigungen in ihrem Alltag leben.

Hilfe erhalten sie alle im 2012 gegründeten Bonner Kontinenz- und Beckenbodenzentrum. „Das Besondere am Bonner Zentrum ist, dass neben den Hauptabteilungen Urologie, Gynäkologie und Chirurgie auch Kinderchirurgie, Kinderneurologie und Kindernephrologie, Radiologie, Neurologie, Neurochirurgie und viele mehr eng zusammenarbeiten, um den jungen und älteren Patientinnen und Patienten die individuell passende Therapie anbieten zu können“, sagt Prof. Ruth Kirschner-Hermanns, Koordinatorin des Kontinenz- und Beckenbodenzentrums und Sektionsleiterin der Neurourologie am UKB.

Zertifizierung

2017 wurde das Zentrum bereits von der Deutschen Gesellschaft für Beckenbodengesundheit rezertifiziert und seitdem insbesondere in der Vielfältigkeit von diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten weiter ausgebaut. In diesem Jahr folgte dann die Zertifizierung über die Gesellschaft Cert iQ für die herausragenden Leistungen und ein überzeugendes Kooperationskonzept, welches auch Urotherapie, Physiotherapie und Psychosomatische Betreuung und die Kooperation mit dem Johanniter „Neurologisches Rehabilitationszentrum Godeshöhe“ e. V. und die Zusammenarbeit mit der AG BeckenbodenGesundheit einschließt.

Angeborene Inkontinenz

Auch wenn das Stichwort Inkontinenz allgemein eher selten mit Neugeborenen assoziiert wird, so gibt es schwerwiegende Erkrankungen, die bereits im Mutterleib und nach der Geburt zu Inkontinenz führen und eine lebenslange Behandlung erfordern. Dazu gehören LUTO (Lower Urinary Tract Obstruction), eine Verengung der unteren ableitenden Harnwege, die vor allem bei Jungen auftritt, aber auch Myelomeningozele (MMC), eine angeborene Querschnittlähmung. „Am UKB werden auch die kleinen Patientinnen und Patienten – in enger Kooperation mit der Kinderchirurgie, Kindernephrologie und Kinderneurologie – diagnostiziert und falls nötig operiert. Wir sind eines der wenigen Zentren in Deutschland, die diese aufwendige Behandlung durchführen“, so Prof. Manuel Ritter, Direktor der Klinik für Urologie und Kinderurologie des UKB.

Funktionsstörungen des Beckenbodens

Sehr häufig leiden Frauen an Funktionsstörungen des Beckenbodens. Dazu gehören Beschwerden, die mit dem Beckenboden und seiner Funktionalität in Zusammenhang stehen, wie beispielsweise Inkontinenz, Blasen- und Gebärmuttersenkungen. „Um der Komplexität der Krankheitsbilder gerecht zu werden, sind spezialisierte Behandlungsansätze gefordert“, so Prof. Alexander Mustea, Direktor der Klinik für Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie des UKB.

„Unsere Sektion Urogynäkologie berät Frauen, die Beschwerden haben. Wir beschäftigen uns intensiv mit einer umfassenden Diagnostik und bieten ein weites Spektrum moderner konservativer und operativer Behandlungsverfahren an, insbesondere minimal-invasive, roboter-assisitierte Operationen. Außerdem bieten wir Patientinnen, die unter Beschwerden oder Komplikationen nach Senkungs- und Inkontinenzoperationen leiden, eine gezielte Therapie an“, erläutert Prof. Dominique Könsgen-Mustea, Leiterin der Sektion Urogynäkologie. Auch die Zusammenarbeit mit der gynäkologischen Psychosomatik und der Ernährungsberatung gehört zum besonderen Angebot des Kontinenz- und Beckenbodenzentrums.

Minimalinvasive Darm-OPs

Eine zentrale Rolle im wohl am breitesten aufgestellten Kontinenz- und Beckenbodenzentrum Deutschlands spielt zudem die Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie des UKB. „Unser Team für Koloproktologie um Leiter PD Dr. Vilz führt hochkomplexe Darmoperationen mithilfe minimalinvasiver Chirurgie durch, wenn dies zur Behandlung erforderlich ist. Für die Patientinnen und Patienten bedeuten die OPs eine enorme Verbesserung ihrer Lebensqualität“, so Prof. Jörg Kalff, Direktor der Klinik für Chirurgie am UKB.

Sprechstunde für Querschnittpatienten mit Kinderwunsch

Eine weitere interdisziplinäre Zusammenarbeit gibt es bei der Behandlung der Patientinnen und Patienten mit Querschnittlähmung. Während die Betroffenen in erster Linie von den Neurourologen aus dem Team von Prof. Kirschner-Hermanns behandelt werden, so übernimmt beim Thema Kinderwunsch von Patientinnen und Patienten mit Querschnittlähmung die Geburtshilfe und Pränatalmedizin des UKB. Hier werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt, um herauszufinden ob und wenn ja, mit welcher Behandlung der Kinderwunsch ermöglicht werden kann. Speziell ausgebildete Neurologen, Urotherapeuten und Physiotherapeuten des Johanniter „Neurologisches Rehabilitationszentrum Godeshöhe“ e. V. in Bad Godesberg. unterstützen die Gynäkologie und Geburtshilfe des UKB bei dieser anspruchsvollen Aufgabe. „Bei angeborenen Fehlbildungen findet die Aufklärung der Eltern schon vor der Geburt statt und auch für Menschen mit einem Querschnitt sind wir sowohl beim Kinderwunsch als auch bei der Planung und Versorgung der Schwangeren in enger Kooperation mit dem Rehabilitationszentrum Godeshöhe wichtiger Ansprechpartner“, so Prof. Kirschner-Hermanns.

Kontakt

Universitätsklinikum Bonn (UKB)

Venusberg-Campus 1
53127 Bonn

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